Leserbriefe „Das geht alles zu Lasten der Schüler“
Leserin Sonja Hoyer hat uns zum Kommentar „Fragwürdiges Klagen“ von Olaf Kupfer zu den Grundschulöffnungen vor den Sommerferien einen Leserbrief geschrieben. Die Grundschüler seien für sie „Versuchskaninchen“.
„Es gibt nicht nur Einzelkinder. Unser großer Sohn hatte seit der Schulschließung ganze zwei Tage à vier Stunden Unterricht vor Ort, es kommt noch eine halbe Stunde zwei Tage vor den Ferien (6. Klasse). Wenn nun der jüngere Sohn (3. Klasse) als Versuchskaninchen in einer Klasse sitzt und irgendjemand erkrankt, sitzt die ganze Familie zwei Wochen in Quarantäne. Nach diesen wirklich schrecklichen Wochen (vor allem für die Kinder)! Können Sie sich vorstellen, wie es den Menschen dann ginge? Wenn man den Kindern immer wieder die Regeln vermittelt hat, die sie sich so sehr einschränken mussten!
Als Belohnung gibt es dann zwei Wochen Isolation, klingt doch super! Es gibt auch Familien. . ., die vor einem Jahr ihren Urlaub gebucht haben, der jetzt sogar stattfinden könnte und ein Strohhalm für Familien und Kinder war, ein Lichtblick. . . Obendrauf gäbe es durch Quarantäne auch kein Geld zurück, so dass es auch keinen Ersatz geben würde, weil dafür kein finanzieller Spielraum mehr da ist. . .
Sonja Hoyer
Leser Thomas Potthoff reagiert wiederum auf den Leserbrief von Vertretern der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), der sich über Kupfers Kommentar „Fragwürdiges Klagen“ echauffierte.
„Es gehört schon eine Portion Dreistigkeit dazu, Lehrer*innen derart mit der alles erschlagenden Parole „Gesundheitsschutz First“ aus dem aktiven Leben zu nehmen. Während andere Arbeitsbereiche sich auf die Notsituation einstellen, flexibel und teils mit Ideenreichtum agieren, kommt von den Lehrer*innen vielfach nichts. Stattdessen sind Lehrkräfte bei uns seit Mitte März regelrecht abgetaucht, ist die mehr als 30 Jahre alte Erfindung „Internet“ für viele noch ein böhmisches Dorf, scheitert die Bereitschaft, neue Wege zu beschreiten, an mitunter hemmungsloser Unbeweglichkeit. . .Da passt das Ignorieren der von der Stadt bereitgestellten Lernplattform gut — statt sich mit dem neuen Medium auseinanderzusetzen, sei man nicht „angelernt“. Da fragt man sich, in welcher weltfremden Blase sie sich. . .bewegt haben. Das alles geht allein zu Lasten der Schüler*innen, die seit mehr als 60 Schultagen ohne Unterricht auskommen. Mehr Flexibilität, mehr Engagement wären wünschenswert statt ständig Eindruck zu befeuern, Lehrer*innen seien die am meisten bedrohte Berufsgruppe im Land.“
Thomas Potthoff