Coronavirus Düsseldorf will nicht mehr alle Verdachtsfälle testen

Düsseldorf · Bei den Coronavirus-Tests gibt es einen Strategiewechsel. Zudem wird die Umweltspur freigegeben und ein Fonds für Unternehmen wird eingerichtet.

OB Thomas Geisel und Klaus Göbels, Leiter des Düsseldorfer Gesundheitsamtes, bei einer Pressekonferenz zum Coronavirus.

Foto: dpa/David Young

Die Corona-Krise führt auch in Düsseldorf zu immer weiteren Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Zudem ändert die Stadt den Umgang mit dem Virus und potenziell Erkrankten. Die Beschlüsse des Krisenstabs in der Übersicht:

Umgang mit Verdachtsfällen In Absprache mit dem Robert-Koch-Institut hat die Stadt ihren Umgang mit Corona-Verdachtsfällen geändert. So lässt sie laut Gesundheitsamtsleiter Klaus Göbels in einigen Kliniken medizinisches Personal weiterarbeiten, obwohl die Betroffenen Kontakt mit einem Erkrankten hatten. Sie seien mit Schutzkleidung und Atemmasken ausgestattet. So wolle man verhindern, dass es zu Personal-Engpässen komme.

Auch im Umgang mit Verdachtsfällen bei der Bevölkerung wechselt die Stadt die Strategie. Nicht mehr alle möglicherweise an Corona Erkrankten sollen getestet werden. „Dafür reichen die Ressourcen, vor allem in der Zukunft, nicht“, sagt Göbels. Getestet würden deshalb vor allem Personen, die aufgrund ihrer Arbeitstätigkeit zur Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur (z.B. Feuerwehr, Krankenhäuser, Arztpraxen, Apotheken, Lebensmitteleinzelhandel, Kinder- und Jugendhilfe, Polizei, Ordnungsdienste, Verkehrsbetriebe, Energieversorgung, Telekommunikation) zählen. Solange bei anderen Düsseldorfern die Symptome nicht sehr schwerwiegend werden, sollen sie sich 14 Tage lang in häuslicher Quarantäne auskurieren, ohne Test zu Beginn der Erkrankung.

Auch eine geplante zweite, zentrale Teststation wie bei einem Drive-in würde an dem Vorgehen nichts ändern, erläutert Göbels.

Erkrankte Nachgewiesen ist das Coronavirus in Düsseldorf bei 80 Menschen, die zum Teil in Düsseldorfer Krankenhäusern liegen, es gab einen Todesfall und eine Entlassung. Göbels geht allerdings von einer hohen Dunkelziffer aus, sodass auch 800 Erkrankte denkbar seien. 200 Personen befinden sich laut Göbels in Quarantäne.

Umweltspur Die Stadt gibt die Umweltspur frei. Hintergrund ist laut OB Thomas Geisel, dass die Rheinbahn ihr Angebot ausdünnt (siehe unten). Somit soll kein Anreiz mehr geschaffen werden, auf den ÖPNV umzusteigen. Zudem sollen vor allem für die kritische Infrastruktur der Gesellschaft tätige Menschen gleichzeitig ihren Arbeitsplatz mit dem Auto gut erreichen.

Kinderbetreuung Die Betreuung der Kinder soll von Eltern gewährleistet sein, die zur kritischen Infrastruktur zählen. Dafür richtet die Stadt eine Akkreditierungsstelle ein. Sie soll Mitte der Woche zur Verfügung stehen. Details folgen.

Wirtschaftshilfen Mit Hilfe eines von CDU-Fraktionschef Rolf Tups unterschriebenen Dringlichkeitsbeschlusses hat die Stadt einen Corona-Fonds eingerichtet. 500 000 Euro sollen für von der Pandemie besonders betroffene Unternehmen zur Verfügung stehen. „Als schnelle Hilfe und Überbrückung, bis die Mittel von Stadt und Land fließen“, führte Geisel aus. Anträge können an folgende E-Mail-Adresse gerichtet werden:

Ausschüsse Alle politischen Ausschüsse sind bis zum 19. April abgesagt. Wichtige Entscheidungen sollen im Ältestenrat getroffen werden. Geisel will zudem zumindest die Aufsichtsratssitzungen unter seinem Vorsitz schieben.

Dienststelle Alle städtischen Dienststellen mit Publikumsverkehr sollen schließen. Bei der KFZ-Zulassungsstelle arbeite die Stadt laut Geisel daran, die Dienstleistung vor Ort bis Donnerstag mit technischen Mitteln und ohne soziale Kontakte  aufrecht zu erhalten.

Städtische Mitarbeiter Alle Mitarbeiter der Stadt, die aufgrund ihres Alters oder einer Vorerkrankung von einem schweren Verlauf einer Coronainfektion betroffen sein könnten, sollen nun zu Hause bleiben. Auch generell soll es mehr Lösungen für Home-Office geben. Geisel spricht von pragmatischen Lösungen.

Müllentsorgung Die Recyclinghöfe der Awista bleiben geschlossen, die Müllabfuhr nimmt ihren Dienst früher auf, ab 5.30 Uhr.

Düsselferien Die Angebote der Düsselferien für die Osterferien entfallen laut Stadt komplett. Nach derzeitigem Stand soll die Anmeldungsphase für die Sommerferien ab dem 28. März, 10 Uhr, aber vorerst anlaufen – eine Anmeldung ist telefonisch und via E-Mail möglich.

Sport im Park Die Angebote von Sport im Park entfallen bis auf Weiteres.