Ausstellung: 100 Jahre Fortuna im Museum
Heute beginnt die große Ausstellung zur Vereinsgeschichte im Stadtmuseum mit über 100 Exponaten.
Düsseldorf. Die Fortuna-Fans besingen gern das Gründungsdatum ihres Vereins. Ob „95 olé“ oder „1895, hey, hey“ — die Zahlen haben eine magische Bedeutung für alle, die es mit den Rot-Weißen halten. Dabei gehören sie eigentlich zum Turnverein Flingern. Der Fußball rollte im Viertel erst ab 1908, das erste Ligaspiel betritt die Fortuna sogar erst 1914. Bevor sie nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Turnverein fusionierte und dessen Gründungsdatum übernahm.
So jährt sich das Ligadebüt der Fortuna also erst jetzt zum 100. Mal. Was das Stadtmuseum sowie die Fortuna zum Anlass nehmen, den Fußballern des Vereins eine Ausstellung zu widmen. Am Freitag wird sie unter dem Titel „Fortuna: 100 Ligajahre“ eröffnet.
„Ich freue mich wahnsinnig“, sagt Susanne Anna, Direktorin des Stadtmuseums, die die Idee, mit dem bekanntesten Sportverein der Stadt zusammenzuarbeiten, bereits seit langer Zeit hat. Irgendwann rief sie bei Präsident Peter Frymuth an. „Der war sofort begeistert“, berichtet Anna.
Gemeinsam mit Fortunas Pressesprecher Tom Koster, selbst Historiker, machte sie sich in den vergangenen Monaten an die Arbeit, studierte Akten, fuhr in Archive und traf Privatsammler. Herausgekommen ist die größte Fortuna-Ausstellung, die es je gab.
Und die soll eben nicht wie eine klassische Geschichtsausstellung aussehen. Tafeln mit langen Texten sucht man vergebens. Stattdessen gibt es mehr als 100 Exponate, die stellvertretend für einen wichtigen Zeitpunkt der Vereinshistorie stehen. Die sind zwar pro Regal mit einer Hinweistafel versehen, allerdings mit maximal drei Sätzen. Das liegt daran, dass die Macher davon ausgehen, kein typisches Museumspublikum anzuziehen. „Wir wollen die Fans im Stadion abholen“, sagt Anna, die deswegen bei den kommenden Spielen in der Arena interviewt wird, um für die Ausstellung zu werben. Als weiterer Anreiz gilt ein Fortuna-Ticket — egal ob Dauer- oder Tageskarte eines der kommenden Spiele — für das Stadtmuseum.
Was die Fans dann sehen werden, wird die Herzen höher schlagen lassen. Jede Menge historische Fotos. Zahlreiche Trikots, wie das Baumwoll-Leibchen von Torhüter Josef Gesell aus den 50ern. Legendäre Wimpel von den großen Finalspielen der 30er, 70er und 80er. Uralte Fahnen von 1895 und der Meisterschaft 1933. Kuriose Verträge, wie der von Paul Janes aus den 30ern. Alte Notizbücher, wie das von Trainer Heinz Lucas aus den 70ern.
Doch es ist nicht nur zum Schmunzeln. Mehrere Regale widmen sich der NS-Zeit, in der die Fortuna mit der Meisterschaft 33 ihre sportliche beste Phase hatte. Wochenlang hat Anna „Entnazifizierungs-“ und Gestapo-Akten durchforstet. So wie die der beiden jüdischen Funktionäre Hans Salomon und Waldemar Spier. Geschäftsführer Salomon emigrierte gleich 1933 nach New York. Spier, der Architekt der Meistermannschaft, starb 1945 in Auschwitz. Demnach verhielt sich die Fortuna wie der Großteil der damaligen Sportvereine. Sie ordnete sich dem NS-Staat und dessen „Arierparagrafen“ unter. Von überzeugten Nazis kann im Fall von Starspieler Paul Janes allerdings nicht gesprochen werden. Obwohl er Kapitän der Nationalmannschaft war, war er kein Parteimitglied.
Trotz der Fülle an Material wirken viele Regale leer. „Bewusst unfertig“, nennt Anna das und erklärt das Konzept: „Wir sind ein partizipatives Museum. Die Fans sollen die Regale mit ihren Sachen füllen.“ Zum Mitmach-Angebot gehören auch die Sonderführungen, Workshops mit Fans, Social-Media-Aktionen, Diskussionsrunden und Autogrammstunden.