Das sind die Premieren beim Düsseldorf-Festival

Bei der diesjährigen Auflage des Musik- und Tanzfestes im September kommen aber auch viele bekannte Gesichter auf dei Bühnen.

Die kanadische Truppe "Machine de Cirque" kommt mit einer Premiere nach Düsseldorf.

Düsseldorf. Das Programm ist spannend und sehr unterschiedlich, das finden zumindest die beiden Intendanten des Festivals Christiane Oxenfort und Andreas Dahmen. Es biete interessante Veranstaltungen für ganz verschiedene Geschmäcker. Und ein Blick auf den nun erschienenen Highlight-Flyer lässt ahnen, was damit gemeint ist. Denn von Experimentellem bis Klassischem und von leisen bis lauten Tönen ist viel verschiedenes dabei.

NRW-Premiere feiert auch die Band "Os Caramelows" um den Künstler Liniker.

Foto: LEILA PENTEADO

Leise und eher zart wird es zum Beispiel direkt am Anfang bei der Compagnie Michèle Anne de Mey, die das Festival am 12. September eröffnet. Nanodanse nennt die Choreographin das, was sie hier gemeinsam mit einem professionellen Filmteam auf die Bühne bringt. Die sanften Bewegungen finden live auf der Bühne statt, werden aber gleichzeitig abgefilmt und auf eine Leinwand hinter der eigentlichen Bühne projiziert. Dort werden sie in eine Art Miniaturwelt transportiert. Riesig erscheinende Finger bewegen sich durch einen winzigen Bahnhof, an dem winzige Persönchen auf einen kleinen Zug warten. Making-of und fertiger Film also gleichzeitig in der Vorführung.

Christiane Oxenfort und Andreas Dahmen sind die Intendanten des Festivals.

Foto: Susanne Diesner

Auch eher ruhigere Töne hat die A-Capella-Gruppe „Voces 8“ mit dabei. Mit sechs Männern und zwei Frauen singen sie am 18. September in der Johanneskirche mit sanften aber starken Stimmen ein bisschen was aus allen Epochen - das reicht von „Maria durch ein Dornwald ging“ bis zu den Beatbox-Fähigkeiten eines Sängers.

Ein Novum, nämlich, dass ein Auftritt, der schon einmal beim Düsseldorf-Festival dargeboten wurde, erneut auf die Bühne kommt, gibt es mit „Sutra“ von Sidi Larbi Cherkaoui und Sadler’s Wells. Denn diese Produktion feiert in diesem Jahr ihr Zehnjähriges. Hier verbinden die Choreographen die Kampfkunst der Shaolin-Mönche mit Tanz. Dabei wird versucht, die Seele der Kung-Fu-Kampfkunst, begleitet durch klassische Kammermusik, auf die Bühne zu bringen.

Novum und doch bekannt - das gibt es auch bei der diesjährigen Aufführung des Cirkus Cirkör. Denn die Truppe ist den Intendanten sehr gut bekannt, sie ist seit knapp 20 Jahren beim Festival dabei. Doch das Stück „Epifónima“ feiert erst im September seine Premiere - kurz vor ihren Auftritten zwischen 25. und 27. September beim Festival. Auch Christiane Oxenfort und Andreas Dahmen kennen die neue Produktion also nicht. „Auf Cirkus Cirkör können wir uns aber verlassen“, sagt Oxenfort, die also genauso gespannt auf das neue Tanzstück ist. Jedes Mal werden hier gesellschaftliche Probleme aufgegriffen und diskutiert - in diesem Jahr soll es um die Rolle der Frau gehen und die Frage: Was macht eigentlich die Stärke von Frauen aus?

Der Cirkus Cirkör ist allerdings nicht die einzige Gruppe, die mit Zirkuselementen und Akrobatischem nach Düsseldorf kommt. Schon am Anfang, am 15. und 16. September, kommt „Machine de Cirque“ mit einer NRW-Premiere. Die Akrobaten, Musiker und Komödianten der kanadischen Gruppe finden sich in einer Art apokalyptischem Szenario wieder. Sie sind die einzigen Überlebenden und finden eine große Maschine auf der Bühne. Mit deren Hilfe versuchen sie, sich wieder ein Leben auf der Erde aufzubauen. Wichtiger Hinweis: Diese Aufführung ist gut für die ganze Familie geeignet. Denn an den vielen artistischen Einlagen und komödiantischen Elementen haben auch die jüngeren ihren Spaß.

Eine tänzerische Reise in ihre eigene Heimat bieten Kader Attou und Mourad Merzouki mit „Danser Casa“. Beim letzten Auftritt der beiden, waren die Hip-Hop-Choreographen noch zu zweit und begeisterten mit ihrer Produktion „Pixel“. In diesem Jahr haben sie ein junges Ensemble aus Casablanca zusammengestellt, das mit seinen Tänzen und Bewegungen zu seinen Wurzeln nach Marokko führt.

Letztes Tanz-Element unter den bislang angekündigten Highlights ist die Aufführung „Show“ von Hofesh Shechter mit seiner Kompanie Shechter II. In dieser Produktion geht es um Gewalt und welche Rolle und Präsenz diese in unserer Kultur hat. „Die Aufführung erinnert eher an ein Rockkonzert“, sagt Andreas Dahmen. Die Beleuchtung nehme eine dominante Rolle ein, die Körpersprache sei entfesselt. Und die Musik, die der Choreograph Shechter selbst komponiert hat, steigert sich bis zum Ende und wirkt wie eine Eskalation. „Wie eine Welle, die auf die Zuschauer zuschwappt“, sagt Dahmen.

Neben den Tanz-Aufführungen gibt es auch wieder viel Musikalisches zu sehen und zu hören. NRW-Premiere feiert Liniker mit der Band Os Caramelows. Liniker ist transgender und thematisiert die Probleme, die man damit in der brasilianischen Gesellschaft hat, in den Liedern der Combo.

Ebenfalls eine NRW-Premiere geben Daara J Family - obwohl einigen Besuchern und Festival-Fans einer der beiden Künstler bekannt sein dürfte. Faada Freddy wurde bereits 2015 begeistert im Festival-Zelt aufgenommen. Nun hat er NDongo D mit dabei, sie präsentieren Rap aus dem Senegal, der sich damit befasst, wie man in dieser Heimat das Leben lebenswerter gestalten kann.

Auch der Musiker Dhafer Youssef spielt mit seinen afrikanischen Wurzeln. Nicht nur, dass der Tunesier das traditionelle Instrument Oud meisterhaft beherrscht, er spielt auch mit seiner variationsreichen Stimme und gelangt damit in höchste Höhen. Mit dabei hat er eine Gruppe von Musikern, darunter ein Pianist, mit dem er laut eigener Aussage eine Seelenverwandtschaft teilt.

Zu guter Letzt wird es auch noch experimentell beim Festival. Der Meister-Schlagzeuger Jojo Mayer, der schon im Alter von zwei Jahren das Schlagzeug-Spielen gelernt hat und bereits als Dreijähriger auf der Bühne stand, hat sich einen neuen Stil überlegt. Das, was er ansonsten im Studio macht, also mit synthetischen Klängen und Loops arbeiten, wollte er auch mit seinem Instrument auf der Bühne schaffen. Mit der Gruppe „Nerve“ im Schlepptau kreiert er so einen elektronischen Klang mit schnellen Rhythmen, bei dem Christiane Oxenfort nur sagt: „Schade, dass wir im großen Zelt keine Tanzfläche haben“.