Anne-Sophie Mutter sorgt für Begeisterungsstürme
Die weltberühmte Geigerin spielte in der Tonhalle unter Sir Antonio Pappano das Violinkonzert D-Dur von Ludwig van Beethoven.
Sie verkörpert den Klassik-Star par excellence, Geigerin Anne-Sophie Mutter. Seit ihrer Jugend-Karriere unter der Ägide Herbert von Karajans bis heute hält sich die süddeutsche Musikerin unerschütterlich an der Weltspitze. Vom eleganten Outfit (Insider sagen, das ozeanblaue Kleid sei von Dior) bis zum Spiel steht Perfektion im Vordergrund, aber auch starke Expressivität. Jetzt gastierte Anne-Sophie Mutter mit dem römischen Orchestra dell’ Accademia Nazionale di Santa Cecilia unter der Leitung von Sir Antonio Pappano in der Tonhalle. Sie war Solistin in einem ihrer Paradestücke, dem Violinkonzert D-Dur von Ludwig van Beethoven.
Mit Karajan hat Mutter das umfangreiche Werk bereits als Teenager für die Schallplatte eingespielt, später folgte noch eine weitere Aufnahme unter Kurt Masur. Aber die Geigerin kopiert sich nicht selber, sondern entdeckt immer wieder neue Facetten — und das Publikum staunt einmal mehr. Sie kostet die Musik noch stärker aus als früher, verlangsamt das Tempo, ohne dabei an Brillanz einzubüßen. An düsteren Stellen des Ersten Satzes entwickelt sie einen aschfahlen, höchst mysteriösen Klang, der allerdings auch zur Unschärfe bei der Intonation führt. Im langsamen Mittelsatz wird es streng und langsam zugleich. Da glaubt man ganz kurz ein Stück von einem Minimalmusic-Komponisten des 20. Jahrhunderts zu vernehmen.
Die Musikerin geht dabei stark an die Grenzen des Irritierenden, stellt die Geduld des Hörers auf die Probe, findet aber immer wieder zu magischen Momenten. Im heiteren Finalsatz hebt Anne-Sophie Mutter das Gesangliche und Frische hervor. Nach dem zelebrierten Larghetto wirkte das dann wie ein Befreiungsschlag.
An technisch schwierigen Stellen poliert Mutter ihren Part auf Hochglanz und lässt den Bogen auf ihrer Geiger wie eine Primaballerina tanzen. Für den begeisterten Beifall und Standing Ovations des Publikums gibt es als Zugabe einen Satz aus Johann Sebastian Bachs Partita d-Moll für Violine solo — abermals hochklassig ins Reich der Vollendung brilliert.
Nach der Pause haben Dirigent und Orchester, die Mutters eigenwillige Interpretation voll mitgetragen haben, ihren eigenen großen Auftritt. Zu Gehör kommt die spätromantische Tondichtung „Ein Heldenleben“ von Richard Strauss. Auch hier gibt es ein exponiertes Violinsolo, das freilich nicht von Anne-Sophie Mutter, sondern vom Ersten Geiger des Orchesters vorgetragen wird. Im Satz „Des Helden Gefährtin“ trumpft die Sologeige kapriziös auf wie in einer Caprice von Paganini. Das gelingt dem Konzertmeister Roberto González-Monjas absolut hinreißend.
Das für Strauss noch etwas stärker als bei Beethoven besetzte Orchester blüht großartig auf. Die Italiener verfügen über einen eher dunklen, aber sehr klaren und kantigen Klang.
Doch bei Strauss entwickeln die Streicher allein schon durch die personalstark besetzte Violinenriege helle Strahlkraft. Das transparente Spiel bringt unterdessen auch viele Nebenstimmen klar zum Vorschein. Eine Aufführung voller Saft und Kraft, aber auch feinsinnigen Momenten. Abermals donnernder Beifall.