Düsseldorf. Ein dreiviertel Jahr ist vergangen, seit Elvir für die Doku-Reihe "Erwachsen auf Probe" vor der Kamera gestanden hat. Reichlich Zeit, um über sein Handeln nachzudenken. Etwa darüber, wie er "Leihkind" Zoé-Marie (damals 14 Monate alt) auf dem Wickeltisch liegen ließ und sich wegdrehte.
Oder darüber, wie er seine Freundin Nadine (18) mit wütenden Schimpftiraden bedachte und freimütig zugab, sie auch mal zu schlagen. "Ich habe mich wie ein kompletter Idiot benommen", sagt Elvir heute reumütig.
Derzeit läuft des Ergebnis des vierwöchigen Drehs zur besten Sendezeit auf RTL. Dabei wurden Babys und Kinder in die Obhut von vier mehr oder minder verantwortungsvollen jugendlichen Pärchen gegeben. Der 17-jährige Elvir aus Oberbilk und Freundin Nadine waren eines dieser Pärchen.
Während dieser Zeit standen sie, wie es ein Sprecher des Senders immer wieder betont, unter ständiger Beobachtung von Experten und den Eltern der Kinder, die im Notfall hätten eingreifen können. Hintergrund: Zum Start der Reihe hatte es viel Kritik an dem Konzept gegeben.
Wenn der junge Mann heute auf die Straße geht, wird er schnell als "der Puppenmörder aus dem Fernsehen" identifiziert. Denn bevor das Pärchen ein lebendiges Baby bekam, das die simulierte Familie komplettieren sollte, wurde die Fähigkeiten an einer Baby-Puppe ausprobiert, die Elvir im Schlaf erdrückte. "Es tut schon ziemlich weh, auf der Straße immer wieder darauf angesprochen zu werden", sagt er.
Eigentlich sei er ein Netter, er helfe seiner Mutter im Haushalt, tanze gern und irgendwie glaubt man es ihm auch. Er ist höflich, zurückhaltend, gepflegt. Warum kommt er aber auf der Mattscheibe wie der Prototyp eines Goldkettchen tragenden, faulen Machos rüber? "Das war alles neu für uns und ich habe auch keine Erfahrungen mit Kindern gehabt", sagt der 17-Jährige. Und gesteht, dass er anfänglich wohl hauptsächlich "cool" rüberkommen wollte.
Sein Vater, der dem minderjährigen Sohn anfänglich die Einverständniserklärung begeistert unterschrieben hatte, habe sich - konfrontiert mit dem Verhalten seines Sohnes - schockiert gezeigt.
Seine Lehrer hingegen sahen das Projekt von Anfang an kritischer, meinten, dass es "nicht gut für ihn" sei. Der Oberbilker ignorierte die Warnung und unterbrach die Schule für das Unterhaltungserlebnis. Jetzt weiß er, dass es einen öffentlichen Exhibitionismus in dieser Art für ihn nicht wieder geben wird.
"Bald werde ich wieder lernen und einen Abschluss machen", sagt er entschlossen. Diese Einsicht habe ihm die Sendung vermittelt. Das hört man beim Sender gern. Schließlich gehe es nicht nur um Unterhaltung, sondern auch um den pädagogischen Wert. Weniger gern hört man hingegen, dass Hobby-Musiker Elvir die Chance, seine Popmusik zu vermarkten, wegen seiner TV-Eskapaden erst einmal schlecht einschätzt. Auch über die Höhe der Zahlung von "Aufwandentschädigungen" an die Protagonisten wird ungern gesprochen. Viel sei es jedenfalls nicht gewesen, das sei ja auch nicht der Anreiz der Teilnehmer gewesen, so ein Pressesprecher.
Vielmehr sollten Teenagerschwangerschaften durch die Konfrontation mit dem plötzlichen Erwachsensein verhindert werden. Das jedenfalls hat bei Nadine und Elvir offensichtlich funktioniert. "Ich will frühestens mit 25 Jahren Kinder haben, vor der Sendung hätten Nadine und ich nichts dagegen gehabt, jetzt eines zu bekommen", sagt Elvir.
Bevor er eine Familie gründet, müssten die finanziellen Voraussetzungen stimmen: So will er weiter an seiner Karriere als Pop-Musiker feilen und nebenbei einen "vernünftigen" Job machen, um den Lebensunterhalt zu verdienen.
Die Kritik im Vorfeld der Sendung kann er nicht nachvollziehen: "Die Leute haben das total übertrieben, die Kinder hatten selbst Spaß daran und außerdem waren die Mütter ja immer dabei."