Düsseldorfer Kultur Brahms-Requiem wird zum Drama

Dirigent Ádam Fischer widmet das Konzert für Menschenrechte in der Tonhalle den auf der Flucht verstorbenen Kindern.

Düsseldorf. „Ich werde beim Dirigieren an das Kind denken, das in Österreich in einem Lastwagencontainer in den Armen seiner Mutter gestorben ist“, sagte Ádam Fischer vor Beginn des Menschenrechtskonzerts in der Tonhalle. Der Prinzipal-Dirigent der Düsseldorfer Symphoniker hatte „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms aufs Programm gesetzt und die Aufführung den auf der Flucht verstorbenen Menschen aus den nordafrikanischen Kriegs- und Terrorgebieten gewidmet. Zuvor war der 1. Menschenrechtspreis der Tonhalle einem Mitglied von „Ärzte ohne Grenzen“ überreicht worden.

Foto: Susanne Diesner

Der ungarische Dirigent, der bekannt ist für sein politisches Engagement, wirkte innerlich bewegt bei seiner Ansprache, etwas, was sich spürbar auf sein Dirigat auswirkte. Das Brahms-Requiem kennt man eigentlich als weitgehend ruhiges Opus, das nur in einzelnen Passagen an Tempo und Dynamik zulegt. Bei Fischer war von Anfang an Aufruhr in der Sache. Er wählte ein vergleichsweise rasches Tempo bereits für den langsamen Einleitungs-Satz „Selig sind, die da Leid tragen.“

Dabei geriet der lyrische Bau des Chorwerks in dramatisches Fahrwasser, das sonst mehr zum sehr viel theatralischer konzipierten Requiem des italienischen Opernkomponisten Giuseppe Verdi passt. Beim sehr viel introvertierteren Brahms wirkt die Dramatik ungewöhnlich und fremd.

Beim Hören kommt man schwer umhin, Fischers anlassbedingt erhöhten Puls als Ursache für die überraschend energische Stabführung anzusehen.

Doch leider ging dabei auch etwas von der Innigkeit und innerer Sammlung verloren. Brahms’ Musik will sanft die Seele berühren, Hinterbliebene trösten und nicht Schmerz und Verzweiflung ausdrücken. Furioses ist ja mehr der Drohkulisse im Dies irae katholischer Totenmessen vorbehalten. Bei Brahms wirkt das rasche Rotieren zuweilen gehetzt.

In den dynamischeren Sätzen zwei und sechs, wo textlich und musikalisch dem Tod der Stachel gezogen wird, passt diese Verve wieder gut und wirkt mitreißend.

Die Düsseldorfer Symphoniker folgten Fischer bereitwillig und entfalteten einen satten dunklen Klang, der gut zum Charakter der Musik passte. Ganz auf der Höhe war auch der traditionsreiche Chor des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf: Intonation und Textverständlichkeit ließen keine Wünsche offen.

Etwas blass gerieten derweil die Gesangs-Soli der Sopranistin Antonia Bourvé und des Baritons Lauri Vasar, die zwar beide über attraktive Stimmen verfügen, die angelegte Atmosphäre von Wort und Ton aber nur annähernd trafen. Respektvoller Beifall in der voll besetzen Tonhalle.