Düsseldorf „Als Politesse darf man Feindseligkeiten nicht persönlich nehmen“
Wie erlebt eine Politesse ihren Arbeitsalltag? Die WZ hat Karen Kuklick bei ihrem Dienst begleitet.
Düsseldorf. Als Karen Kuklick um zehn Uhr die Büros des Ordnungsamtes verlässt, hat sie die erste Runde bereits hinter sich. Um sieben Uhr beginnt ihr Dienst. Wenn sie Spätdienst hat, muss sie bis 10 Uhr ausharren. Mit dem Anlegen der Dienstkleidung könne sie ihr dienstliches Ich und ihr privates Ich klar trennen, sagt sie. Das sei auch nötig, denn in diesem Beruf dürfe man nichts persönlich nehmen.
Seit 2012 ist sie im Dienst der Stadt Düsseldorf tätig. Bereits ihre Mutter, die zuvor Einzelhandelskauffrau war, wurde nach der Mutterzeit auf der Suche nach einer neuen Beschäftigung auf die Verkehrsüberwachung aufmerksam, die damals dringend neue Politessen suchte. Somit begann eher zufällig eine kleine Familientradition, denn Karen Kuklicks Bruder ist Teil der Rollerstaffel der Stadt. Er war es, der sie auf die Möglichkeiten einer Karriere beim Ordnungsamt aufmerksam machte.
Die Überzeugung kam dann mit der Zeit: „Ich war in der Werbebranche tätig. Innerhalb von sechs Jahren haben vier Arbeitgeber Konkurs angemeldet. Dieser Beruf schien mir nicht besonders viel Sicherheit zu bieten. Also versuchte ich mich einfach mal in der Verkehrsüberwachung, immerhin waren mein Bruder und meine Mutter sehr zufrieden mit ihren Jobs“, sagt Kuklick. Seitdem sind einige Jahre vergangen und das Dasein als Politesse konnte sie überzeugen: „Dieser Beruf hat viele Sonnenseiten, man ist viel an der frischen Luft, man ist sein eigener Herr, da man seinen Chef nicht ständig um sich hat, wie zum Beispiel in einem Büro. Es wird außerdem nie langweilig.“
Jedoch müssen Karen Kuklick und ihre Kollegen auch einiges einstecken können, denn ihre Berufsgruppe ist oft Ziel von Ressentiments aller Art. Verbale Beleidigungen seien da nicht selten: „Es kommt oft vor, dass Falschparker mich und meine Kollegen beleidigen oder uns einen Finger zeigen, anstatt ein rationales Gespräch zu führen“, sagt Kuklick. Auch zu körperlichen Übergriffen sei es in ihrem Team bereits gekommen. „Insgesamt hat die Bereitschaft zu Beleidigungen und Drohungen in den letzten Jahren zugenommen.“
Wie aggressiv die Verkehrsteilnehmer auf sie und ihre Kollegen reagieren, hänge oft vom Ortsteil ab: „Je weniger Geld die Menschen zum Leben haben, desto wütender sind sie, wenn man ihnen ein Knöllchen schreibt. Deshalb fühlt man sich in manchen Stadtteilen weniger sicher als in anderen.“
Ebenso hätten Bildung und Erziehung Einfluss auf das Aggressionspotenzial. Nicht selten komme es auch zu interkulturellen Konflikten: „In manchen Kulturen werden Frauen in Uniform weniger respektiert als Männer. Dann muss man sich auch schon mal anhören, man hätte es auf Ausländer abgesehen. Man darf all das aber nicht persönlich nehmen, immerhin gilt diese Feindlichkeit nicht mir persönlich, sondern meiner Dienstkleidung. All das verschwindet, sobald ich sie beim Feierabend ablege“, sagt Kuklick.
Insgesamt komme sie aber auch mit vielen freundlichen Menschen in Kontakt, die meisten sind sich ihrer Fehler, wie beim Parken, bewusst. Deshalb lasse sich oft auch eine diplomatische Lösung finden, wenn man freundlich und respektvoll miteinander umgehe. Dabei komme es aber auch auf die Situation an, findet Kuklick: „Es ist verständlich, wenn man in einer Stadt wie Düsseldorf zum Beispiel auf der Lorettostraße, auf der die Parksituation besonders angespannt ist, zum Ein- oder Ausladen in zweiter Reihe halten muss. Weniger Verständnis habe ich, wenn man im Halteverbot parkt und dabei einen Fahrradweg blockiert und Fahrradfahrer auf die Mitte der vielbefahrenen Straße gezwungen werden.“ Für Karen Kuklick überwiegen die positiven Seiten ihres Berufs: „Wir hoffen immer auf das Verständnis der Bürger, dass auch wir nur unseren Job machen. Viele sehen uns inzwischen auch als Ansprechpartner in Verkehrsfragen.“
Einen Rat hat Kuklick noch für Fahrradfahrer: „Die Radfahrer müssen sich ihren Platz am rechten Fahrbahnrand erkämpfen, dann werden auch die Autofahrer mit der Zeit rücksichtsvoller. Das Ziel ist schließlich, dass im Straßenverkehr alle respektvoll miteinander umgehen.“