Auch Hoppeditze vor Ort erwachten
In den drei Stadtteilen begann am Samstag die fünfte Jahreszeit.
Nicht nur in der Altstadt, sondern auch vor Ort erwachte der Hoppeditz. Ute Ast ließ sich weder vom Regen noch von der Konkurrenz in der Innenstadt davon abhalten, um 11.11 Uhr am Samstag den Karneval auf dem Gertrudisplatz in Eller zu eröffnen. Mit Ringelhemd, schwarzrotgelbem Käppi und Rollkoffer kam die flotte Biene frisch aus Jamaika eingeflogen und sah schon das neue „Dreigestirn“ vor sich. Nur den CSU-Politiker Seehofer könne sie sich mit Rastalocken schwerlich in der neuen Berliner Rund vorstellen. Auch in Angermund und Gerresheim diente die Bundespolitik den Narren als Zielscheibe.
Es gehört Mut dazu, den Hoppeditz in den Stadtteilen wachzurütteln, denn gegen die Menschenmassen in der Altstadt kommt kein Vorort-Karneval an. Die Gerresheimer Bürgerwehr mit Stephan Friedel als Präsident pflegt daher auf beiden Hochzeiten zu tanzen. Mit ihren schicken Kostümen wird sie in der Innenstadt gebraucht. Sie pflegt anschließend ihren Marsch aufs Gerresheimer Rathaus anzutreten, wo sie als 40-köpfige Gruppe lautstark das Podium erklimmt. Carsten Bolenz trug die Jamaika-Farben auf dem Kopf und fragte über die Köpfe der Menschen hinweg, ob man mit einer so bunten Mischung ein starkes Kabinett bilden könne? Das Karnevalsmotto „Jeck erst recht“ fand er allerdings ähnlich flau wie Merkels Satz: „Wir schaffen das!“
In Angermund schlug die KG „De Elf Pille“ unter ihrem neuen, agilen Vorsitzenden Tim Küsters (34) gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe. Weil der Zuzug von Familien mit Kindern so groß ist und die Narren binnen eines Jahres auf 245 Mitglieder gewachsen sind, erwachte Hoppeditzin Anne Stamm gleich zweimal, um 16.11 Uhr für die Kinder und um 20.11 Uhr für die Erwachsenen im Schützenhaus. Anschließend kürte die KG ihr neues Prinzenpaar, den Informatiker Manuel Pohl (38) und Adriane Fettweis (30), Medienfachfrau und Trainerin der Tanzgarde Angersternchen.
Kaum erwacht, erinnerten sich alle drei Narren an die „filmreife Rathaus-Posse“ um die Finanzierung des Grand Départ. In Gerresheim führte dies zur Frage, ob der Bürger überhaupt noch ernst genommen werde. Währenddessen fiel in Angermund die Hoppeditzin fast aus ihrer karnevalistischen Rolle und sah OB Thomas Geisel schon im Abgrund enden. „Es wird dem Geisel nicht viel nutzen, jetzt muss er leider Klinken putzen“, tönte sie im Schützenhaus.
Carsten Bolenz spitzte seine Feder beim Blick auf die Bezirkspolitik und kam zu einem Ergebnis, das Bezirksbürgermeister Karsten Kunert natürlich ärgerte: Der Narr erklärte nämlich, politisch sei in Gerresheim gar nichts geschehen. Schließlich kamen dann aber doch ein paar Probleme vor Ort zur Sprache, etwa die Gerresheimer Kneipenlandschaft, die mit der „Fuchsjagd“ am Alten Markt gebeutelt sei. Den Grund sieht er in überzogenen Hygienevorschriften. „Früher wurd Skat gekloppt, um Pfennig und Cents. Heute braucht man dafür direkt eine Glücksspiellizenz.“ Derweil ging es in Angermund um den verhassten RRX, um die Klage wegen Untätigkeit gegen den OB und um die künftigen „Zuggespenster“, die mitternachts vor den Fenstern vorbeirauschen würden.
Widerworte gab nur Kunert in Gerresheim, der SPD-Mann nannte Geisels Grand Depart-Gegner „Korinthenkacker“ .