Corona-Pandemie Impfungen in Düsseldorfs Apotheken
Düsseldorf · Auch in Apotheken ist nun die Corona-Schutzimpfung möglich – in Düsseldorf macht etwa jede vierte mit. Die Pharmazien erhoffen sich so eine Erhöhung der Impfquote. Von den Hausärzten aber gibt es Kritik.
Die ersten Apotheken in Düsseldorf haben am Montag ihren Kunden die Corona-Schutzimpfung angeboten. Nach einer Schätzung des Apothekerverbandes Nordrhein ist jede vierte Apotheke nach Schulungen in der Lage zu impfen, in Düsseldorf machen zum Start etwa 30 Pharmazien mit, sagte Thomas Preis, Vorsitzender des Verbandes. Bis Anfang März sollen weitere Apotheken nachrücken – dann soll jede zweite die Impfung anbieten. Möglich sind Erst- und Zweitimpfungen sowie Auffrischungen.
Damit, so die Hoffnung des Verbandes, könnten die Apotheken einen Beitrag zur Erhöhung der Impfquote leisten. „Die Apotheken sind nah an den Menschen. Jede Person in Düsseldorf besucht statistisch gesehen einmal im Monat eine Apotheke“, sagte Preis. So könne man auch Menschen erreichen, die bislang nicht geimpft sind und nur selten zum Arzt gehen. Dass das Angebot in den Apotheken angenommen werde, zeige sich im internationalen Vergleich. So sei die Impfquote in Ländern, in denen Apotheker schon länger impfen, in der Regel höher, so Preis.
Hausärzte kritsieren
die Apotheken-Aktion
Einer der ersten Impflinge am Montag war Peter Berlinski. Der 62-Jährige hatte durch Zufall von dem Angebot in der Europa-Apotheke in Pempelfort erfahren – und einen Termin für seine Booster-Impfung Montag vereinbart. So müsse er nicht zum Betriebsarzt nach Bochum fahren oder sich in die Schlange am Impfzentrum stellen, sagte Berlinski. Die Nachfrage der Kunden sei da, berichtet Apotheker Thomas Stephan. Die Europa-Apotheke hatte bereits in der vergangenen Woche für die Impfung geworben und Termine mit Kunden vereinbart. Auch am Montag hätten interessierte Impflinge angerufen. „Es ist ein gutes Gefühl, Teil der Impfkampagne zu sein“, sagte Stephan. Kritik gibt es vor allem von den Hausärzten. So sagte der Düsseldorfer Arzt und Chef der Kassenärzte, Andreas Gassen, die Einbeziehung der Apotheken sei ein „unnötiger Marketing-Gag“. Die Anzahl an Apotheken sei zu gering, um die Impfquote tatsächlich zu erhöhen. „Es fehlt nicht an Impfangeboten, sondern an der Nachfrage“, so Gassen.
Tatsächlich sind die Zahlen noch gering: In der Europa-Apotheke etwa stehen in dieser Woche 36 Spritzen zur Verfügung, in der kommenden Woche könnte die Apotheke mehr bestellen, sagte Inhaber Thomas Stephan. Derzeit gibt es stadtweit etwa 160 Apotheken (zum Vergleich: rund 1500 niedergelassene Ärzte), von denen aber nicht alle die Impfung anbieten können. Voraussetzung sind nach Angaben des Verbandes eine mehrstündige theoretische und praktische Ausbildung durch einen Arzt und ein abgetrennter Behandlungsraum in der Apotheke. Geimpft werde nur von Apothekern, nicht von Assistenten. Für den Berufsstand sei es eine große Anstrengung, diese fachlichen und räumlichen Voraussetzungen zu schaffen, räumte Thomas Preis ein.
Zudem stellen die Hausärzte die Sicherheitsfrage: Zwar seien allergische Reaktionen nach den Impfungen extrem selten, komme es aber doch zum Notfall, sei kein Arzt in der Nähe, so Arzt Andreas Gassen. Den Apothekern mangele es an der medizinischen Qualifikation, sagte auch Oliver Funken, Vorsitzender des Hausärzteverbandes.
Diese Sorge hält Thomas Preis für unberechtigt. „Apotheken arbeiten nach denselben Sicherheitsstandards wie Praxen“, sagte der Vorsitzende des Apothekerverbandes. Viele Apotheken hätten zudem bereits Erfahrungen mit dem Impfen gesammelt – so sind dort seit zwei Jahren auch Grippeschutzimpfungen möglich. Zudem seien die Pharmazeuten geschult. Apotheker Thomas Stephan berichtet, er habe zusätzliche Schulungen für die Impfung von Kindern bekommen und seine Erste-Hilfe-Ausbildung aufgefrischt. Der Apothekerverband Nordrhein rechnet im Frühjahr mit einer größeren Nachfrage für Impfungen in den Apotheken, wenn ein auf Omikron angepasster Corona-Impfstoff bereitstehe.