Der Kunstpalast ist besser als sein Ruf
Museumschef Beat Wismer bereitet eine hochkarätige Ausstellung mit Werken von Tizian bis Christo vor. Sie gilt der Hülle und der Enthüllung.
Das Museum Kunstpalast entwickelt sich zu einem Global Player in Kooperation mit den wichtigsten internationalen Museen der Welt. Gradmesser dafür ist die Bereitschaft ausländischer Institute, dem Haus am Ehrenhof Kostbarkeiten von Heroen der Kunstgeschichte wie Tizian und Tintoretto, Rembrandt, Man Ray und Gerhard Richter zu leihen. Während die Ausstellung des Schweizer Kinetikers Jean Tinguely mitsamt seiner ratternden, rauschenden, subversiven Maschinen nach dem Besuch von 53 000 Kunstfans abgebaut wird, plant Beat Wismer den nächsten Coup. Er gilt dem Geheimnis der Verhüllung und der Enthüllung.
Eine Schau mit „höchstkarätigen Werken“, wie der Museumschef es nennt. Ausschlaggebend war das berühmte Tizianbild des umstrittenen Mailänder Erzbischofs Filippo ²Archinto, vor dem der Düsseldorfer Museumschef hin und hergerissen war. Der Triumph: Das Philadelphia Museum in USA leiht das Bild tatsächlich aus.
Noch sind sich die Düsseldorfer Kulturpolitiker nicht einig, wie sie das Haus nach dem Ausstieg von Eon aus der Public Private Partnerschaft finanzieren sollen. Ein positives Signal für die Zukunft gibt es bislang nicht. Man hält sich bedeckt. Leider pfeift aber auch niemand die Schwätzer zurück, die das Museum vor die Pumpe fahren möchten und die seit Monaten behaupten, es befinde sich am Abgrund.
Eine Findungskommission ist bislang nicht zusammengetreten. Was soll sie auch finden, wenn die Schwerpunkte des Hauses noch nicht festgelegt sind. Gerade deshalb ist es wichtig zu beobachten, was Beat Wismer tut. Er schlägt einen großen Bogen von der klassischen Kunst zur Avantgarde. Das Wechselspiel zwischen Zeigen und Verbergen, Verhüllen und Enthüllen lässt sich, so meint er, durch die verschiedenen Epochen verfolgen. Es geht einher mit der Frage: „Was steckt hinter dem Bild? Was zeigt das Bild?“ Tizians Erzbischof ist zur Hälfte verschleiert. Man kann den Schleier aber nicht wegziehen, denn er ist Teil des Bildes.
Es ist ein beliebtes Spiel bis in die Gegenwart, den Vorhang zu lüften, um Pikantes wie Irritierendes zu entdecken. Der Vorhang vermittelt zwischen der Welt und dem Göttlichen. Oft ist nur das Schweißtuch zu sehen. Selbst die Venus gibt ihre Erscheinung nicht immer preis.
Und wo die Hüllen fallen, wie bei Ferdinand Hodlers „Wahrheit“, da ist der Körper schonungslos und ungeschützt dem Auge des Neugierigen preisgegeben, während sich die männlichen Begleiter entsetzt mit schwarzen Tüchern verhüllen.
Museumschef Beat Wismer geht in der Ausstellung, die Anfang Oktober startet, bis in die Gegenwart, bis zu Christos verhülltem VW von 1963, Hans-Peter Feldmanns bloßem Vorhang-Tuch, Dieter Kriegs hingerotztem Riesenformat. Zu sehen sein wird das Puppenhaus von Paloma Varga Weisz und Jörg Sasses digitaler Großvorhang. Vielleicht will Beat Wismer damit der Jury beweisen, dass das Museum Kunstpalast ein wichtiges Haus ist.
Schon kurz nach Ende der Schulferien will sich die Findungskommission erstmals treffen.