Coronavirus: Was, wenn es wieder schlimmer würde? Bei Wiederanstieg der Infektionen würde Stadt in zwei Stufen reagieren

Düsseldorf · Derzeit infizieren sich auch in Düsseldorf nur wenige Menschen neu. Aber was, wenn die Zahlen wieder steigen sollten? Für diesen Fall plant die Verwaltung ein abgestuftes Vorgehen.

David von der Lieth, Thomas Geisel und Klaus Göbels (von links)

Foto: dpa/David Young

„Manche denken, es ist jetzt vorbei, aber ich glaube, wir müssen uns zumindest darauf einstellen, dass es nicht vorbei ist.“ Klaus Göbels, Leiter des Gesundheitsamtes, will keine Entwarnung in Sachen Corona geben, auch wenn die Zahl der Infizierten derzeit überschaubar ist. Es bedürfe eines Konzepts, wie man bei einem Wiederanstieg der Zahlen als Stadt darauf reagiere. Eben dieses Konzept stellten Göbels, Oberbürgermeister Thomas Geisel und David von der Lieth, Leiter der Feuerwehr und des städtischen Corona-Krisenstabs, jetzt vor.

Bund und Länder haben bekanntlich eine Obergrenze bestimmt: Ab einer Neuinfiziertenanzahl von 50 pro 100.000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen müssen wieder weitreichende Schritte  eingeleitet werden, um den Ausbruch einzudämmen. „Im Zuge der Lockerungen sind eine ganze Reihe von Kompetenzen wieder an die örtlichen Behörden zurückgegeben worden“, sagt Geisel.  Daher müsse man sich als Kommune Gedanken machen, wie zu reagieren ist, wenn der Schwellenwert überschritten werde. „Wir wollen auf einen eventuellen Anstieg der Infektionszahlen vorbereitet sein.“

Die derzeitige Ausgangslage:

Gesundheitsamtsleiter Göbels betont, dass man derzeit in Düsseldorf 14,2 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern identifiziert habe. Der Wert liegt also noch deutlich unter der genannten Schwelle, ab der aktiv gegengesteuert werden muss. Den bislang maximalen Wert, der in Düsseldorf als Sieben-Tages-Inzidenz verzeichnet wurde, habe es Anfang April mit 41,1 gegeben. Auch die Situation in den Kliniken der Stadt sei entspannt, sagt Göbels. Stand Mittwoch gebe es zwei Menschen, die beatmet werden müssen. Insgesamt seien 29 Patienten in den Kliniken. Dennoch sei es sehr wichtig, dass man vorbereitet sei. Eben dafür hat die Stadt nun ein Zwei-Stufen-Konzept entwickelt

Stufe 1: Die gelbe Ampel

Würden mehr als 30 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern in einer Woche registriert, soll es, so sagt es David von der Lieth, noch mal eine „ganz starke Sensibilisierung der Bevölkerung geben“:  Ansprachen der Bürger auf Einhalten des Abstandsgebots, auf Hygienemaßnahmen, Präsenz des Ordnungsamts. In einer solchen Vorwarnphase sei es das Ziel, den Trend doch noch einmal umkehren zu können. Sollte das nicht funktionieren und werde die Schwelle von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen gerissen, so müsste man wieder „ein bisschen einschränken, um die Infektionsketten zu unterbrechen“, sagt von der Lieth.

Stufe 2: Die rote Ampel

Über soziale Medien, Pressearbeit, auch über die Warn-App Nina würden die Menschen intensiv angesprochen. Ebenso würde diese Ansprache aktiv durch das Ordnungsamt im öffentlichen Raum geschehen. Insbesondere in den Bereichen, wo Menschen das Kontaktverbot „etwas anders auslegen“, sagt von der Lieth. Die Krankenhäuser, die mittlerweile immer mehr im Regelbetrieb seien, würden informiert, eine bestimmte Zahl an Beatmungskapazitäten freizuhalten. Auch gebe es dann zusätzliche Einschränkungen. Je nach Sachlage werde dann entschieden, welche Maßnahmen sinnvoll sein könnten. Das heiße nicht etwa automatisch, dass Spielplätze wieder geschlossen werden oder das Picknick im Park verboten werde. So könnten zum Beispiel auch, je nach Analyse der Lage, Personenansammlungen in der Altstadt im Fokus stehen, gegen die man dann einschreite. Dass man die Innenstadt „ein bisschen unattraktiver macht“, wie es von der Lieth ausdrückt. „Zum Beispiel mit stärkeren Kontrollen“, ergänzt OB Geisel. Auch könne es dann wieder einschränkende Maßnahmen im Sportbereich geben. Oder es würde die Pflicht zum Tragen von Mundnasenschutz ausgeweitet. Die jeweils veranlassten Maßnahmen würden dann 14 Tage lang gelten, denn erst dann könne beurteilt werden, ob sie greifen.

Bei allem, was man tue, müsse differenziert werden zwischen einem lokal begrenzten Ausbruch und einer stadtweiten Ausbreitung von Infektionen. Wenn es zum Beispiel in einer Asylunterkunft, einem Pflegeheim oder einem Krankenhaus zu einem massiven Ausbruch kommt, so bedeute das ja gerade nicht, dass sich alle falsch verhalten hätten. Auf beiden Stufen, so von der Lieth, müsse man genau analysieren, ob mit Maßnahmen nur lokal auf die Situation reagiert werden muss oder aber flächendeckend im gesamten Stadtgebiet.