Arme Brüder weisen Schuld von sich

Trotz des Millionenverlustes bleibt die Führung im Amt. Experte nennt Risikoanlage „sehr leichtfertig“.

Foto: Arend

Düsseldorf. 7,2 Millionen Euro weg und alles geht weiter wie bisher? Nach der ersten Mitgliederversammlung der Armen Brüder nach dem Finanzdebakel ließen Bruder Matthäus als Vorsitzender und Geschäftsführer Heinz-Theo Wollschläger am Donnerstag verlautbaren, dass sie „ihre seit Jahren erfolgreiche Arbeit fortführen“ wollen. Wie berichtet, sind die Armen Brüder offenbar dubiosen Anlagebetrügern auf den Leim gegangen, die hohe Renditen versprochen hatten.

Das Tuch zwischen der Ordensgemeinschaft und der Obdachlosenhilfe Fifty-Fifty — die im Laufe der Jahre Spenden von rund 20 Millionen Euro an die Armen Brüder gegeben hat — scheint dagegen endgültig zerrissen. Denn die von Geschäftsführer Hubert Ostendorf geforderten personellen Konsequenzen gibt es nicht. Auch ein Ausdruck des Bedauerns fehlt in der Mitteilung. Stattdessen wird betont, dass die achtköpfige Mitgliederversammlung dem Führungsduo das Vertrauen ausgesprochen habe. Man fühle sich von der Anlagefirma getäuscht, sei mithin Opfer.

Die Ordensgemeinschaft der Armen Brüder ist eine von vielen Bruderschaften unter dem Dach der Kirche, sie hat weltweit nur rund 70 Mitglieder, acht davon in Düsseldorf sowie einige in Aachen. Ein Bruder dort bezeichnete die Ereignisse gegenüber der WZ am Donnerstag als „erschütternd“. Seinen Brüdern in Düsseldorf macht der Mann keinen Vorwurf, doch das Fazit bleibt: „Wir sind sehr enttäuscht.“

Seit dem Millionen-Verlust sind die Armen Brüder auch für ihr Krisenmanagement in die Kritik geraten. Zunächst wurde die Nachricht zurückgehalten, Partner und Geldgeber Fifty-Fifty beklagt miserable Kommunikation. Nun endete die Mitgliederversammlung mit wenig zählbaren Ergebnissen. Einzige Ausnahme: Es sollen Anlagerichtlinien eingeführt werden. Denn obwohl es verschiedene Möglichkeiten zu verantwortungsvoller Geldanlage gibt, war das bei der Ordensgemeinschaft bislang wohl kein Thema — eine Tatsache, die in Kirchenkreisen für Verwunderung sorgt, etwa bei Dominikanerpater Wolfgang Sieffert. Er legt aber Wert auf die Feststellung, dass die Armen Brüder in den vergangenen 20 Jahren in Düsseldorf sehr gute Arbeit geleistet hätten.

In der Vorwoche hatten die Armen Brüder den Diözesan-Caritasverband um Rat gebeten, dort riet man dringend dazu, über Anlagerichtlinien nachzudenken. Experten bezeichnen es als „sehr leichtfertig“, dass 50 Prozent des Vermögens in eine einzige riskante Anlage flossen.

Ostendorf zeigte sich am Donnerstag „maßlos enttäuscht“. Die Verantwortlichen würden nicht zur Rechenschaft gezogen, stattdessen Kosmetik betrieben. Als die Brüder schon von dem Verlust wussten, hätten sie im Dezember und Januar noch Überweisungen über 520 000 Euro von Fifty-Fifty angenommen, ohne etwas zu sagen.

Die Armen Brüder waren für die WZ am Donnerstag nicht zu sprechen.