Bundespolizei: „Wir finden zum Teil mehrfach pro Woche einsame Koffer“
Sprecher der Bundespolizei erklärt, warum nicht jeder Fund zum Großeinsatz führt.
Düsseldorf. Der Dienstag war für die Bundespolizei am Flughafen ein außergewöhnlicher Arbeitstag. „Das ist absolut kein Tagesgeschäft“, sagt Sprecher Achim Berkenkötter am Morgen danach zur WZ. Vor allem die Entschärfer hätten unter enormem Druck gestanden. Aber: „Der ganze Einsatz ist aus unserer Sicht sehr gut gelaufen.“
Dennoch erreichen unsere Zeitung Anfragen verwunderter Leser, die berichten, dass sie selbst Fälle beobachtet hätten, in denen herrenlose Gepäckstücke wesentlich schneller und unaufgeregter beseitigt worden seien. Weit weniger drastisch als am Dienstag waren etwa die Auswirkungen, als im Dezember am Bertha-von-Suttner-Platz vor dem Hauptbahnhof ein herrenloser Trolley entdeckt wurde — kurz nach dem Fund eines Sprengsatzes in einem Koffer in Bonn.
Dort wurde lediglich ein kleiner Bereich rund um die Fundstelle abgeriegelt. Die Bahnhofspassage war die ganze Zeit über offen, der Zugverkehr konnte ungehindert rollen. Ein Spezialist der Bundespolizei schnitt das Gepäckstück schließlich auf, der Inhalt war unverdächtig.
Auch am Flughafen wird beim Fund eines einsamen Koffers nicht immer gleich die höchste Alarmstufe ausgerufen, erklärt Berkenkötter. „In der Ferienzeit finden wir zum Teil mehrfach die Woche herrenlose Gepäckstücke — dann auch mal wochenlang überhaupt nicht. Aber das Prozedere ist immer gleich.“ Der Besitzer werde ausgerufen — doch schon parallel alarmiert man die Entschärfer der Bundespolizei. Sie sind direkt am Airport eingesetzt und rund um die Uhr in Bereitschaft.
„Meist wurde das Gepäckstück einfach vergessen“, erklärt Berkenkötter. Dann melde sich rasch der Besitzer. Ansonsten durchleuchten die Spezialisten den Koffer — und von da an haben allein sie den Einsatz in der Hand. Berkenkötter: „Wir handeln komplett nach der Entscheidung der Spezialkräfte.“ Und wenn sie entschieden, ein komplett leeres Terminal zu benötigen, um die Sicherheit aller zu garantieren, dann werde eben geräumt. „Denn das ist es ja, was der Bürger von uns erwartet: dass er sicher ist.“
Der Bundespolizist widerspricht in diesem Zusammenhang auch Mutmaßungen in manchen Medien, es habe bei dem Einsatz am Dienstag Verzögerungen gegeben. Vielmehr habe man noch mehrfach das Flughafengebäude durchsucht, um sicherzustellen, dass es auch tatsächlich leer ist. „Es ist eine akribische Arbeit“, verdeutlicht Berkenkötter.
Zudem seien nach der Öffnung des Koffers Proben von der Substanz in dem Koffer genommen worden — wie sich später herausstellte Drogen —, bevor die Entschärfer sicher waren, dass diese nicht explosiv war. Erst dann konnte das Terminal freigegeben werden. Berkenkötter: „Es ist alles glatt im Plan gelaufen.“