Herr Thomas, die Bezirksvertretung 6 steht der Bauentwicklung sehr positiv gegenüber, und zwar einstimmig. Kein Wehklagen also über den Bauboom vor Ort?
Interview Rasantes Wachstum in Düsseldorf in den Stadtteilen Rath und Mörsenbroich
Düsseldorf · Interview Bezirksbürgermeister Ralf Thomas freut sich über das neue Leben an der Westfalenstraße und ärgert sich über die Verkehrsprobleme.
Düsseldorf ist eine wachsende Stadt, und die Stadtteile Rath, Mörsenbroich, Lichtenbroich und Unterrath treten dabei besonders hervor. Das Neubaugebiet „Gartenstadt Reitzenstein“ in Mörsenbroich entwickelt sich zu einer Idealstadt, mit viel Grün, wenig Lärm und über 1800 Neubürgern, Tendenz steigend. Noch gravierender ist die Entwicklung in Rath, wo gleich sieben große Wohnbauprojekte geplant oder ausgeführt werden. Am Rand von Unterrath ist es die Airport City, die den sonst eher idyllischen Stadtteil mit den großen Wohnungen und relativ preiswerten Mieten zu einem Büro-Zentrum macht. Der Stadtteil Lichtenbroich, der in den letzten Jahren durch den Zuzug von Asylsuchenden von sich reden machte, vermeldet Lichtblicke. Wir sprachen mit dem Bezirksbürgermeister Ralf Thomas (SPD).
Thomas: Wir sehen die Entwicklung größtenteils positiv. Eine Bedingung ist natürlich, dass die Mieten bezahlbar sind. Dass das Sperrgebiet der Mörsenbroicher Kasernen weitgehend entfällt und durch eine ganze Gartenstadt ersetzt wird, ist erfreulich. Dass wir an der Westfalenstraße nicht mehr durch Zäune auf eine Industriebrache schauen müssen, können wir nur begrüßen. Leider stehen selbst im Neubaugebiet an der Westfalenstraße noch viele Wohnungen leer. Ich hoffe, dass es sich schnell füllt.
Das Quartier für rund 1500 Wohnungen ging aus einem Wettbewerbsverfahren unter großer Beteiligung der Bevölkerung hervor. Was ist besonders gut gelungen?
Thomas: Der Supermarkt kommt gut an, die kleineren Geschäfte in der Umgebung auch. Die Kindertagesstätte ist wunderschön geworden. Der Quartiersplatz ist der neue Mittelpunkt. Und es geht weiter mit dem Bauen. Im hinteren Teil sind 492 Mietwohnungen geplant, im Rather Carré 174, In den Diken 100 Mietwohnungen. Es boomt. Die Siedlung Selbecker Straße ist im Bau. Die Neuenhof-Gärten auf dem alten Gelände der Epiphanias-Kirche erhalten über Caritas und Beamten-Wohnungs-Baugenossenschaft außer Wohnungen auch ein Altenzentrum und eine Kita mit vier Gruppen. Rath wächst am meisten.
Das Projekt „Soziale Stadt“ sorgt zugleich für eine gute Infrastruktur in Rath und Mörsenbroich. Können Sie Beispiele nennen?
Thomas: Die Städebauförderung durch Stadt, Land und Bund war ein Glück für diese Stadtteile. Wenn ich aus dem Fenster im Verwaltungsgebäude schaue, sehe ich mit Vergnügen, wie der Sportpark am Bunker angenommen wird. Daneben liegt der Rather Korso als 1,3 Kilometer langer Rundweg beiderseits der Bahn. Der Bolzplatz Osterfelder Straße, der Dirt-Park Opitzstraße, die Dreiecksfläche Scheffelstraße, all das sorgt für Sport und Bewegung, die so wichtig sind für die Stadtgesellschaft.
Was ist aus den massiven Protesten der Anlieger gegen den Rather Korso geworden, die die Fremden in ihren Gärten fürchteten?
Thomas: Wir haben alles mit den Bürgern besprochen. Es gibt keine einzige Beschwerde; dann muss es gut sein.
Gibt es Attraktionen, auf die Sie stolz sind?
Thomas: Ja, das sind die neuen Angebote für den Nachwuchs, der Hindernis-Parcours für Mountainbiker, den die Jugendfreizeiteinrichtung Ekkehardstraße betreibt, und der „Pumptrack“ neben dem Abenteuerspielplatz Mörsenbroich, also die Buckelpiste für die kleineren Kindern.
Zu Lichtenbroich, das einstige Klein-Korea. Wo liegt dort die Zukunft?
Thomas: Die Provisorien, die nach dem Koreakrieg entstanden sind, verschwinden allmählich. Die Umgestaltung der ursprünglich 212 Ein- und Zweifamilienreihenhäuser mit ihren 361 Wohneinheiten ist in vollem Gange und wird sich voraussichtlich bis 2027 hinziehen.Die Düsseldorfer Bau- und Spargenossenschaft (DÜBS) nennt ihre Siedlung nun „Wiesenviertel“, wegen der großen Wiese am Einbrunger Weg. „Klein-Korea“ gehört endlich der Vergangenheit an.
Es gab viel Protest, weil einige Gebäude abgerissen werden. Herrscht nun Frieden?
Thomas: Wenn eine Sanierung ansteht, wird immer protestiert. Aber mit allen Bewohnern gab es eine Einigung und keinen Rechtsstreit. Die Bauarbeiten für viergeschossige Mehrfamilienhäuser und eine Seniorenwohnanlage beginnen jetzt. Und im vierten Quartal 2020 ist Baubeginn der Jugendfreizeiteinrichtung mit Kita auf dem Gelände von „Blue Rock“, wo die alten Bauwagen endlich verschwinden.
Nun zu Unterrath: Das alte Schwimmbad Mettlacher Straße wird abgerissen, der Ersatz-Neubau kommt an die Ulmenstraße. Was wird aus dem Unterrather Stadtteilzentrum an der Kalkumer Straße/Eckener Straße, wenn das neue Bad 2023 oder 2024 fertig ist?
Thomas: Wir wollen nicht nur Wohnungen, sondern auch Geschäfte haben. Die Unterrather Straße braucht dringend eine Belebung. Es wird ein offenes Verfahren geben.
Zum Dauerthema Theodorstraße: Was wird aus dem Grundstück von Krieger/Höffner?
Thomas: Wenn ich das wüsste. Es wird ein B-Plan aufgestellt, der relativ vage ist, so dass für Höffner noch ein Türchen offen bleibt. Gewerbe ist möglich, Wohnungen wegen der Röhrenwerke nicht.
Wie geht es auf dem Schaustellergelände hinter der Theodorstraße weiter? Der Vertrag läuft bis 2024 und könnte verlängert werden.
Thomas: Da ist zunächst die Stadt gefragt. Ich könnte mir dort Wohnungen vorstellen, denn in der Nachbarschaft gibt es keine Emissionen.
Also keinerlei Ärger in Ihrem Bezirk?
Thomas: Doch. Der Verkehr ist das Hauptproblem. Ich hoffe, dass unter einer neuen Leitung endlich eine sinnvolle Zusammenarbeit möglich wird. Ewige Themen ist das Anwohnerparken am Flughafen, die dringend notwendige Markierung an der Münsterstraße, Fragen zum Hülsmeyerplatz. Positiv ist da eigentlich nur das neue Taktangebot der Rheinbahn bis 21 Uhr für die Linien 701, 705 und 707.