Ermittlungen Das Rätsel um den Co-Piloten
Ermittler durchsuchten Donnerstag eine Wohnung des Co-Piloten von Flug 4U 9525 am Düsseldorfer Stadtrand.
Düsseldorf. Was ist das für ein Mensch, der einen voll besetzten Jet offenbar mit Absicht an einem Berg zerschellen lässt? Diese Frage stellten sich Donnerstag Millionen Menschen auf der ganzen Welt — und einige Nachbarn in einer ruhigen Wohngegend am Stadtrand von Düsseldorf, wo der Co-Pilot von 4U 9525 eine Wohnung hatte.
Sie befindet sich in einem gepflegten Mehrfamilienhaus mit Gärtchen. Zwei Buchsbäumchen stehen vor der Tür, eines im Treppenhaus. Gegen 15 Uhr tauchen die ersten Polizisten und Journalisten auf. Es ist erst zwei Stunden her, dass ein französischer Staatsanwalt von einem gezielt herbeigeführten Absturz durch den 27-jährigen Co-Piloten sprach. Seitdem ist klar: Seine Düsseldorfer Wohnung muss durchsucht werden. Nach einem Abschiedsbrief oder nach einem Motiv für die Tat.
Die Nachbarn sind offenbar vorgewarnt, als sich immer mehr Polizisten und Journalisten vor dem Haus aufhalten. Einer kommt an die Haustür, fragt einen Beamten, ob er einen Kaffee mag. Journalistenfragen beantwortet keiner der direkten Anwohner.
Das Haus liegt am Ende einer kleinen Sackgasse. In der Nachbarschaft war der Mann offenbar wenig bekannt, so stellt es eine Frau aus dem Haus schräg gegenüber dar: „Ich habe ihn zwei oder drei Mal gesehen, er hat die Wohnung mit einer Frau geteilt. Aber keiner hier hat ihn gekannt.“ Das bestätigt auch ein Mann, der zwei Häuser weiter wohnt, er sei sprachlos. „Ich habe nicht geahnt, dass der Co-Pilot des abgestürzten Flugzeugs direkt hier gewohnt hat.“
Knapp zwei Stunden später betreten sieben Ermittler die Wohnung. Erst dann lag der Durchsuchungsbefehl vor. Die Aktion selbst dauert dann drei Stunden. Fünf Kisten tragen die Ermittler gegen 20 Uhr aus der Wohnung. Ob sie auf neue Erkenntnisse stießen, war bei Redaktionsschluss noch unbekannt.
Klar ist aber, dass der Co-Pilot auch noch einen Wohnsitz in Montaur hatte, der Donnerstag gleichzeitig durchsucht wurde. Es ist das Haus seiner Eltern. Die Befragung der Nachbarn durch Journalisten vor Ort blieb ohne Erkenntnisse. Die FAZ berichtete in ihrer Online-Ausgabe unter Berufung auf Bekannte des 27-Jährigen, er habe vor einigen Jahren unter Depressionen gelitten.
War der Co-Pilot, dessen Facebook-Profilbild inzwischen durchs Internet gereicht wird, also psychisch auffällig? Das ist durchaus nicht sicher. Er war langjähriges Mitglied des Luftsportclub Westerwald e.V. — der Vorsitzende Klaus Radke erinnert sich laut Nachrichtenagentur dpa daran, wie der 27-Jährige noch voriges Jahr einige Segelflüge dort absolviert hat. „Da habe ich ihn als sehr netten, lustigen und höflichen Menschen kennengelernt.“ Eine Traueranzeige auf der Homepage des Vereins wurde Donnerstagnachmittag allerdings wieder entfernt.
Weitere Details zu seinen persönlichen Verhältnissen in Düsseldorf bleiben mit Rücksicht auf die betroffenen Personen indes im Dunkeln. Ebenso wie die des Piloten, der mit seiner Familie im Düsseldorfer Osten lebte.