Schule Für die Grundschüler ist die große Pause vorbei
Düsseldorf · Die ersten Tage mit den Viertklässlern sind gut gelaufen, in der kommenden Woche werden die anderen Jahrgänge erwartet.
Im Erstellen von Stundenplänen ist Kerstin Hänsel mittlerweile Expertin. Rund 20 Stunden Arbeit hat sie in den wohl ausgefeiltesten Plan in ihrer Zeit als Schulleiterin an der Helmholtzschule gesteckt. Eine echte Herausforderung sei es gewesen, die verschiedenen Jahrgangsstufen auf die Wochentage zu verteilen, die jeweiligen Klassen in Kleingruppen zu unterteilen, Gruppen den Räumen, Kindern den Sitzplätzen, Lehrer den Gruppen zuzuordnen. Dafür zu sorgen, dass jede Jahrgangsstufe trotz Feiertagen und Pfingstferien in gleichem Umfang und jedes Kind in allen Hauptfächern und auch vom Klassenlehrer unterrichtet wird. Und die Pausen so zu legen, dass immer nur die neun Kinder einer Gruppe auf dem Schulhof aufeinandertreffen. Nun ist der Plan, der zunächst bis zu den Sommerferien gilt, fertiggestellt. Und Kerstin Hänsel und ihre Kollegen fühlen sich bereit, den nächsten Schritt in Richtung Schulalltag zu gehen.
Am Donnerstag kehrten die Viertklässler zurück an die Grundschule, ab Montag wechseln sich alle Jahrgangsstufen tageweise ab. Immer nur ein Jahrgang wird in der Schule anwesend sein. Die Erfahrungen der ersten Tage sind dabei richtungsweisend. „Wir alle hatten Bauchschmerzen am Donnerstagmorgen“, sagt die Schulleiterin. „Aber wir sind sehr zufrieden und erleichtert, dass unser Plan aufgegangen ist.“ Nur wenige Abläufe müssten noch optimiert werden, wie etwa das geordnete Verlassen der Schüler nach Unterrichtsschluss um 12 Uhr. „Darauf müssen wir noch mehr achten, dass es sich nicht knubbelt“, sagt sie. Eine weitere Aufsichtsperson könne positioniert, eine zweite Tür geöffnet werden. Große Bedenken hatten Kerstin Hänsel und ihre Kollegen, ob sich am Donnerstagmorgen auch draußen vor dem Schultor alle an die Abstandsregeln halten würden. „Es waren alle diszipliniert, warteten mit genügend Abstand zu den anderen und betraten nacheinander das Gebäude“, sagt Hänsel. Die Kinder, bis auf zwei, trugen Masken.
Eltern helfen ihren Kindern beim Verinnerlichen der Regeln
Die Schulleiterin hatte die Eltern im Vorfeld über das Hygienekonzept und das Vorgehen informiert. Dass das Tragen von Masken empfohlen wird, die Kinder sich beim Betreten des Gebäudes die Hände desinfizieren können, sich am Waschbecken im Klassenraum die Hände mit Seife waschen müssen. Dass sie im Gebäude rechts und hintereinander gehen, die Jacken nicht an die Garderobe, sondern am zugewiesenen Sitzplatz aufgehängt werden müssen, das rechte Treppenhaus zum Hinauf-, das andere zum Hinuntergehen benutzt wird. „So hatten die Eltern Gelegenheit, ihren Kindern schon mal alles zu erklären. Das erleichtert die Sache erheblich“, sagt Hänsel. In der Schule erinnern nicht nur die Lehrer regelmäßig an die neuen Regeln. „Wir arbeiten in der Grundschule viel visuell“, sagt Hänsel. Schilder, Piktogramme und auch Pfeile, die die Laufrichtung im Gebäude vorgeben, sollen den Kindern beim Verinnerlichen der Regeln helfen. Und in der Pause sorgen zwei Aufsichtspersonen dafür, dass die Kinder den Abstand wahren und lieber Nachlaufen statt Fangen spielen. „Weil ja immer nur neun Kinder gleichzeitig in der Pause sind, ist das zu schaffen.“
Die drei vierten Klassen wurden in jeweils drei Gruppen aufgeteilt. Maximal neun Kindern sind in einer Gruppe. Jeder Gruppe ist ein fester Raum zugewiesen, jedem Kind ein fester Einzelplatz. Wenn am kommenden Dienstag die Drittklässler, am Mittwoch die Erstklässler und dann die Zweitklässler kommen, werden sie dieselben neun Räume nutzen. „Tische, Stühle und Flächen werden immer am Nachmittag gründlich gereinigt und desinfiziert“, sagt die Schulleiterin.
Das positive Fazit nach den ersten Tagen mit den Viertklässlern ist für Hänsel und ihr Team kein Grund locker zu lassen. „Die Großen verstehen die Regeln. Mit ihnen ist es einfacher, als es mit den Erst- und Zweitklässlern sein wird“, sagt Hänsel. Für die Kleinen hat sich das Kollegium aber schon etwas ausgedacht. Den Kindern wird im Vorfeld ein Tier als Gruppenmaskottchen zugeordnet. „Wenn sie dann am ersten Schultag hier auf den Hof kommen, müssen sie nur zu der Lehrerin mit dem jeweiligen Tier gehen. Dann werden sie in ihren Raum und auf ihren Sitzplatz geführt.“
Die Gruppen seien so zusammengesetzt, dass das Leistungsniveau möglichst homogen ist. Welche Lerndefizite die Schüler nach wochenlanger Unterrichtspause und Homeschooling haben, wird sich aber erst noch zeigen. „Es ist ganz klar, dass die Kinder beim Homeschooling unterschiedliche Voraussetzungen haben. Dadurch, dass einige Eltern nicht die Zeit haben oder nicht in der Lage sind, zu helfen. Wenn sie beispielsweise selbst kein Deutsch sprechen“, sagt Hänsel. Auch die digitalen Möglichkeiten seien unterschiedlich. Um alle Schüler mit Aufgaben zu versorgen, seien deshalb verschiedene Kanäle genutzt worden. „Wir haben sie per Email geschickt, auf dem Postweg, haben alle Informationen auf unserer Homepage veröffentlicht“, sagt sie. Lehrer seien auch telefonisch mit den Eltern in engem Austausch gewesen. Und dennoch konstatiert die Schulleiterin: „Komplette Bildungsgerechtigkeit kann es nicht geben. Leider.“
Defizite auszumachen und sie aufzufangen, sei die Herausforderung der kommenden Wochen. Neben all den anderen Aufgaben, die nun zum neuen Schulalltag dazu gehören.