Rheinbahn Am Steuer eines 18-Meter Gelenkbusses
Mit einem „Tag des Busfahrers“ will die Rheinbahn 60 neue Busfahrer gewinnen. Das Unternehmen sucht dringend Fahrer. Wie es sich anfühlt, einen 18-Meter-Gelenkbus zu steuern, testete die WZ im Fahrschulbus.
Düsseldorf. Beim Blick in den Seitenspiegel offenbart sich das ganze Ausmaß des Gefährts: 18 Meter, verteilt auf zwei Sektionen, durch ein Gelenk verbunden, das sich in den ersten Kurven als gute Orientierungshilfe erweist. „Fahren Sie in der Kurve zunächst einfach geradeaus und schlagen erst dann ein, wenn das Gelenk auf Höhe der Kurve ist“, rät Tomas Hensel. Er ist Fahrlehrer bei der Rheinbahn und sitzt dort, wo normalerweise Fahrgäste einsteigen.
Der Gelenkbus ist ein Fahrschulwagen, Hensel hat Gas, Bremse und Spiegel an seiner Seite und kann im Notfall eingreifen. Wie eine dicke, eckige Raupe schiebt sich der 16-Tonnenkoloss dank seiner Anleitung um die Kurve. „Das Heck läuft eigentlich nur hinterher“, sagt Tomas Hensel.
Der Wendekreis des Diesel-Giganten ist deutlich größer als der des privaten Kleinwagens. Ansonsten lässt sich das Fahrzeug, in dem 49 Sitzplätze installiert sind und weitere 107 Personen stehend Platz haben, aber überraschend unkompliziert über das Betriebsgelände der Rheinbahn in Lierenfeld kutschieren. Das Automatikgetriebe wird per Knopfdruck auf „Drive“ gestellt, der Fahrersitz hydraulisch hoch- oder runtergefahren. Auch die Sitzhärte lässt sich einstellen — in der weichesten Position fühlt es sich an, als säße man auf einem rückenfreundlichen Gummiball.
Mit einem Fußschalter lässt sich das Lenkrad verschieben: Dann verstellt man allerdings nicht nur das Lenkrad, sondern kippt gleich das komplette Armaturenbrett nach vorne — für eher aufrechte Steuerposition — oder schiebt es nach hinten. So liegt das Lenkrad fast waagerecht — echtes Brummi-Gefühl.
Dass, was für Busfahrerneulinge bei der Probefahrt ungewohnt ist, gehört für die 1400 Fahrdienst-Mitarbeiter der Rheinbahn zum Alltag: Durchsagen machen, Türen öffnen und schließen, das plötzlich aufblinkende „Rollstuhl“-Zeichen auf dem Armaturenbrett als Hinweis erkennen, dass ein Fahrgast „Stopp“ für den nächsten Halt gedrückt hat.
Zurzeit sucht die Rheinbahn dringend 60 zusätzliche Kollegen — und wirbt für sich mit einem „Tag des Busfahrers“ am Samstag, 13. Mai. Angesprochen sind dafür keine Bus-Neulinge, sondern Menschen, die bereits einen Führerschein Klasse D haben. „Wir haben bei so hohem Bedarf einfach nicht die Zeit, neue Busfahrer durch Ausbildungen zu führen, sondern wir brauchen jetzt bereits fertig ausgebildete Fahrer“, sagt Stefan Päßler, Ausbildungsleiter Personal. Daher biete das Unternehmen den „Tag des Busfahrers“ an, um möglichst schnell viele Interessierte anzusprechen.
Die Remscheider Verkehrsbetriebe hätten mit einer ähnlichen Aktion Erfolg gehabt, so Päßler. Wer sich aber generell über eine Busfahrer-Ausbildung informieren wolle, werde „nicht weggeschickt“. Die 60 Busfahrer erhielten unbefristete Arbeitsverträge mit einem Bruttoverdinest von 2343 Euro plus Zuschläge.
Dass die Rheinbahn dringend so viele neue Fahrer benötigt, begründet Eckhard Lander, stellvertretender Unternehmenssprecher, unter anderem damit, dass es Pläne für einen engeren Minutentakt in den Abendstunden gebe. Zudem soll bei Großereignissen sichergestellt sein, dass genügend Fahrer im Einsatz sind. Auch neue Angebote wie Shuttles zum Flughafen oder Metrobusse seien denkbar. „Ein Bus kann aber nur fahren, wenn er einen Fahrer hat“, sagt Lander. Heißt: Meldet sich ein Kollege krank, muss es genügend „Ersatzkandidaten“ geben.