13 Künstler und kein Etat: Hier wird improvisiert, das Ende ist offen

„Villa Panaderia“ nennt Organisator Carl Friedrich Schroer die neuartige Aktion im Weltkunstzimmer. Künstler kochen für sich und Besucher.

Foto: Sylvie Veyrunes

Bildhauer, Maler, Tänzer, Performer und Stickerei-Spezialisten - im „Weltkunstzimmer“ in Lierenfeld werden sie ab heute alle an einem außergewöhnlichen Happening teilnehmen. 13 Künstler aus Argentinien hat Carl Friedrich Schroer geladen: Sie sollen drei Wochen lang sticken, malen, tanzen und das Publikum in ihre Aktionen einbeziehen. „Villa Panaderia“ nennt der Kultur-Journalist und Betreiber des Eiskellerberg-TV diese neuartige Aktion.

Mit dem spanischen Wort Panaderia (Bäckerei) geht Schroer an die Wurzel des Weltkunstzimmers: Denn das Gelände an der Ronsdorfer Straße (Ecke Erkrather Straße), das heute von der Hans-Peter-Zimmer-Stiftung betrieben wird, gehörte früher zu einer Großbäckerei. Ab 1910 bis in die 30er Jahre wurde dort in der Art einer sozialdemokratischen Konsum-Genossenschaft Brot für Arbeiter gebacken und zu günstigen Preisen verkauft.

Nun sollen die Künstler aus Buenos Aires in den kommenden Wochen nicht nur Brot backen, kochen und sich sowie die Zuschauer versorgen. Sondern auch künstlerische Produkte anfertigen oder Aktionen kreieren. Was dabei genau herauskommen soll, ist offen. Das gehört zu diesem künstlerischen „Sommercamp“, wie Schroer sagt, genauso wie das Prinzip ‚No Budget’. Das heißt: Es gibt keinen Etat. Zuschüsse vom Kulturamt zu beantragen, das dauere zu lange, bis zu zwei Jahre. Das verhindere, so Schroer, spontane Aktionen mit offenem Ende.

Also werden weder Reisekosten erstattet, noch steht Geld für Ernährung der Künstler etc. zur Verfügung. Das einzige, das Schroer den anreisenden Argentiniern garantiert, ist die Unterkunft für drei Wochen, eine Notküche und Atelierräume in der ehemaligen Brotfabrik.

Die 13 Künstler Frauen und Männer sollen wie in einer WG leben und arbeiten. „Sie sind daran gewöhnt zu improvisieren, weiß Schroer. Das habe er während seiner Reise in die argentinische Hauptstadt erlebt. Wie er nach Argentinien kam? Er besuchte zwei mit ihm befreundete, ehemalige Akademiestudenten, die nach ihrem Düsseldorfer Abschluss zurück in ihre Heimat gingen: den Objektkünstler Martin Mele und die Keramik-Künstlerin und Performerin Celina Jure. Die beiden waren es, die verschiedene Künstler auswählten und sie zu dem Workshop mit ungewissem Ausgang motivieren konnten. Schroer sagt: „In ihrer Heimat machten sich alle 13 durch ihre Kunst bereits einen Namen.“

So das Duo Chiachio & Giannone, die auf das Sticken von farbigen Wandteppichen auf Leinwänden spezialisiert sind. Sie bitten das Publikum, alte Tischdecken oder andere bestickte Objekte mitzubringen und wollen gemeinsam die Stickerei fortsetzen.

Andere Künstler werden Skulpturen bauen - aus alten Materialien, die sie auch beim Sperrmüll einsammeln. Sie bitten die Zuschauer, ausrangierte Objekte vom Speicher und aus dem Keller zu holen und mit ins Weltkunstzimmer zu bringen. Auch bei diesem Genre wollen sie nicht alleine vor sich hin werkeln, sondern mit Düsseldorfern in Kontakt treten und ein Gemeinschafts-Produkt erarbeiten.

Essen gibt’s auch: Die köstlichen Empanadas (gefüllte Teigtaschen), Nationalgebäck in Lateinamerika, oder Media Lunas (Hörnchen) werden gebacken. Und sie hoffen, gemeinsam mit Zuschauern zu kochen und an einer langen Tafel zu speisen. Das künstlerische Ergebnis nach drei Wochen ist daher unvorhersehbar, so Schroer. Es könne eine große Aktion entstehen, ein Happening oder eine Tanz-Performance. Falls „Villa Panaderia“ ein Erfolg und vom Publikum angenommen wird, plant Schroer künftig jedes Jahr ein derartiges Sommercamp im Weltkunstzimmer. Welches Land oder welchen Kontinent er dann im Visier hat, verrät Schroer noch nicht.