Altbier: „Preisabsprachen gibt’s hier nicht“
Hiesige Brauer staunen: Das Kartellamt hat Kölner Kollegen im Visier.
Düsseldorf. Mit großem Erstaunen blicken die Düsseldorfer Altbier-Brauer dieser Tage nach Köln. Dort ereignete sich Bemerkenswertes: 25 Mitarbeiter des Bundeskartellamtes sollen nach einem Bericht der Kölnischen Rundschau Ende voriger Woche die Büros von fünf Kölner Brauereien und eine Privatwohnung durchsucht haben. Vorwurf: unerlaubte Preisabsprachen über einen Zeitraum von mehreren Jahren. Geprüft wird angeblich, ob der Kölner Brauerei-Verband beteiligt ist und ob es nicht nur Absprachen unter den Brauereien selbst, sondern auch mit Wiederverkäufern gegeben hat. Die Ermittlungen werden wohl noch bis ins nächste Jahr dauern.
Die Düsseldorfer Brauer verfolgen die Ereignisse einigermaßen verwundert. „So etwas gibt es hier nicht“, sagt Peter König, Chef vom Füchschen. „Unsere Preise richten sich nach den Einkaufspreisen — und sonst nach gar nichts.“ Aus anderen Brauereien ist Ähnliches zu hören. „Ich sehe gar keine Notwendigkeit für solche Absprachen“, sagt Dirk Rouenhoff, Braumeister im Schlüssel. „Niemand erhöht gerne die Preise. Es kann natürlich sein, dass man mit einem notwendigen Preisaufschlag so lange wie möglich wartet. Und wenn dann schon drei Mitbewerber erhöht haben, hängt man sich vielleicht noch dran. Aber jeder versucht doch, sein Produkt so günstig wie möglich anzubieten.“
Ein Beleg dafür, dass der Markt in Düsseldorf funktioniere, sei die Tatsache, dass es „schon erhebliche Preisunterschiede gibt“. In Köln hingegen sei Kölsch im Brauerei-Ausschank generell teurer als Alt in Düsseldorf. Das ist auch Königs Eindruck.
Michael Schnitzler vom Uerige will die Kölner Verhältnisse lieber nicht kommentieren, ist sich aber ebenfalls sicher, dass es solche Preisabsprachen in Düsseldorf nicht gibt. „Mit so etwas kommt man doch auf Dauer auch nicht weiter.“ Und: „Wir haben eine ganz saubere Preispolitik, das tangiert uns nicht.“
Hintergrund: Der Kölsch-Markt hat — wie eigentlich alle Biersorten — mit Absatzproblemen zu kämpfen. 2010 soll der Ausstoß bei 2,06 Millionen Hektolitern gelegen haben, in guten Jahren waren es 2,5 Millionen.
„Absprachen hätten im Düsseldorfer Markt keinen Sinn“, sagt Bernd Kretzer von Frankenheim. Im Handel gebe es bereits einen Preiskampf, der kaum noch unterboten werden könne, in der Gastronomie sei jedes Objekt ein Einzelfall, wo es von der Finanzierung bis zur Ausstattung eine Reihe von preisrelevanten Kriterien gebe.
Branchenexperte Hermann Josef Walschebauer schließlich würde es nicht wundern, wenn es diesen Kölner Sündenfall tatsächlich geben sollte. „Sie haben die Kölsch-Konvention und einen eigenen Verband — das ist ein Markt in sich, der begrenzt und überschaubar ist.“