Claus Franzen über die Düsseldorfer Kö: „Die Weltmarken investieren hier“
Für Claus Franzen ist die Königsallee nicht nur Geschäftsadresse, sondern auch Heimat. Er spricht über ihren Wandel.
Düsseldorf. Claus Franzen gehört zu den Kaufleuten, die das Gesicht der Königsallee maßgeblich geprägt haben. Neben seinem Bruder Hermann, der sich mittlerweile aus den Geschäften zurückgezogen hat, ist er Gesicht und Seele des Luxusgeschäftes Hermann Franzen GmbH & Co. KG an der Königsallee 42. Wir haben mit ihm über den Wandel der südlichen Königsallee geredet. Ein Gespräch über Kommen und Gehen, Konzepte und Konflikte.
Herr Franzen, die Königsallee ist seit mehr als 100 Jahren das Zuhause Ihres Traditionsgeschäftes. Was verbinden Sie persönlich mit der Straße?
Claus Franzen: Sie ist für mich auch Heimat und nicht nur Geschäftsadresse. Ich bin hier aufgewachsen, meine Großeltern haben schon hier gelebt, meine Eltern auch. Mittlerweile wohnt die nächste Generation hier im Haus.
Hat sich die Königsallee im Laufe der Zeit gewandelt?
Franzen: Sie hat sich immer gewandelt. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen. Diese Straße erneuert sich immerwährend selbst. Man sagt ja auch: Handel ist Wandel. Durch die Digitalisierung wird der Wandel jedoch beschleunigt. Und das merkt natürlich auch die Königsallee.
Wer die Königsallee entlang schlendert, dem fällt auf, dass am Südende weniger los ist. Teilen Sie diesen Eindruck?
Franzen: Es gibt ein gewisses Nord-Süd-Gefälle, das ist richtig. Der Kö-Bogen mit dem Corneliusplatz ist natürlich ein besonderer Anziehungspunkt, weil sich dort die Kö, die Altstadt, Schadowstraße und der Hofgarten treffen. Das Interconti und der neu gestaltete Graf-Adolf-Platz bieten Chancen, den südlichen Teil der Königsallee neu zu beleben und neue Akzente zu setzen.
Im vergangenen Jahr gab es einige Leerstände auf der Kö. Nun scheint frischer Wind aufzukommen. An wen erinnern Sie sich, wer ist gekommen, wer gegangen?
Franzen: Bei Leerständen denke ich in erster Linie an die inhabergeführten Geschäfte. Beispielsweise das Modegeschäft Eickhoff. Auch das Lichtburg-Kino existiert nicht mehr. Ich trauere auch der gutbürgerlichen Gastronomie des Benrather Hofes nach. Wir freuen uns aber auch, dass starke Marken die Kö bereichert haben wie Dior und Chanel.
Nach Konstante und Langlebigkeit klingt das nicht. Wie erklären Sie sich die häufigen Wechsel?
Franzen: Veränderungen der Nachfrage bedingen auch Änderungen auf der Angebotsseite. Und dazu kommt das deutlich veränderte Kaufverhalten durch die Möglichkeiten des Online-Shoppings.
Ein aktuelles Beispiel ist das China-Center, das nächstes Jahr schließt. Was bedeutet das für die südliche Königsallee?
Franzen: Ich finde es schade. Schön wäre es, wenn es in der Innenstadt bleiben würden. Sorgen mache ich mir für die Kö aber nicht.
Braucht es ein neues Konzept für die Königsallee?
Franzen: Generell wünschen wir uns, dass die Gastronomie gestärkt wird. Sie sorgt für Stimmung und Aufenthaltsqualität, die sehr wichtig ist für die Qualität einer Straße. Wir brauchen einen Gegenpol zum starken Nordbereich. Eine Idee wäre, wieder etwas Neues auf die Wiese am Graf-Adolf-Platz zu bringen. Wir brauchen eine gute Mischung.
Wie ist Ihre persönliche Prognose. Stirbt die Königsallee oder wird sie sich halten können?
Franzen: Wenn sich etwas halten kann, dann hier. Da mache ich mir keine Sorgen. Die Kö ist für starke Marken nach wie vor sehr interessant. Die Weltmarken investieren hier.