„Altweiber ist mein Tag“
Venetia Yvonne schreibt für unsere Redaktion, wie modern ihre Rolle ist und welche Traditionen sie trotzdem pflegt.
Wir sind auf Augenhöhe. Früher war die Venetia eher schmückendes Beiwerk, inzwischen hat sich viel getan. Das merke ich, wenn wir unterwegs sind, weil wir von den Vereinen beide angesprochen und anmoderiert werden, das merke ich auch in der Sprache: Es heißt heute Prinzenpaarkürung statt Prinzenkürung und Prinzenpaarorden statt Prinzenorden. Das klingt nach Kleinigkeiten, ist aber für die Wahrnehmung von uns beiden ganz wichtig.
Es gibt Leute, die finden es komisch, wenn ich als „Das Schönste, das es im Düsseldorfer Karneval gibt“ vorgestellt werde. Das klingt für manche antiquiert. Das ist es meiner Meinung nach nicht. Die Venetia steht auch für das Schöne und das Schicke des Düsseldorfer Karnevals — das ist eine Tradition, die man pflegen sollte. Keiner muss sich um uns Frauen und unsere Rolle im Karneval Sorgen machen. Es gibt inzwischen ein Amazonenkorps, die Närrischen Marktfrauen und den Venetienclub — alles reine Frauenvereine, die eine wichtige Rolle spielen, wie man spätestens am Rosenmontag wieder sehen wird.
Im Prinzenpaar selbst sieht man die Gleichberechtigung ganz einfach daran, dass wir unsere Aufgaben nach unseren Stärken aufteilen. Da gibt es nichts Typisches für den Mann oder für die Frau, es kommt auf die beiden an, die Prinz und Venetia sind und wie sie ihre Rollen ausleben. Das sieht man bei Carsten und mir auch bei unseren Auftritten. Wenn wir in den Sälen zum Mikrofon greifen, erhalten wir beide die gleiche Redezeit und jeder hat da seine Botschaft. Mir ist es zum Beispiel ganz wichtig, auf unsere Spendenprojekte hinzuweisen, weil sie mir besonders am Herzen liegen und weil ich natürlich möchte, dass wir möglichst viel Geld zusammenbekommen.
Dass eine Venetia das Schöne im Karneval repräsentiert, merke ich besonders, wenn wir nicht bei den Vereinen, sondern in Seniorenheimen oder Schulen zu Besuch sind. In den Seniorenheimen leben natürlich mehr Frauen als Männer. Die freuen sich riesig, wenn wir kommen, die haben großes Interesse an der Venetia und die schauen sehr genau, was für ein Kleid ich anhabe.
In den Schulen sind es auch die Mädchen, die besonders viel Spaß an uns und mir haben. Wir waren zum Beispiel am Dienstag in der Paul-Klee-Schule, da hat ein Mädchen neben mir gesessen und die ganze Zeit mein Kleid gestreichelt. Viele Mädchen sehen uns, als wären wir wirklich Prinz und Prinzessin. Sie bestaunen uns und sind am Anfang ganz schüchtern. Wir setzen uns dann mit ihnen hin und sagen ihnen, dass sie uns Fragen stellen dürfen. Dann tauen sie langsam auf, und es wird eine sehr schöne Zeit, die wir zusammen verbringen.
Ich kann die Kinder sehr gut verstehen. Ich habe früh, schon als kleines Kind, mit dem Karneval angefangen, bei den Heinzelmännchen in Büderich. Und wenn dann das Prinzenpaar zu Besuch kam, war das das absolute Highlight. Ich habe die beiden mit großen Augen, noch größerer Ehrfurcht und offenem Mund angeschaut. Damals ist der Traum entstanden, einmal Venetia zu werden. Heute lebe ich diesen Traum.
Altweiber ist dabei neben Rosenmontag der Höhepunkt. Wir Mädels haben das Sagen — und die Männer müssen vor allem dafür sorgen, dass sie genügend Krawatten dabei haben.