Das ist Mode made in Düsseldorf
Nicht nur für Touristen empfiehlt sich der Rundgang „Behind the Scene“ durch Designer-Ateliers
Düsseldorf. Marianna Déri liebt Frieda Kahlo. Mit ihrem strengen Blick prangt die mexikanische Künstlerin auf einem bunten Rock. Das ist der Stoff, mit dem die engagierte Mode-Designerin arbeitet. In ihrer Wohnung an der Kühlwetterstraße. Schwer zu finden? Jetzt nicht mehr, seit Düsseldorf-Tourismus eine Mode-Design-Führung „Behind the Scene“ anbietet, angeregt von der Mode-Desigerin Marion Strehlow. Die Modemacherin wurde dafür bereits mit einem von sechs Urbana-Awards ausgezeichnet, ein Projekt zur Förderung des Städtetourismus in NRW.
Eine Kundin habe ihr Frida-Kahlo-Outfit passend zur Vernissage einer Kunstausstellung in London getragen, freut sich Marianna Déri, der es eine Herzensangelegenheit ist, ihre Mode vom Düsseldorfer Zooviertel raus in die Welt zu tragen. Die junge Ungarin, die seit über 30 Jahren in Deutschland lebt, ist gelernte Schneiderin und Produktentwicklerin. Die Produktionsmethoden von Billig-Mode in Bangladesh, Indonesien und Indien haben sie so deprimiert, „dass ich alles geschmissen und meine eigenes Label gegründet habe“.
Ziel: gut verarbeitete, bezahlbare Mode anzubieten. Ein Kleid in kleiner Auflage, mal 20, für den Export auch schon mal 300 oder 400 Stück, kostet knapp 300 Euro. Produziert wird es in Essen, teilweise in Polen. Eine Frau über 70 realisiert die Schnitte, ein Zubrot zur Rente, das die alte Dame doppelt glücklich macht. Mariannas Mann, ein Perser, ist „als BWL-er der Zahlen-Mensch“ in dem kleinen Familienunternehmen. Wenn Rechnungen nicht bezahlt werden, kann das auch die Kreativität dämpfen. Im letzten Jahr wollte Marianna beinahe aufgeben: „Am Anfang macht man viel, nicht alles ist gut.“
Déris Stil? „Ich liebe Asien, Südamerika — und Farben“. Die Modelle sind „auf jeden Fall sehr weiblich“. Zu haben direkt im Atelier mit Blick in Baumkronen, in Läden in der Rethel- und der Schwerinstraße, aber auch weiter weg in Zürich oder in den USA.
Über dem Schaufenster des Laden-Ateliers von Tina Miyake an der trendigen Ackerstraße signalisiert die altmodische Schrift über dem Schaufenster, das hier mal eine Drogerie war. Mode ist ja auch ein Kulturfaktor, für die kreative Asiatin sowieso. Die Mode-Designerin arbeitet mit Teilen aus alten Kimonos. Kostbare Stoffe, die in Japan aber für kleines Geld zu haben sind. Miyake: „Wenn ein Fleck drauf ist, dann wollen die Japaner das nicht mehr, sie denken, da ist jetzt ein böser Geist drin.“ Der kann sich bei ihr dann allerdings in ein Traumkleid verwandeln. Miyakes Kreationen sind oft mehr Objekte und können schon mal vierstellig kosten. Wolle, Baumwolle, Leinen in den schönsten Farben verstrickt die Designerin auf einer Handstrickmaschine — ritsch-ratsch. Ein Arbeitstag pro Teil.
Laurence Leleux krönt Outfits — nicht nur die von Ulla Meiners, mit der sie sich einen lichten Laden an der Hermannstraße teilt — mit fantasievollen Hutkreationen: Pillbox, Turban, Melone, Zylinder. Oft nur ein Hauch, dann wieder ausladend oder als lässige Mütze. Die kleinen Skulpturen sind für die junge Belgierin „das sensibelste Accessoire der Mode“, manche von ihnen wahre „Schönmacher“. Verblüffend vor dem Spiegel: Wenn frau sich einen Hut aufsetzt, nimmt sie gleich eine ganz andere Haltung an. Leleux gibt ihre Fertigkeiten auch weiter in Hut-Workshops der Düsseldorfer AMD, der Akademie für Mode und Design.
Ulla Meiners macht Mode „für die selbstbewusste Frau“, Modelle, die mehr als eine Saison frisch wirken. URSBOB heißt das 2001 gegründete Label der gelernten Herrenschneiderin, die auch schon für Weltmarken wie Escada und Düsseldorfer Labels wie Comma und Toni Gard arbeitete, eine „Mazda Promotion Tour“ oder das Musical „Der kleine Horroladen“ ausstattete. Gemeinsam mit Laurence, Tina Miyake und anderen Designern hatte sie von 2004 bis 2008 in der Altstadt einen Laden, der damals schon Programm war für die hiesige Avantgarde-Modeszene: „Optimist-made in Düsseldorf.“
Strenger ist der Stil der Kuratorin und Moderatorin des Designer-Rundgangs. Marion Strehle hat ihr Atelier in der Höhenstraße in Oberbilk, nicht gerade eine Trendmeile des Düsseldorfer Mode-Atlas. Aber ihre Kunden, darunter OB-Gattin Vera-Geisel, finden sie dort — und ihre Mode besonders. Man bekommt sie auch nur vor Ort. Anders als Marianna Déri mag Strehlow ihre Modelle nicht verstreuen. Sie hängt an ihnen: Sie sich ihre Mode nicht in fremden Läden vorstellen. „Am am liebsten würde ich sie für mich behalten“. Die Düsseldorfer Designerinnen sind eben so individuell wie die Mode, die sie machen — und hoffentlich bald (noch) mehr ihrer Trägerinnen, die in Düsseldorf „Behind the Scene“ auf Entdeckungs-Tour gehen.