„Bilderrahmen Guntermann“: Immer im passenden Rahmen
Das Geschäft „Bilderrahmen Guntermann“ feiert den 150. Geburtstag.
Düsseldorf. Klaus Schulgen streicht sich mit dem Pinsel über die Wange. „Das mache ich nicht, weil mir die Zärtlichkeit fehlt, sondern damit der Pinsel Körperfett aufnimmt“, sagt er. Denn nur so lässt sich das hauchdünne Blattgold „Rosennobel-Doppelgold“, aufnehmen, das Schulgen dann auf das Poliment des Bilderrahmens streicht. Im Anschluss poliert er das Gold mit einem Achat-Stein. Eine Arbeit, die Stunden in Anspruch nimmt. Maschinen können den Job nicht übernehmen. „An der Technik hat sich seit Jahrzehnten nichts geändert“, sagt Schulgen.
Der 51-Jährige führt „Einrahmungen Guntermann“ in fünfter Generation und hat bereits Mutter und Großmutter bei der Arbeit über die Schulter geschaut. 150 Jahre wird der Ein-Mann-Betrieb in diesem Jahr alt. Vieles erinnert noch an Gründer Peter Guntermann, der das Geschäft in der Altstadt im Oktober 1864 eröffnet hatte. In seiner Gesellenzeit war Guntermann durch Europa gewandert, hatte unter anderem in Paris gelernt, Passepartouts herzustellen. 1883 baute er schließlich das Haus an der der Lambertusstraße, indem Nachfahre Schulgen heute noch seine Werkstatt hat.
Das Haus steht mittlerweile unter Denkmalschutz. Dabei habe Architekt Bruno Schmitz, der die Fassade des Baus als Kunststudent gestaltet hatte, das Haus zu Lebzeiten noch als „Jugendsünde“ bezeichnet, erzählt Schulgen. „Schmitz ging nach seinem Studium nach Berlin, wurde dort Professor“, sagt Schulgen. „Später hat er dann für Kaiser Wilhelm II. Monumentalschinken wie das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig gebaut.“
Ist die Technik auch die alte, Schulgens Konkurrenz ist eine neue. Bilderrahmen lassen sich heute für wenig Geld bei Discountern oder in Möbelmärkten kaufen. Die können Schulgen die Kunden allerdings nicht abspenstig machen. „Einen Anzug kann man beim Textildiscounter kaufen — aber manche Kunden wollen eine Maßanfertigung haben“, zieht er den Vergleich. Auch Bilderrahmen, die Schulgen fertigt, sind Maßanfertigungen. So orientiert sich Schulgen bei der Färbung des Rahmens an den Tönen des Bildes, das der später umschließen soll. Auch beim Glas gibt es Unterschiede. Je nachdem, um was für ein Bild es sich handelt, kann der Kunde das Glas entspiegeln lassen oder eines wählen, das vor UV-Licht schützt. Bis zu zwei Wochen kann die Herstellung eines Rahmens mitunter dauern.
In seiner Laufbahn hat Schulgen viele wertvolle Bilder gesehen. „Ich habe auch schon einmal einen Dürer in der Hand gehalten“, sagt er. Für den 51-Jährigen lässt sich der Wert eines Bildes allerdings nicht durch den Preis messen, das dieses auf Auktionen erzielen könnte. „Ein Blatt, das den Besitzer an alte Zeiten erinnert, kann wesentlich wertvoller sein als der teuerste Picasso“, findet er.