Kitas Notbetreuung: Wiedersehensfreude und ein paar Abschiedstränen

Düsseldorf · Kitas wie das evangelische Familienzentrum Am Hackenbruch füllen sich langsam wieder.

Doris Fluchtmann in der Kita.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Dass zurzeit alles anders ist als sonst, merken die Kinder des Familienzentrums Am Hackenbruch, noch bevor sie die Kita überhaupt betreten: Im separaten Hausflur verabschieden sie sich von ihren Eltern, von einer Erzieherin, die in der Regeln nicht ihre Bezugsperson ist, werden sie in eine Gruppe geführt, die nicht ihre vertraute Stammgruppe ist. „Das war für einige Kinder schon problematisch am Anfang, weil sie es gewöhnt sind, dass die Eltern sie bis zu ihrer Gruppe bringen“, sagt Doris Fluchtmann, Leiterin der Diakonie-Einrichtung in Eller. Bei den jüngeren Kindern gab es einige Tränen, bis sie sich an den neuen Ablauf gewöhnt hatten. Die älteren Kinder konnten es hingegen kaum erwarten, ihre Freunde wiederzusehen. „Sie kommen morgens freudestrahlend hier herein. Man sieht ihnen an, wie sehr sie die anderen Kinder vermisst haben.“ Viele der Kinder haben die vergangenen Wochen in einer Etagenwohnung ohne Garten verbracht. „Das Rausgehen beschränkt sich dann auf einen Spaziergang. Hier in der Kita können sie sich draußen auf den Spielgeräten austoben und mit ihren Freunden spielen.“

Zehn Prozent der Platzkapazitäten werden genutzt

An 330 Standorten – Kindertagesstätten der freien Träger, städtische und privat-gewerbliche sowie Kindertagespflege – werden 2663 Kinder in Notgruppen betreut (Stand 30. April). Vor dem Betretungsverbot besuchten rund 28 000 Kinder die Düsseldorfer Einrichtungen. Inzwischen werden laut Stadt zehn Prozent der Platzkapazitäten genutzt. Durchschnittlich werden pro Kita acht Kinder betreut, die Spanne in den städtischen Einrichtungen reicht von einem Kind bis höchstens 15 Kindern – meist sind es deutlich weniger als zehn. In den Kitas der Diakonie sind es zwei bis 24 Kinder pro Einrichtung.

Noch vor einigen Tagen besuchten gerade mal sechs Kinder das Familienzentrum der Diakonie, nachdem nun weitere Berufsgruppen als systemrelevant gelten und auch Alleinerziehende das Betreuungsangebot nutzen dürfen, sind es nun 20, verteilt auf vier Gruppen. Nicht alle kommen jeden Tag. „Die Kinder werden nur in der Zeit bei uns betreut, in der die Eltern auch tatsächlich arbeiten und es keine andere Betreuungsmöglichkeit gibt. Sie werden nicht länger als notwendig in der Kita abgegeben“, sagt Kitaleiterin Fluchtmann. „Viele Eltern würden die Kinder am liebsten zu Hause lassen, wenn sie die Möglichkeit hätten. Ich habe wirklich nicht den Eindruck, dass Eltern das Angebot ausnutzen, um sich mal etwas Luft zu verschaffen. Im Gegenteil. Sie machen sich viele Gedanken und haben sehr gemischte Gefühle, wenn sie das Kind morgens bringen.“

Für die neuen Abläufe unter Corona-Auflagen zeigen die Eltern gleichzeitig großes Verständnis. „Sie vertrauen uns, dass es den Kindern gut bei uns geht. Wir sind im ständigen Austausch, das ist ganz wichtig.“ Wenn die Kinder morgens von einer Erzieherin zum Gruppenraum gebracht werden, wissen sie schon, wie es weitergeht: Jacke aus, Hausschuhe an – und erst mal Hände waschen. Erst dann können sie mit den anderen Kindern in ihrer Gruppe spielen. Und dabei haben die sonst geltenden Abstandsregeln kaum eine Chance. „Es ist nicht möglich, die Kinder auf Abstand zu halten“, sagt Fluchtmann. Weder beim Spielen untereinander noch im Austausch mit den Erziehern. „Wenn ein Kind müde wird und einfach mal auf den Schoß der Erzieherin kuscheln will, dann kann und soll ihm das nicht verwehrt werden“, sagt sie. Gerade bei den Kindern unter drei Jahren, und davon gibt es zurzeit acht in der Einrichtung, könne von Abstandsregeln keine Rede sein. „Sie werden gewickelt, sie werden mittags hingelegt. Sie brauchen körperliche Nähe und natürlich auch mal Trost.“

Der Kontakt der Gruppen untereinander werde aber vermieden. Selbst im Waschraum, den sich sonst zwei Gruppen teilen, seien Toiletten und Waschbecken für die Kinder der jeweiligen Gruppen reserviert. Damit sich trotzdem niemand begegnen, gibt es unterschiedliche Waschzeiten. Auch das Außengelände ist mit Flatterband in vier Bereiche für die vier Gruppen aufgeteilt. Täglich werden Tische, Stühle und Flächen desinfiziert, Türklinken immer wieder gereinigt und Bettwäsche und Kissenbezüge nun noch häufiger als sonst gewechselt. „Wir haben ohnehin hohe Hygienestandards. Seit Jahren gibt es Papierhandtücher, Seife und Desinfektionsspender in den Waschräumen. Deshalb ist vieles nicht ganz neu für uns“, sagt Fluchtmann.

Mundschutz tragen die Erzieher der Einrichtung nicht. „Wir verzichten darauf, weil unsere Mimik wichtig für die Kinder ist“, sagt die Kitaleiterin. „Aber wenn sich ein Kollege mit einem Mundschutz sicherer fühlt, steht es ihm frei, diesen auch zu benutzen.“ Jeder Erzieher, der arbeiten kommt, habe sich bewusst dazu entschieden. Und kenne das Risiko. „Es sind Kollegen, die gesundheitlich nicht vorbelastet sind und die bereit sind, für die Familien unserer Einrichtung da zu sein“, betont sie. Wie es weitergeht, wenn die Kitas weiter geöffnet werden sollten und weitere Kinder hinzukommen, vermag sie aber nicht abzuschätzen.