Karrieretag Bewerbungscoaching: Häufigster Fehler - Nur über sich selbst erzählen
Unser Mitarbeiter hat beim Karrieretag ein Bewerbungscoaching absolviert. Hier sind seine Erfahrungen.
Düsseldorf. „Denken Sie immer dran: Sie haben nichts zu verlieren.“ Das ist ein Ratschlag von Branka Ternegg, der bei mir besonders hängenbleibt. Die Meerbuscherin ist Expertin für Überzeugungspsychologie und hat darüber auch ein Buch geschrieben („Überzeugungspsychologie — Wer Menschen versteht ist klar im Vorteil“). Sie unterstützt Unternehmer, Führungskräfte — und Menschen wie mich, die Überzeugungsarbeit leisten müssen bei potenziellen Arbeitgebern.
Ich habe gerade meinen Masterabschluss in Politik- und Medienwissenschaft gemacht. Die ersten Bewerbungen sind geschrieben, ein Vorstellungsgespräch (erfolglos) absolviert. Da kommt so ein Coaching doch zum richtigen Zeitpunkt?!
Was mir sofort positiv auffällt: Branka Ternegg versucht in kürzester Zeit durch gezielte Fragen herauszufinden, wer ich bin und wo ich eigentlich hinwill. Prompt hat sie zwei potenzielle Arbeitgeber für mich parat, die ich vorher noch gar nicht auf dem Zettel hatte, bei denen eine Bewerbung aber eine Überlegung wert ist. Wir sprechen viel über die Anforderungen und Tücken eines Vorstellungsgesprächs, für viele keine sonderlich angenehme Situation.
„Gerade wenn sie im Kommunikationsbereich arbeiten wollen, müssen Sie schlagfertig sein. Der Personaler will Ihre Persönlichkeit erfassen, ein Gefühl dafür kriegen, wie Sie ticken und wofür Sie brennen“, erklärt die Karriere-Expertin.
Berufliche Qualifikationen und eigene Stärken aufzählen? „Ja, aber dabei immer im Blick haben, was gesucht wird. Und die Argumente genau darauf abzielen, sich also aufs Wesentliche konzentrieren. Keine Fakten runterrattern, dafür hat man den Lebenslauf.“ Der größte Fehler, den laut Branka Ternegg viele im Bewerbungsgespräch machen: nur über sich selbst erzählen, am Bedarf des Arbeitgebers vorbei.
Meine mitgebrachten Bewerbungsunterlagen kommen eher schlecht weg. Immerhin: Mein Foto wird abgesegnet. Aber hier und da soll ich andere Formulierungen wählen, zum Beispiel Werdegang statt Laufbahn. Das Anschreiben soll ich sogar komplett überarbeiten — zu allgemein, zu brav, zu austauschbar. „Seien Sie ruhig bissiger in Ihren Formulierungen. Viele gehen zu diplomatisch vor.“
Nach einer halben Stunde endet mein erstes Bewerbungscoaching. Mit vielen neuen Eindrücken, Tipps, neuer Motivation, und vor allem mit dem Gefühl: Da kommt noch eine Menge Arbeit auf mich zu. Das Gelernte kann ich gleich an einigen Ausstellerständen des Karrieretags anwenden, in dessen Rahmen das Coaching kostenlos angeboten wird. Rund 60 Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen stellen sich hier vor. Ferrero, Aldi, die Bundeswehr oder Autovermietung. Wirklich interessieren tun mich allerdings nur eine Handvoll.
Kommt man näher an die Stände heran, stellt sich zudem häufig heraus, dass die Aussteller eher an Auszubildenden interessiert sind. Dazu passt, dass überwiegend Schulklassen und Jugendliche mit ihren Eltern zur Messe nach Lörick gekommen sind. Nach einer abgeschlossenen Ausbildung und Masterstudium kommt eine Lehrstelle für mich nicht infrage. Auch Besucherin Aylin Vogt (25) ist kurz vor der Fertigstellung ihrer Masterarbeit und hadert mit dem großen Angebot an Ausbildungsplätzen. „Das entspricht ja nicht meinen Bedürfnissen.“
Sie ist wie ich zum ersten Mal auf einer Jobmesse. Ihre Eindrücke decken sich mit meinen. „Man bekommt überall Kulis, Süßes, und die Menschen an den Ständen sind sehr freundlich und interessiert. Man kommt sehr leicht ins Gespräch.“ Neben Gummibärchentüten und Glückskeksen hat sie auch allerhand Visitenkarten und Broschüren mitgenommen. Würde sie nochmal hingehen? „Definitiv. Und dann habe ich auch ein paar Bewerbungsmappen dabei.“