Männergesundheit Burnout klingt besser als Depression

Düsseldorf · Ein Themenabend über Männergesundheit im Haus der Ärzteschaft: Vorsorge, soziale Kontakte und Sport können helfen gesund zu bleiben.

Früherkennung ist wichtig: Deshalb müssen auch Männer regelmäßig zum Arzt gehen. Foto: dpa

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Der tiefrot angeschwollene Insektenbiss? Wird schon von alleine wieder verschwinden. Der über Wochen andauernde Reizhusten? Kein Grund zur Beunruhigung. Wenn es um Arztbesuche geht, gelten Männer als sehr zurückhaltend. Gründe dafür gibt es viele. Angst vor der Diagnose und lange Wartezeiten, in denen man mit Menschen zusammensitzt, die über Krankheiten sprechen, gehören wohl dazu.

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein hatte zu einem Themenabend über Männergesundheit mit dem Titel „Geht ein Mann zum Arzt ...“ eingeladen. Im Haus der Ärzteschaft sprachen Experten über Depression und Burnout, Früherkennung, die Prostata, Impfen, Diabetes und Bewegung.

„Männer wissen, was von selbst kommt, geht auch von selbst“ und „Depressionen sind eine Modeerscheinung“ – Frank Bergmann, Vorsitzender der KV Nordrhein, kennt die faulen Sprüche der Männer und schafft Fakten mit Statistik: „Lebensstilbedingte Krankheiten wie Bluthochdruck und Herzinfarkt sind für Männer Krankheitsrisiko Nummer eins“, konstatiert der Mediziner.

Das Arzneivolumen von Herz-Kreislauf-Medikamenten bei Männern im erwerbstätigen Alter habe sich seit 2000 verdoppelt. Jeder erwerbstätige Mann habe im vergangenen Jahr 115 Tagesdosen erhalten, Frauen dagegen nur 61.

Auch der These „Burnout trifft die Starken, an Depressionen erkranken die Labilen“ ging Bergmann auf den Grund: „Im Gegensatz zur Depression ist Burnout keine Erkrankung sondern ein Risikozustand für körperliche und psychische Erkrankungen.“

Oft werde jedoch das Wort Depression vermieden und stattdessen der Ausdruck Burnout gewählt. Es solle der Eindruck entstehen, dass sich jemand übernommen habe. „Tatsächlich liegt aber in 50 Prozent aller Fälle eine Depression vor, die unbedingt behandelt werden muss.“  Soziale Kontakte, Freunde, Stressmanagement und auch Sport könnten der Psyche helfen, nicht zu erkranken, betont Bergmann.

Impfungen, Vorsorge und Präventionsmaßnahmen werden ignoriert

Carsten König, stellvertretender Vorsitzender der KV Nordrhein, gibt in seinem Vortrag weitere Beispiele dafür, dass Männer schon im frühen Alter nichts von Krankheiten wissen wollen: „Die meisten Jugendlichen, die an einem Asthma-Anfall sterben, sind männlich“, berichtet er und fügt hinzu: „weil die Jungen im Notfall kein Asthma-Spray dabei haben, das ist für sie einfach uncool.“ Dieses Risikoverhalten bleibe bestehen. „Männer halten sich für unverwundbar. Impfungen, Vorsorge und Präventionsmaßnahmen werden allzu gerne ignoriert.“ Patrick Bastian, Facharzt für Urologie am Marienhospital, ergänzt: „Auch beim Prostatakarzinom ist das A und O die Früherkennung. Das Tückische ist, dass der Betroffene lange nichts merkt von seiner Erkrankung.“

Der Umgang mit der eigenen Gesundheit kostet die Männer auch Lebenszeit – wieviel weiß man nicht genau. Frauen leben durchschnittlich fünf Jahre länger und das hat auch mit den Lebensumständen zu tun: Männer sterben früher, weil sie riskanter leben.