Spielplätze Die Rückeroberung der Düsseldorfer Spielplätze

Seit dem 18. März waren alle Spielplätze nach dem Infektionsschutzgesetz gesperrt. Mit dem 7. Mai ist das aufgehoben.

Mutter Tatjana Kral (l.) und Ihre Kinder Alexander (3) und Karolina (10) freuen sich über die Rückkehr ganz allgemein und die Rutsche im Speziellen.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Fast könnte man glauben, Tatjana Kral sei für ihre Aussagen bezahlt worden, so pathetisch eröffnet sie diesen Text über die allmähliche Rückkehr auf die Spielplätze Düsseldorfs. Ist sie aber nicht. Denn zu Zeiten einer Pandemie, die Corona heißt, kommen Menschen nach fast zwei Monaten vor rot-weißem Sperrband auf diese entsperrten Plätze zurück, denen wirklich etwas auf dem Herzen gelegen hat. Und jetzt ist es abgefallen. „Wissen Sie“, sagt Tatjana Kral aus Flingern Nord an diesem Donnerstagnachmittag auf dem großen Spielplatz am Hofgarten, „mein kleiner Junge blickte auf diesen Platz, drehte sich um, sagte: Wow.“ Und dann: „Darf ich?“ Ja, habe sie gesagt und gestrahlt. „Jetzt darfst du wirklich.“

Seither sind Alexander (3) und Schwester Karolina (10) auf Rutschen und Schaukeln unterwegs. Mutter Tatjana hat wirklich alles dafür getan, die beiden über so viele Wochen zu unterhalten, ein Entertainer-Diplom hätte sie verdient, von 12 bis 15 Uhr waren alle jeden Tag draußen, aber so ein Spielplatz, sagt sie, der war trotzdem notwendig. „Wir hatten Garten, Schrebergarten – aber das ist jetzt etwas anderes. Der Kontakt hat ihnen einfach gefehlt.“

Der Platz ist gut, aber nicht übermäßig gefüllt. Alle halten Abstand, wenn es nicht gerade die engsten Kontaktpersonen sind. Daniel Rademacher ist angetan von so viel Disziplin. Auch die seiner beiden Kinder. Ein Argument für seine kleine Forderung an die große Politik: „Das läuft doch hier so gut, dann könnten doch auch die Kitas wieder öffnen.“ Zweifel, dass auch dies eine gewisse Notwendigkeit ist, lässt er nicht.

Tatsächlich ist dieser Tag eine spürbare Rückeroberung. Unbewusst, aber offensichtlich. Rentner Johnny Strübing sitzt am Rand in der Sonne und macht ein Päuschen. Das Kinderlachen freut ihn, es habe gefehlt. „Die haben doch gelitten und gar nicht verstanden, warum sie nicht durften. Jetzt lachen sie wieder. Das wäre zwei Wochen früher auch möglich gewesen.“ Rademacher sieht die Gefahren, „hat durchaus eine gewisse Angst“, aber der Drang der Kleinen – er war größer. Sarah Kleemannel sitzt angstfrei in der Sonne, Tochter Merle spielt mit Vater Steffen an den Geräten. Kleemannel arbeitet in einer Bäckerei. „Dort waren wir wochenlang ungeschützt, das hat niemanden interessiert. Ich habe auch jetzt keine Angst“, sagt sie leicht trotzig.

Am Schwanenmarkt, wo Mütter und Väter ähnlich strahlen wie ihre Kinder, weil dazu auch noch die Sonne strahlt, hängt ein Schild der Stadt am Gitter, es beginnt freundlich: „Wir freuen uns, dass Sie wieder hier sind und ihr wieder hier seid!“ Darunter die Regeln: Nur gesund eintreten, Abstand einhalten zwischen Begleitpersonen, richtig Niesen und Husten. Und: Wenn zu viele da sind, bitte auf einen anderen Spielplatz gehen. Daran halten sich alle. Von den 351 wieder eröffneten Spielplätzen in der Landeshauptstadt werden Vorfälle nicht gemeldet. Vieles ist auch, wie es mal war. Ob es auch so bleiben kann?