Generationenwechsel im Traditionshaus
Steffi Kluth-Franzen und Peter Franzen übernehmen den fast 200 Jahre alten Betrieb an der Kö.
Düsseldorf. Steffi Kluth-Franzen (46) und Peter Franzen (32) treten in die Fußstapfen ihres Vaters Hermann. Die „Next Generation“ an der Königsallee ist die Vierte. Und soll möglichst nicht die letzte sein, die das 1820 gegründete Traditionshaus führt. Zwar arbeiten die „Youngsters“ schon einige Jahre im urgroßelterlichen Betrieb, doch der Eintritt in die Geschäftsführung sei ein besonderer Schritt. Während Steffi Kluth-Franzen eher neues Design im Blick hat, leitet Peter Franzen den Online-Handel, ein Standbein, das zunehmend an wirtschaftlicher Bedeutung gewinnt.
Für den Ausbau der Online-Geschäfte, erzählt Peter Franzen, habe er auch Gefechte mit seinem Vater ausgestanden. Aber der Erfolg gibt der jungen Generation recht. „Wir haben uns als Teenager hochgedient“, lacht Steffi Kluth-Franzen. Vom Lager zum Verkauf bis an die Kasse. Nach dem Abitur am „Comenius“ hat sie nur wenige Semester Kommunikationswissenschaft studiert, später in New York und Los Angeles unter anderem für das französische Luxus-Label Lalique gearbeitet.
Wenn ihr persönlicher Geschmack in den 80er/90ern auch viel strenger und moderner als die Traditionsmarken waren, so leckte sie doch Blut während der Lehre im Familien-Unternehmen. Bei Peter Franzen fiel die Entscheidung bereits in der Kindheit. „Ich wollte Kaufmann werden, stand als Schüler jeden Samstag im Laden.“ Nach dem Abitur am St. Ursula-Gymnasium studierte er Handelsmanagement, arbeitete in Nobelgeschäften in den USA und Paris und ist seit 2010 fest im Franzen-Team.
Der Name Franzen war — weit über Düsseldorfs Grenzen — fast 200 Jahre Synonym für Porzellan. Meissen, KPM (Königlich Preußische Porzellanmanufaktur), Nymphenburg. Die feinen Sachen. Das galt bis vor einigen Jahren. Doch der Geschmack ändert sich, geht mit der Zeit, ist beeinflusst von Moden und Trends. Peter Franzen spricht von einer „Wertverschiebung“. Viele junge Paare kaufen zur Hochzeit längst nicht mehr das komplette, wertvolle Marken-Service. So führt Franzen heute auch, neben Accessoires für das komfortable Leben — in Küche, Badezimmer, im Salon und im Wellness-Bereich — ein breitgefächertes Sortiment an noblen Uhren und Schmuck. Letzterer Bereich wurde aufgebaut und konsequent erweitert von Peters Mutter, Marietta Franzen, die in diesem Bereich bis heute die Fäden zieht.
Dass sich so ein Familienbetrieb halten und auch in schwierigen Zeiten (für den Einzelhandel) noch entwickeln kann, liegt wohl am Immobilien-Besitz. „Ohne Eigentum ginge das nicht“, räumen Peter Franzen und Steffi Kluth-Franzen ein. Ihre Vor-Vorfahren zogen 1911 von der Benrather Straße/Carlsplatz an die Kö 42 und kauften das Haus — zu Kaisers Zeiten, kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs. „Sie glaubten daran, dass die Kö eines Tages hip sein würde“, sagt Peter Franzen.
Kopfschüttelnd betrachtet er indes die derzeit explodierenden Mieten auf der Prachtmeile. Das habe zu der Tendenz geführt, dass inhabergeführte Geschäfte aufgeben müssten. Und die machten einst den Reiz der Kö aus. Heute seien es neben ihnen nur noch fünf.
Realistisch sind sie dennoch beide. Und hoffen, dass es die Firma in dieser oder ähnlicher Form noch in 50 Jahren geben wird. Dann in der fünften oder sechsten Franzen-Generation.