Den Beatsteaks gelingt der Spagat
Im Zakk hielten sich alte und brandneue Songs der Berliner die Waage. Am Freitag erscheint das neue Album „Yours“.
Düsseldorf. „Watch the whole thing explode“, lautet eine Zeile aus dem Beatsteaks-Klassiker „Cut Off The Top“. Und der kann getrost auch als Motto für das Düsseldorf-Konzert der Band gelten. Die Berliner, unter anderem schon Headliner beim Hurricane, Southside oder Deichbrand, machten im Rahmen ihrer kleinen Clubtour Station im Zakk. Und es dauerte keine zehn Sekunden, um die Fans in Punk-Ekstase zu versetzen.
Schon nach den ersten Takten des Openers „Break Down“ wird im Innenraum ordentlich gepogt und getanzt, während halbvolle Plastikbecher durch die Gegend fliegen und die ersten Stagediver aus der Masse emporsteigen. Neben dem Opener handelt es sich auch bei den beiden folgenden Nummern „40 Degrees“ und „You In Your Memories“ um taufrisches Material vom nächsten Freitag erscheinenden, neuen Studioalbum „Yours“. Der Mut der Band, mit unbekannten Titeln zu starten, zahlt sich aus. Frontmann Arnim Teutoburg-Weiß entgeht der gelungene Blitzstart natürlich nicht: „Wir haben lange nicht mehr in dieser schönen Stadt gespielt.“
Mit den Klassikern „Automatic“ und „Monster“ verlängert die sechsköpfige Band den energischen Auftakt, während im Publikum erstmals lautstark und textsicher mitgegröhlt wird. Als die Berliner danach mit „Demons Galore“ soundtechnisch zum ersten Mal ein bisschen aufs Bremspedal treten, ist das ausverkaufte Zakk längst zum kochend heißen Hexenkessel voller verschwitzter Fans geworden.
Etwa die Hälfte der Setlist besteht aus Songs vom neuen Album. Im Gegensatz zu den drei Songs zu Beginn, die sich in typischer Beatsteaks-Manier als eingängig-stimmungsvolle Singalongs sofort als Publikumslieblinge durchsetzen können, fällt die Stimmung bei einigen anderen neuen Songs ein wenig ab.
Bei dem gefälligen, aber nicht so eingängigen „Policoro“, nach eigener Aussage der persönliche Lieblingssong von Frontmann Arnim auf der neuen Platte, muss der Sänger das Publikum zum ersten Mal zum Mitklatschen auffordern. Einige Fans nutzen die wenigen ruhigeren Stücke im Line-Up derweil für eine kurze Verschnaufpause.
Auch die Band selbst gönnt sich nach 45 Minuten einen kurzen Break und überlasst Gitarrist Peter Baumann das Feld. Der „King of romantic ballads“ (O-Ton Frontmann Arnim) überbrückt die Zeit mit einer Unplugged-Version des Billy-Braggs-Klassikers „A New England“. Deutlich lauter wird es später beim Solo von Bernd Kurtzke, dem anderen noch aktiven Gründungsmitglied der Band. Zu wild-flackernden Lichtblitzen bringt er die Fans mit dem Fu Manchu-Cover „Frieda und die Bomben“ zum Ausrasten.
Als Sänger Arnim nach 70 Minuten den vorerst letzten Song ankündigt, geht ein Raunen durch die unverändert feierhungrige Menge. Aus der ersten Reihe ruft ein Fan dem Sänger zu und fragt, ob die Band inzwischen zu alt geworden sei. „Nicht zu alt, aber durstig“, kontert der Frontmann und setzt zum Vorab-Finale mit „I Never Was“ an.
Bis zu den Zugaben vertreiben sich die Fans die Wartezeit standesgemäß mit „Beatsteaks!“-Rufen und grölen den frühen Hosen-Klassiker „Bommerlunder“. Zurück auf der Bühne, machen die Berliner mit dem Queen-Klassiker „I Want To Break Free“ und der aktuellen Single „I Do“ weiter. Der Gute-Laune-Song klingt frisch und experimentell und spielt mit Dance- und Reggae-Einflüssen. Auch insgesamt soll das nunmehr achte Album der 1995 gegründeten Band dank mehrerer Features und verschiedener Produzenten vielseitiger klingen als die Vorgänger.
Ob es eine oder mehrere neue Nummern schaffen, den Status Fanliebling einzunehmen, wird die Zukunft zeigen. Bei ihrem Clubgig in der Landeshauptstadt fanden die Routiniers jedenfalls die richtige Mischung aus Neuem und Bewährten.