Anklage fordert bis zu neuneinhalb Jahre Haft im Al-Kaida-Prozess
Im Namen Al Kaidas sollen vier Männer einen verheerenden Terroranschlag in Deutschland geplant haben. Jetzt geht der Mammut-Prozess dem Ende entgegen. Für die Anklage besteht kein Zweifel - sie fordert hohe Haftstrafen.
Düsseldorf (dpa) - Die Bundesanwaltschaft hat im Düsseldorfer Prozess gegen vier mutmaßliche Al-Kaida-Terroristen zwischen sechs und neuneinhalb Jahre Haft gefordert. Die mehr als zwei Jahre dauernde Beweisaufnahme habe die Vorwürfe in vollem Umfang bestätigt, sagte die Vertreterin der Bundesanwaltschaft, Claudia Gorf, am Donnerstag. „Die Angeklagten hatten das Ziel, im Auftrag von Al-Kaida in Deutschland tödliche Anschläge zu begehen“, sagte sie in ihrem Plädoyer vor dem Oberlandesgericht.
Der Hauptangeklagte Abdeladim El-K. (33) sei der „bislang höchstrangige Al-Kaida-Kader vor einem deutschen Gericht“. Sein Ziel sei es nach seinen eigenen Worten gewesen, Menschen „zu schlachten“. Er habe eine Serie möglichst aufsehenerregender Terroranschläge im Auftrag der Al-Kaida-Führung vorbereitet. Für ihn als mutmaßlichen Kopf der Terrorzelle beantragte die Bundesanwaltschaft neuneinhalb Jahre Haft.
Sein mutmaßlicher Terrorkomplize Jamil S. (34) soll für acht Jahre, Amid C. (23) für sechs Jahre und neun Monate, Halil S. (30) für sechs Jahre hinter Gitter. Ein Termin für die Urteilsverkündung steht noch nicht fest.
Die Gruppe sei bei dem Versuch festgenommen worden, Splitterbomben zu bauen. Sie habe sogar bereits nach Textvorlagen für ein Bekennervideo gesucht. Außerdem habe sie sich über Sicherheitsvorkehrungen an Bahnhöfen und Flughäfen informiert. „Ein konkretes Ziel war nicht feststellbar, der Entschluss für den Anschlag ist aber unzweifelhaft“, sagte Gorf.
Die Angeklagten hätten geplant, nach einer ersten Detonation noch einen zweiten Sprengsatz zu zünden, der die Rettungskräfte treffen sollte. Ziel sei es gewesen, „Angst und Schrecken zu verbreiten“ aus Vergeltung für den Einsatz deutscher Soldaten in Afghanistan. „Sie erhofften sich von den Mordtaten Vergebung ihrer Sünden und das Paradies“, sagte Gorf.
In mitgelesenen E-Mails an die Al-Kaida-Führung stand: „Oh, unser Scheich, wir halten noch unser Versprechen. Wir werden mit dem Schlachten der Hunde anfangen.“ Hinweise auf eine Düsseldorfer Al-Kaida-Zelle waren der US-Bundespolizei FBI zufolge auch im Versteck von Terroristen-Chef Osama bin Laden entdeckt worden.
Das Oberlandesgericht hatte die Beweisaufnahme in der vergangenen Woche nach zwei Jahren und zwei Monaten Verhandlungsdauer beendet. Am 29. April 2011 hatte die Polizei in einem Mehrfamilienhaus in Düsseldorf nahe der Universität eine mutmaßliche Bombenwerkstatt ausgehoben. Zuvor war die Wohngemeinschaft rund um die Uhr observiert worden.