Düsseldorf Angeklagter im Gerichtssaal krankenhausreif geprügelt
Prozess wegen Totschlags wurde abgebrochen. Ex-Freund des Opfers war schneller als die Wachtmeister. Er sitzt jetzt im Gefängnis.
Düsseldorf. Es ist ein schweres Verbrechen, das Sergei K. vorgeworfen wird. Er soll eine 35-jährige Bekannte, die bei ihm wohnte, brutal verprügelt haben. So schwer, dass sie an den Folgen der Verletzungen verstarb. Allerdings erst zwei Tage später, denn so lange dauerte der Todeskampf der Frau, weil der am Montag selbst. Kurz nachdem der Prozess vor dem Landgericht eröffnet wurde, stürmte ein Mann aus dem Zuschauerraum zur Anklagebank und prügelte auf Sergei K. ein. Der musste mit einer blutenden Wunde ins Krankenhaus gebracht werden, der Prozess wurde unterbrochen.
Viel war noch nicht passiert. Die Staatsanwaltschaft hatte die Anklage verlesen. Durch seine Rechtsanwältin Julia Vogt hatte der 48-Jährige erklärt, dass er zunächst keine Aussage machen will. Danach hatte der Vorsitzende Richter Rainer Drees das Vorstrafenregister des Angeklagten vorgelesen, der schon einmal zu drei Jahren und zwei Monaten Haft wegen Vergewaltigung verurteilt worden war.
Plötzlich sprang ein 32-Jähriger auf, der in der zweiten Reihe im Zuschauerraum gesessen hatte. „Du Schwein“, rief er, ging mit einem Hechtsprung auf Sergei K. los und schlug dem Angeklagten ins Gesicht. Zwar gingen die Wachtmeister sofort dazwischen und überwältigten den aufgebrachten Angreifer. Sie konnten jedoch nicht verhindern, dass der Mann eine blutende Platzwunde erlitt, die im Krankenhaus genäht wurde.
Bald stellte sich heraus: Bei dem 32-Jährigen handelt es sich um den ehemaligen Lebensgefährten des Opfers. Die beiden haben ein vierjähriges Kind, das bei einer Pflegefamilie aufwächst. Richter Rainer Drees reagierte sofort: Er verhänge eine Woche Ordnungshaft wegen der Attacke und schickte den 32-Jährigen auf direktem Weg ins Gefängnis.
Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft musste die Frau ein schreckliches Martyrium erleiden. Sie hatte Sergei K. kennen gelernt und war in seine Wohnung an der Potsdamer Straße eingezogen. Am 2. Juni diesen Jahres kam es dort zum Streit, bei dem Alkohol und Drogen offenbar eine große Rolle spielten. Der 48-Jährige, der nach mehreren Amputationen zu 60 Prozent schwerbehindert ist, soll dem Opfer mit stumpfer Gewalteinwirkung schwerste Verletzungen am ganzen Körper zugefügt haben. Zwei Tage lang war die 35-Jährige danach noch ansprechbar. Statt einen Arzt zu holen, soll Sergei K. ihr Alkohol gegeben haben.
Erst als die Frau bewusstlos war, suchte der Angeklagte Hilfe — bei der Mitarbeiterin eines Internet-Cafés. Die alarmierte dann den Notarzt. Zwar konnte die 35-Jährige zunächst wiederbelebt werden. Sie starb aber wenig später im Krankenhaus an ihren schweren Verletzungen. Der Prozess wird am nächsten Mittwoch fortgesetzt.