Junggesellen-Abschied „Das gehört auf der Bolkerstraße dazu“

Die Auftritte der Gruppen sind längst ein Wirtschaftsfaktor. Nicht alle Kneipenbesitzer finden das gut, andere leben von dem Geschäft.

Düsseldorf. Welche wirtschaftliche Bedeutung den an Wochenenden in Dutzenden daherkommenden Männer- oder Frauengruppen beigemessen wird, zeigt das Internetportal „Staxite Reisen“, auf dem dezidiert für den Standort Düsseldorf geworben wird, mit vielen JGA-Paketen (JGA steht für Junggesellenabschied). Ein Angebot davon: „Düsseldorf Hot & Spicy“. Enthalten sind unter anderem eine Fahrt mit einer Luxus-Stretchlimousine, Zwischenstopps für Fotos und eine Stripshow. Hinzu kommen der einstündige Aufenthalt in einer Tabledance-Bar sowie die Übernachtung in einem zentralen Hostel. Preis pro Person: 182 Euro. Natürlich gibt es auch Angebote für die Altstadt.

Genau dort fallen die Gruppen auf, den Behörden angeblich aber nicht negativ: „Aus Polizeisicht ist das kein Thema“, erklärt Sprecher Jochen Schütt und verweist auf den städtischen Ordnungs- und Servicedienst (OSD). Doch auch von dort kommt nur der Hinweis, dass die Gruppen nicht für dokumentationswürdige Störungen sorgten. Die einen Besucher empfänden den Auftritt der Gruppen als witzig, andere fühlten sich genervt, aber Beschwerden gebe es keine.

Also sind sie willkommen in den Kneipen — wo sie ihr Geld lassen? Isa Fiedler, Sprecherin der Altstadtwirte, kann das nicht für den gesamten Stadtteil bestätigen. „Es gibt sie. Wir nehmen sie hin wie ein Naturereignis“, erklärt sie mit versteckter Kritik. Nach ihrer Beobachtung verdienten viele Lokale nämlich nicht an ihnen: Die Hälfte der Gruppen suche keine Kneipe auf.

Doch schon eine Parallelstraße weiter wird dies anders gesehen. „Junggesellenabschiede sind Teil unseres Marketingkonzeptes“, erklärt Marc Stollbrock, Geschäftsführer der Tanz-Kneipe „Oberbayern“ an der Bolkerstraße. An bestimmten Abenden kämen bis zu 30 Gruppen mit jeweils zum Teil deutlich mehr als zehn Personen. Natürlich seien sie eine finanzielle Größe. „Wir haben sehr viele Reservierungen“, sagt Stollbrock. Seine Gäste reisten aus den Niederlanden und England an und übernachteten auch hier.

Dass die Gruppen in der Altstadt zu den Gästen zählen, die die Kassen füllen, sagt auch Roman von der Wiesche, Sprecher der Düsseldorf Marketing und Tourismus GmbH (DMT). „Es gibt die Läden, es gibt die Zielgruppe. Das gehört in bestimmten Bereichen wie der Bolkerstraße auch dazu.“