Polizei verteilt Knöllchen an Radwegparker und Geisterradler
Die Ordnungshüter kämpfen ab nächste Woche verstärkt gegen Fahrradunfälle.
Düsseldorf. Den Radweg auf der linken statt der rechten Straße entlangfahren, weil es doch eh keinen stört? Mal eben das Auto auf dem Radstreifen abstellen — die Radler können doch drumherumfahren? Solche vermeintlichen Kavaliersdelikte im Verkehr können ab der kommenden Woche teuer werden.
Polizei, Stadt und Verkehrswacht legen jetzt richtig los mit ihrer neuen Kampagne gegen Fahrradunfälle. Seit heute hängen in der ganzen Stadt Plakate, die „Geisterradler“ und Radwegparker aufrütteln sollen. Neben freundlichen Warnungen müssen sie aber auch mit Knöllchen rechnen.
Ende Januar schlossen die Projektpartner ihre Kampagne „Achtung Fußgänger“ ab — und kündigten an, künftig mehr für die Sicherheit der Radfahrer zu tun. Denn: Die Zahl der Radlerunfälle stieg über die vergangenen 15 Jahre um insgesamt 20 Prozent an.
773 Unfälle mit Fahrradfahrern gab es 2012 — dabei wurden 567 Menschen leicht, 71 schwer verletzt, drei starben. „Bei einem Radunfall ist das Risiko, sich zu verletzten, sehr hoch“, verdeutlicht Polizeisprecher Jochen Schütt.
Und doch: „Viele Radfahrer haben gar kein richtiges Unrechtsempfinden“, glaubt er. Auf dem Gehweg statt der Straße fahren, den Radweg in falscher Richtung befahren — für viele Radler ist das ganz normal, ein Risiko sehen sie nicht.
Dabei sprechen die Zahlen für sich: 156 Radfahrunfälle ereigneten sich im vergangenen Jahr nur, weil Fahrradfahrer die Straße in irgendeiner Art und Weise falsch nutzten. Die Verunglückten-Bilanz: 117 Leicht- und acht Schwerverletzte.
Ein 41-Jähriger starb im Juni, weil er vom Gehweg aus die Straße Am Hackenbruch auf einer Fußgängerfurt überqueren wollte und mit dem Rad direkt vor einen Linienbus fuhr.
„Deshalb werden wir verwarnen — aber auch das Gespräch suchen“, erklärt Jochen Schütt. Ziel ist, die Radler zum Nachdenken zu bewegen. Auch mit einem Griff in deren Portemonnaie: Wer als Radler auf dem Gehweg fährt und andere gefährdet, zahlt 20 Euro Strafe; den Radweg in falscher Richtung zu benutzen, kostet — falls andere in Gefahr gebracht werden — sogar 30 Euro.
Im Visier haben die Partner der Aktion aber auch Autofahrer, die Radwege zuparken. Wird ein Radler durch ein solches Auto behindert, zahlt der Fahrer 30 Euro.
Die Kontrollaktion soll an vielen Stellen in der ganzen Stadt stattfinden, die vorerst nicht verraten werden. Aber: Es gibt bekannte Schwerpunkte für Radlerunfälle. So gab es etwa an der Kreuzung Heinrich-Erhardt-/Johannstraße und am Oberbilker Markt 2012 je sechs Unfälle mit Radfahrern, an der Heerdter Landstraße sogar neun.