Der Bauherr für immer neue Luxushäuser
Ralf Schmitz prägt die Stadt mit Neubauten für sehr gut Verdienende und macht sich damit nicht nur Freunde.
Düsseldorf. In der Höhle des Baulöwen geht es freundlich zu. Ralf Schmitz bietet Kaffee und Wasser an und setzt sich mit dem Rücken zu den drei Meter hohen Fenstern, damit sein Gast auf den Rhein blicken kann.
So nett umsorgt vergisst man fast, dass der Mann vielen in der Stadt ein knallrotes Tuch ist. Ihnen gilt er als Treibkraft für Gentrifizierung. Sogar Farbbeutel landeten schon an seinen Neubaufassaden. Der Vorwurf: Mit seinen hochpreisigen Immobilien treibt Schmitz die Mieten in die Höhe, so dass sich Alteingesessene in ihrem Viertel keine Wohnung mehr leisten können.
Auch Schmitz’ neues Büro am Kaiser-Friedrich-Ring 1 repräsentiert den Luxus, für den der Kempener steht. Mit französischem Fischgrät-Parkett am Boden und Kunst von Warhol, Uecker und seinem Lieblingskünstler Norbert Tadeusz an den Wänden. Und mit einer Adresse an der teuersten Straße der Stadt, im „Brückenschlösschen“, einem Haus wie eine Burg. Über die Miete schweigt Schmitz, der sich im oberen Turmzimmer einen kleinen Ruheraum gönnt.
Dort hält sich der 61-Jährige allerdings selten auf. „Nach zwei Stunden im Liegestuhl werde ich nervös“, sagt er. Auch in seiner Freizeit ist der schlanke 1,90-Mann mit grauem, kurzen Seitenscheitel ständig aktiv. Er joggt, fährt Ski, golft und schwimmt jeden Morgen 15 Minuten im Schwimmbecken seiner Villa in Kempen. Dass Schmitz da Ungeduld als seine größte Schwäche ansieht, verwundert kaum.
Mit dieser Energie ausgestattet zieht Schmitz seit 37 Jahren los, kauft, entwickelt und verkauft wieder. Nach dem Termin mit dem Journalisten will er den nächsten Vertrag für ein Grundstück in Niederkassel unterschreiben. Zehn Häuser plant oder baut er zurzeit parallel in Düsseldorf, hinzu kommen Projekte in Berlin, Hamburg und seiner Heimatstadt Kempen, wo er überall Büros hat. Wenn Schmitz sagen soll, wie viele Projekte er in Düsseldorf verwirklicht hat, muss er nachgucken. Auf etwa 100 kommt er schließlich. In den meisten Fällen sein Prinzip: alte Häuser abreißen, Luxuswohnungen bauen. Den höchsten Kaufpreis für eine Wohnung erzielte Schmitz jetzt mit dem Penthouse inklusive Garage im fast fertiggestellten Haus am Mannesmannufer. Knapp sieben Millionen Euro hat der neue Besitzer überwiesen.
Ralf Schmitz, Bauunternehmer
Dürfte sich Schmitz angesichts solcher Summen wundern, wenn da der nächste Farbbeutel geflogen käme? In einer Stadt, in der die Schere bei den Mieten zwischen beliebten und weniger beliebten Stadtteilen immer weiter auseinandergeht? In der die Mieten immer weiter steigen? Und in der sich nur Besserverdiener den Umzug ins Szeneviertel leisten können?
Bevor Schmitz antwortet, überlegt er sich seine Worte genau. „Ich will nicht arrogant wirken.“ Dann sagt er, dass er den Frust schon verstehen könne. „Aber ich habe kein schlechtes Gewissen. Man könne niemandem verbieten, nach Flingern zu ziehen. Außerdem glaube er an den so genannten Sickereffekt. „Jede Wohnung, die zusätzlich gebaut wird, auch eine Luxuswohnung, entspannt den Markt. Denn am Ende der Umzugskette wird eine günstigere Wohnung frei.“ Zudem habe er auch schon Sozialwohnungen gebaut, bei geeigneten Projekten würde er das auch wieder tun. So unterstützte er auch das „Handlungskonzept Wohnen“ der Stadt, auch wenn er es lieber sehen würde, wenn der finanzschwachen Bevölkerung mit mehr Wohngeld geholfen würde.
Kritik muss sich Schmitz auch anhören, weil er oft neoklassizistische Fassaden baut. Architekten werfen ihm vor, lediglich alte Stile zu kopieren. Das ärgert Schmitz, das erste Mal im Gespräch hebt sich seine Stimme ein wenig: „So viele Architekten versuchen neue Akzente zu setzen, und nach 30 Jahren hat man sich an de´n Bauten sattgesehen.“ Er verwende Stilelemente, die sich seit Jahrtausenden bewehrt haben.
Schmitz selbst hat immerhin 150 Jahre familiäre Branchen-Erfahrung im Rücken. Er kam in einem Krankenhaus zur Welt, dass sein Großvater gebaut hatte. Das galt später auch für Grundschule und Gymnasium. Früh begleitet er seinen Vater auf Messen, mit Anfang 20 kauft er, wie er sagt, „als Hobby“ erste Häuser, saniert sie und verkauft sie wieder.
Bauen ist anscheinend ein so wichtiger Teil im Leben von Schmitz, dass er nicht ans Aufhören denkt. „Es ist mir eine große Freude, das jetzt mit meinen drei Söhnen zusammenzumachen.“ Es sei eine große Befriedigung zu sehen, wie sehr er das Gesicht der Stadt mitgeprägt habe. Geld kommt in seinem Lebenstraum offenbar nicht vor: „Ich möchte irgendwann mit meinen Enkeln durch die Stadt gehen und ihnen zeigen, was Opa alles gebaut hat.“