Düsseldorf Auf dem Weg zur „Wissensstadt“

Stadt, Hochschulen und die Nachbar-Gemeinden wollen ein Netzwerk bilden — um sich gemeinsam zu profilieren.

Foto: Marius Becker, dpa

Düsseldorf. An einem Januarmorgen steht die Heine-Statue auf dem Campus der Universität etwas einsam da. Es ist kalt, regnet, kleine Tropfen rollen dem Namensgeber vom Kopf. Im Hintergrund in der Landesbibliothek sitzen die Studenten über den Gesetzesbüchern oder Klassikern der Germanistik. Für viele ist Düsseldorf nicht gerade als Stadt der Wissenschaft bekannt. Für sie gibt es nur die Altstadt mit Shopping-Queens von der Kö, Karnevalisten, Junggesellen, Touristen und Düsseldorfern, die ihrer Arbeit nachgehen — und die Universität koexistiert nur irgendwo im Randbezirk als Elfenbeinturm.

Das soll in diesem Jahr alles anders werden. Jedenfalls soll Düsseldorf zusammen mit Mettmann und Neuss Teil einer gemeinsamen „Wissensregion“ werden. Das hat die Stadt zusammen mit dem Rhein-Kreis Neuss, dem Kreis Mettmann, der Heine-Uni und weiteren Hochschulen beschlossen. Im Februar findet dazu eine erste Konferenz im Haus der Universität statt. Aber was steckt dahinter — und was bedeutet das für die Bürger?

„Die Hochschulen in Düsseldorf bilden den Nachwuchs von morgen aus, kooperieren in vielfältiger Weise mit der örtlichen Wirtschaft — und bringen nicht zuletzt selbst florierende Unternehmen als Start-Ups hervor. Dieses Potenzial wollen wir mit der Wissensregion Düsseldorf sichtbar machen“, sagt Oberbürgermeister Thomas Geisel. Aber bei dem Vorhaben geht es der Heinrich-Heine-Universität nicht nur um die Wirtschaft. Der Austausch von „Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft in der Region Düsseldorf“ soll befördert werden, erklärt die Rektorin Anja Steinbeck, „um das Vertrauen in die Wissenschaft zu stärken und um Impulse für Innovationen zu geben“. (Siehe auch das Interview unten auf der Seite.)

Die Wissenschaft soll also aus ihrem Elfenbeinturm geholt werden, die Unis und Hochschulen wollen sich mit Wirtschaft, Kunst, Kultur und der Gesellschaft vernetzen. Dafür sind beispielsweise mehr Veranstaltungen für Bürgerinnen und Bürger wie die „Lange Nacht der Wissenschaft“ vorgesehen.

„Meine Erfahrung zeigt, dass Wissenschaft für jede Region ein entscheidender Faktor ist. Ihre Verankerung in und Vernetzung mit der Stadt, der Region, den Unternehmen und gesellschaftlichen Organisationen benötigt ein langfristiges und gut durchdachtes Konzept“, sagt auch Thomas Grünewald, Staatssekretär für Innovation, Wissenschaft und Forschung in Düsseldorf.

Alle sind sich also einig: Eine bessere Vernetzung für ein gemeinsames Profil soll es werden. Eine Umfrage, die im Auftrag der Heinrich-Heine-Universität durchgeführt wurde, zeigt tatsächlich: Die Teilnehmer sehen einen großen Bedarf für eine Verbesserung. Denn auf die Frage: „Wie bewerten Sie die aktuelle Zusammenarbeit zwischen der Region und den Hochschulen?“ gaben 59 Prozent „mittelmäßig“ als Antwort an und 13 Prozent bewerteten die Situation als „eher schlecht, sehr schlecht“.