Das Inselleben im Süden Düsseldorfs
Sie leben seit einer Woche isoliert vom Rest der Welt. Entspannt und gelassen berichtet Familie Opherden von ihrem Alltag fernab der Zivilisation.
Düsseldorf. Anneliese Opherden steht warm eingepackt an ihrer Haustür, schaut aufs Wasser und winkt. Die Männer der DLRG kämpfen sich durch die schlammig-dreckigen Wassermassen zu ihr durch. Als sie endlich ankommen, spaziert die 72-Jährige freundlich lachend die Hauseingangstreppe hinunter. Sie freut sich, mal wieder neue Gesichter zu sehen.
Seit Tagen leben sie und ihr Mann von der Außenwelt abgeschlossen in ihrem Haus in der Straße „Am Anleger“ in Urdenbach. Einziger Kontakt sind die zwei Nachbarsfamilien. „Wir halten zusammen“, beschreibt Anneliese Opherden die Situation. Gerade haben die Nachbarn ihnen frische LebensmiZGttel vom „Festland“ mitgebracht. „Die Beiden haben ein kleines Boot, mit dem sie rüberfahren. Die müssen ja irgendwie zur Arbeit kommen.“
Im Großen und Ganzen ist die Familie Opherden aber nicht auf fremde Hilfe angewiesen. „Wir leben hier seit mehr als fünf Jahrzehnten. Das ist nicht unser ersten Hochwasser.“ Im Keller lagern kiloweise Kartoffeln, Ketchup und Kaffee. „Uns fehlt es an nichts“, sagt auch Günter Opherden gelassen. Seine Frau nickt zustimmend und betont, so abgeschlossen von der Außenwelt fühle sie sich auch mal ganz wohl. „Mein Mann und ich genießen die Einsamkeit auch hin und wieder.“ Endlich haben sie mal Zeit für die Dinge, die sonst oft liegenbleiben. „Bald habe ich die komplette Bügelwäsche fertig.“ So kommt keine Langeweile auf.
Günter Opherden schaut alle paar Stunden in der eigenen Gaststätte „Zum Toni“ nach dem Rechten. Dort steht das Wasser etwa 30 Zentimeter hoch. „Biergartenmöbel etc. konnten wir schnell genug wegräumen.“ Die für das Wetter passende Kleidung hat der 70-Jährige seit Jahren im Schrank. „Das gehört hier dazu wie die Vorräte im Keller.“
Bei einem Punkt jedoch schwindet die Gelassenheit des Ehepaares: Wenn sich das Wasser zurückzieht, breitet sich der Schlamm des Rheins aus. „Da müssen wir direkt anfangen, sauberzumachen. Egal zu welcher Uhrzeit.“ Denn schon nach kurzer Zeit werde der Schlamm hart wie Beton.
Und noch vor einer anderen Situation fürchtet sich Anneliese Opherden: „Wenn jemand stürzt oder wir wegen eines anderen Unfalls auf Hilfe angewiesen sind, wird es problematisch.“ Tim Pfeifer von der DLRG jedoch beruhigt sie. Er ist schon häufiger rausgefahren. „Wir sind immer in Kontakt. Wenn etwas sein sollte, stehen wir bereit“, sagt Pfeifer, der auch als Arzt arbeitet. Anneliese Opherden nickt beruhigt. „Gut zu wissen.“ Und so ist sie auch schon wieder zu Scherzen aufgelegt. „Sobald wir die Gaststätte wieder öffnen, gibt’s viel Fisch auf der Karte“, sagt sie und lacht.