Jüdisches Filmfestival liefert zukunftsweisende Impulse

Das Paul-Spiegel-Filmfestival startete diesmal im UCI. Die neue Kuratorin Polina Ivanova hat nicht nur damit einen klugen neuen Akzent gesetzt.

Foto: Dschoint Ventschr Filmproduktion

Das Paul-Spiegel-Filmfestival ist längst eine feste Größe in Düsseldorf. Bereits zum 13. Mal wurde es nun eröffnet, und die Zahl 13 bringt etwas Besonderes mit sich. Im Judentum feiern 13-jährige Jungen ihre Bar Mizwa, was bedeutet, dass sie religiös volljährig werden. Somit sei das jüdische Filmfestival erwachsen geworden, verkündete die neue Kuratorin Polina Ivanova bei der Eröffnung im UCI. Und mit dem Eintritt ins Erwachsenenalter hat Ivanova auch gleich mehrere Veränderungen vorgenommen.

Ivanova möchte eine breitere Öffentlichkeit für das Festival gewinnen. Zwar ist es etabliert, wurde aber bislang eher von Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde und ihr nahestehender Organisationen besucht. Um auch ein nichtjüdisches, jüngeres Klientel anzusprechen, wirbt die Kuratorin hauptsächlich über soziale Medien für das Festival, etwa mit Werbevideos. Auch zum bisherigen Veranstaltungsort, der Black Box im Filmmuseum, haben sich zwei weitere hinzugesellt: das Bambi Filmstudio und das UCI.

Die äußeren Maßnahmen fruchteten. Zur Eröffnung war der UCI-Kinosaal gut gefüllt. Und auch OB Thomas Geisel machte in seiner Eröffnungsrede klar, wie wichtig das jüdische Filmfestival als Antwort gegen Antisemitismus sei.

Ivanova hat aber auch wichtige inhaltliche Änderungen vorgenommen. Bestand das Filmprogramm bislang überwiegend aus Dokumentationen, gibt es in diesem Jahr nur noch eine. Diese seien längst nicht so attraktiv wie Spielfilme. Also hat sie weltweit jüdische Filmfestivals besucht und diejenigen Werke ausgesucht, die sie emotional am stärksten berührt haben. Genau dieser unverkopfte Zugang zu Filmen tut dem Festival sicherlich gut. Im Mittelpunkt stehen Kinowerke, die sich um das jüdische Leben drehen oder in Israel gedreht wurden. Zusätzliches Plus: Hebräische und russische Filme werden des besseren Verständnisses wegen nicht mehr auf Englisch, sondern auf Deutsch untertitelt.

Bereits der Auftakt-Film „Morgengrauen“ vom Schweizer Regisseur Romed Wyder war eine cineastische Entdeckung. Der Film basiert auf dem Roman des Schriftstellers und Friedensnobelpreisträgers Elie Wiesel. Er spielt während des britischen Mandats in Palästina 1947. Wyder inszeniert ein kammerspielartiges Psycho-Drama über Widerstand, Heimatverlust, Suche nach Zugehörigkeit, Manipulation und Solidarität. Im Zentrum steht der 19-jährige Elisha (Joel Basman), der seine Familie in Konzentrationslagern verloren hat. Auf der Suche nach einer neuen Familie schließt er sich dem zionistischen Untergrund an, der für einen israelischen Staat kämpft. Zusammen mit vier Mitgliedern des Kommandos harrt er in einem abgedunkelten arabischen Wohnhaus aus. Einer ihrer Mitstreiter wurde von den britischen Behörden zum Tode verurteilt. Im Gegenzug haben die Rebellen einen britischen Offizier entführt, um ihn gegen ihren Freund auszutauschen. Vom Nachmittag bis zum Morgengrauen warten die Widerständler auf den Ausgang der Verhandlungen. Wenn die Briten den Freund töten, wird einer der Rebellen die britische Geisel töten. Die Wahl fällt auf Elisha, der in einen Gewissenskonflikt gerät. Soll er den Befehl verweigern und sich gegenüber seiner „neuen Familie“ illoyal verhalten oder hört er auf sein Gewissen? Sowohl die Untergrund-Crew als auch der Offizier versuchen den emotional labilen Elisha auf ihre Seite zu ziehen. Eine düstere, beklemmende und fesselnde Geschichte mit grandiosen Schauspielern! Ivanova hat dem Festival zukunftsweisende Impulse verliehen.

www.juedischewelten.com