Bombenfund: Arag-Haus und zwei Kitas geräumt
Mörsenbroich wurde in wenigen Stunden evakuiert und die am Donnerstagmorgen gefundene Bombe entschärft.
Düsseldorf. Aufgeregt wuseln die Kinder durch das Foyer der Kita am Mörsenbroicher Weg. Die Kleineren werden von den Erzieherinnen gerade aus dem Mittagsschlaf geholt, die Einrichtung muss so rasch wie möglich geräumt werden. Ein Bus soll die Kinder aus dem Gefahrenbereich A bringen: Gleich auf der anderen Seite des Mörsenbroicher Ei an der Mercedesstraße ist am Donnerstagvormittag bei Sondierungsarbeiten auf einer Brache eine zerschellte Fünf-Zentner-Bombe gefunden worden. Noch am Nachmittag soll sie entschärft werden.
Anita Justenhoven haben die Erzieherinnen angerufen, sie holt ihre Enkel Bennett (5) und Noah (2) sofort ab. „Bennett ist ganz schön aufgeregt“, sagt die Großmutter. Jetzt müssen die zwei Jungs mit ihr zu ihrem Arzttermin. Viele ihrer Kita-Freunde werden in die Betreuungsstelle in der Heinrich-Heine-Gesamtschule an der Graf-Recke-Straße gebracht.
Auch die Glas-Drehtür im Arag-Hochhaus dreht sich jetzt um 14.00 Uhr unentwegt: 850 Mitarbeiter müssen raus. „Das schaffen wir, es geht in aller Ruhe“, sagt Peter Santen vom Empfang. „Danach schließen wir das Gebäude ab — und es bleibt für heute zu.“ Auf der anderen Straßenseite hingegen wundert sich Eleni Paraskeyopoulos vom Kiosk noch über all das Blaulicht auf der Straße. „Eine Bombe? Nein, wir hatten keinen Zettel im Briefkasten!“ Ja, in Mörsenbroich ist man Entschärfungen gewöhnt. Doch bis dato wurden diese über Nacht angekündigt und vorbereitet. Damit ist es in Zukunft vorbei: Die Bezirksregierung hat angeordnet, dass Weltkriegsbomben nun immer umgehend entschärft werden müssen.
Entsprechend überrascht sind viele von der Blitz-Aktion. Etwa 340 Menschen schlagen in der Betreuungsstelle auf. Darunter Hotel-Managerin Yvonne Kuschel und ihre Kollegen aus dem Holiday Inn Express an der Mercedesstraße. „Wir haben es von Mitarbeitern aus den benachbarten Büros erfahren“, sagt sie. „Jetzt habe ich mein Hotel zum ersten Mal allein gelassen.“
Das hat auch Kevin Worden aus Ohio zu spüren bekommen: Er ist zur Euroshop-Messe angereist, wollte nach einer 30-stündigen Odyssee vom Airport in Atlanta nach Düsseldorf — mit Verspätungen wegen Schneechaos — endlich unter die Dusche. Und sinkt jetzt auf eines der Feldbetten in der Gesamtschule. „Das ist meine erste Reise außerhalb der USA“, sagt der 34-Jährige kopfschüttelnd. „Ab jetzt bin ich auf alles vorbereitet!“
Um 15.34 Uhr meldet die Polizei schließlich, dass die Gefahrenbereiche um die Bombe geräumt sind. Das Mörsenbroicher Ei liegt verlassen da. Entschärfer Peter van Eck kann anfangen, den Zünder aus dem Geschoss zu drehen. Weil dieser völlig zerbeult ist, kann er keine Fernsteuerung einsetzen, muss es von Hand machen. Direkt neben 60 Kilo Sprengstoff. „Das war schon eine kribbelige Angelegenheit“, sagt er wenig später.
Um 16.05 Uhr gibt er Entwarnung. Die Bombe ist unschädlich gemacht. Während auf den völlig verstopften Straßen rund um den Verkehrsknotenpunkt die Autoschlangen wieder anrollen, verpackt van Eck die Bombe und lädt sie auf einen Lkw. „Ich mache das seit 20 Jahren, da macht man sich nicht mehr viele Gedanken.“ Trotzdem hat er als Allererstes seine Frau angerufen.