DEG macht jährlich Millionen-Minus
Laut Bilanz von 2016 hat der Verein Verbindlichkeiten von 15,2 Millionen Euro — und sie steigen weiter.
Düsseldorf. Stephan Hoberg hat dieser Tage einen bemerkenswerten Satz gesagt: „Wir haben uns wirtschaftlich deutlich verbessert“, wird der Gesellschafter der DEG Eishockey GmbH in einem Interview von der „Rheinischen Post“ zitiert. Und wenn man böswillig ist, könnte man fragen: Von welcher DEG spricht der Mann da? Meint er wirklich die, die er und sein Bruder Peter seit geraumer Zeit mit ihren immer neuen Finanzhilfen am Leben halten? Die, die der Stadt mehr als drei und ihren Gesellschaftern noch mal mehr als zehn Millionen Euro schuldet? Ja, vermutlich meint er die. Und als Gesellschafter, der es im Sinn hat, die DEG in einem guten Licht dastehen zu lassen, muss er diesen Satz vielleicht sagen. Nur kann man ihn auch glauben?
Wer sich auf die Suche nach validen Zahlen macht, landet im Bundesanzeiger, dem offiziellen Amtsblatt, in dem Kapitalgesellschaften wie die DEG Eishockey GmbH ihren Jahresabschluss veröffentlichen müssen. Weil man dafür aber ein Jahr Zeit hat, behandelt die aktuellste Bilanz die Eishockey-Saison 2015/2016. Und die sowie die vorherigen sprechen nicht unbedingt dafür, dass es sich bei der DEG finanziell in die richtige Richtung entwickelt.
Obwohl der Club im Jahr zuvor überraschend ins Halbfinale gekommen war, eine kleine Euphorie ausgelöst hatte und danach in der Champions League spielte, stand am Ende ein Jahresfehlbetrag von satten 4,7 Millionen Euro. Was die Verbindlichkeiten weiter wachsen ließ: Bei 15,2 Millionen Euro lagen die laut der im Bundesanzeiger veröffentlichten Bilanz zum 30. April 2016.
Nach Informationen dieser Zeitung sind die Verbindlichkeiten seitdem nicht etwa gesunken, sondern noch einmal um mehrere Millionen in die Höhe gegangen. Weil die DEG die Play-offs der Saison 2016/2017 verpasste und auf mehrere (in der Regel) ausverkaufte Heimspiele verzichte musste. Und weil es seitdem zahlreiche personelle Veränderung gegeben hat.
In der im September beginnenden neuen Saison muss ja neben dem neuen Trainer (Mike Pellegrims) auch der alte, freigestellte (Christof Kreutzer) bezahlt werden. Ganz zu schweigen von den vielen neuen Mitarbeitern rund um das Team (fester Athletiktrainer, fester Torwarttrainer, Scouts) sowie auf der Geschäftsstelle (Sponsoren-Beschaffer). Zudem steigen die Mietschulden beid er Stadt immer weiter an. Am Ende der Saison 2017/2018 könnten die Verbindlichkeiten der DEG an der 20-Millionen-Euro-Marke kratzen, was mehr als das Doppelte des Jahresetats wäre. Dabei ist es gerade mal sechs Jahre her, dass die Verbindlichkeiten bei erträglichen 1,8 Millionen Euro lagen.
Niki Mondt ist trotzdem zuversichtlich, dass der Verein den Trend stoppen kann. Vor allem, weil sich die DEG den Sommer über breiter aufgestellt hat. Nicht nur im sportlichen Bereich, den er nun als Leiter verantwortet, auch im Marketing. In Christopher Schlenker hat die DEG erstmals seit Jahren einen Mann, der ausschließlich dafür da ist, Sponsoren zu besorgen. Ein „guter und erfahrener Mann“ sei das, sagt Mondt. „Er kennt sich hier aus und ist durch sein Engagement bei der Tour de France natürlich perfekt vorbereitet auf den Job, weil er in den letzten eineinhalb Jahren nichts anderes gemacht hat, als Sponsoren zu akquirieren.“
Das hat er in der Tat. Doch je nachdem, mit wem man darüber spricht, tat er das mit unterschiedlichem Erfolg. Bei der DEG loben den 36-Jährigen alle für seine Tätigkeit rund um den Start des berühmten Radrennens. Spricht man mit anderen, hört man, dass zahlreiche Großsponsoren ja nur Stadttöchter waren. Oder dass er bei den VIP-Tickets an der Strecke nicht ansatzweise das erreicht habe, was sich die Stadt erhofft hatte. DEG-Geschäftsführer Stefan Adam und Mondt glauben trotzdem an Schlenker. Eine „Wunsch-Verstärkung“ sei der, sagt Adam. „Endlich gibt es einen Mann, der sich zu 100 Prozent um Vertrieb und Sponsoring kümmert. Das ist wichtig, denn so etwas macht man nicht nebenbei“, sagt Mondt, der keinen Hehl daraus macht, dass das Thema zuletzt zu kurz gekommen ist: „Unsere Sponsoring-Einnahmen sind definitiv zu klein“, sagt er und liegt damit auf Linie mit Alfons Madeja.
Für den Professor für Sportmanagement, der die Deutsche Eishockey Liga seit Jahren im Blick hat, steht fest: „Ein Verein wie die DEG in einer Stadt wie Düsseldorf müsste eigentlich in der Lage sein, vier, fünf oder gar sechs Millionen Euro pro Jahr zu generieren.“ Nach WZ-Informationen ist es nicht mal die Hälfte.
Dass sich das trotz des neuen Mannes nicht von heute auf morgen ändert, weiß auch Mondt. Trotzdem glaubt er: „Wir haben gute Mediadaten durch den Wechsel zu Sport 1/Telekom. Wir sind eine starke Marke, wir haben ein Superprodukt und wir haben Reichweiten. Da müssen wir auch die potenziellen Sponsoren überzeugen können, sich bei uns zu engagieren.“ Zwar sei es als kleinere Sportart neben dem Fußball, „der alles überschattet“, schwierig, „aber ich habe die Hoffnung, dass wir uns in drei bis fünf Jahren durchaus selbst finanzieren können“. Die Voraussetzung dafür sei aber, „dass wir professionell arbeiten. Das ist im deutschen Eishockey auch lange Zeit nicht passiert.“
Ganz nebenbei geht es darum, die Gesellschafter zu überzeugen, bis dahin dabei zu bleiben. Aktuell gibt es nur Garantien für die nächsten beiden Saisons. Und niemand kann die Launen von Stephan Hoberg einschätzen. Menschen, die ihn besser kennen, sagen: „Wenn er das Gefühl hat, dass sich etwas entwickelt, kann es sein, dass er noch zehn Jahre dabei bleibt. Wenn er aber wie in der vergangenen Saison das Gefühl hat, die Mannschaft zerreißt sich nicht, kann es auch sein, dass er sich zurückzieht.“
Die anstehende Saison dürfte für die DEG also eine der wichtigsten ihrer Geschichte werden. Sie muss nicht nur die Fans versöhnen und neue Sponsoren gewinnen, sie muss auch ihren Hauptgeldgeber bei Laune halten.