Analyse Der Rheinbahn-Chef wird ausgebremst
OB Geisel will einen dritten Vorstand an der Spitze des Unternehmens — und hat dafür gute Gründe.
Düsseldorf. Dem Machtwechsel im Rathaus folgt ein Machtwechsel bei der Rheinbahn: Oberbürgermeister Thomas Geisel (seit gut sieben Monaten im Amt) will Rheinbahn-Chef Dirk Biesenbach (seit 13 Jahren im Vorstand) einen Teil seiner Zuständigkeiten entziehen — und düpiert ihn damit öffentlich. Alles deutet darauf hin, dass die Rheinbahn bald einen neuen Chef bekommt.
Die Vorgeschichte: Thomas Geisel hat die OB-Wahl auch mit dem Versprechen gewonnen, den Öffentlichen Nahverkehr zu stärken. Mehr Bus und Bahn soll es geben, also ein dichterer Takt in einem dichteren Netz. Um das zu unterstreichen, wurde Geisel nach der Wahl auch Vorsitzender im Aufsichtsrat der 100-prozentigen Stadttochter. Doch schon beim ersten konkreten Projekt lief es zwischen Rathaus und Rheinbahn-Chef nicht rund. Geisel und die Ampel-Koalition machten die schon beschlossene Abschaffung der Linie 708 rückgängig — und änderten dazu das neue Linienkonzept, das ab Start der Wehrhahn-Linie gelten wird.
Diese Änderungen, die in ihren Auswirkungen auf Finanzen und Gesamt-Netz gar nicht mal so groß sind, stießen auf Widerstand nicht nur bei Verkehrsdezernent Stephan Keller, sondern auch beim Rheinbahn-Chef. Der wetterte — ungewöhnlich genug — im Verkehrsausschuss höchstselbst dagegen, sprach von erheblichen organisatorischen Problemen, Mehrkosten im Millionenbereich und „Harakiri“.
Tatsächlich gilt Dirk Biesenbach als ausgewiesener Finanzexperte, der die Rheinbahn so gut aufgestellt hat, dass sie inzwischen einen Kostendeckungsgrad von rund 84 Prozent erreicht (was im Bundes-Vergleich ein ausgesprochen guter Wert ist). Allein das Geschäftsergebnis 2014 soll 11,4 Millionen Euro besser sein als geplant. Den Auftrag der früheren schwarz-gelben Ratsmehrheit hat Biesenbach vorbildlich erfüllt: Der Zuschuss, den die Stadt an die Rheinbahn zahlen musste, wurde jedes Jahr geringer — bei gleichem Angebot.
Doch dies soll nun ausgeweitet werden. Üblicherweise weigern sich Firmen-Chefs selten, wenn vom Aufsichtsrat eine Ausweitung der Geschäfte gewünscht wird. Zumal die Stadt als Besteller die Kosten tragen muss. Es verwundert daher, mit wie viel Verve sich Biesenbach gegen diese politische Richtungsentscheidung gestellt hat.
Geisel musste reagieren. Und insofern ist es logisch, wenn er gestern bei einer Betriebsversammlung im Rheinbahnhaus für die Einrichtung eines dritten Vorstandes neben Biesenbach und Arbeitsdirektor Klaus Klar plädierte. Es soll einer sein, der für die Strategie (nämlich eine Ausweitung des ÖPNV) zuständig ist. Bislang ist das Biesenbachs Aufgabe. Dass er einen solchen Entzug von Kompetenzen einfach hinnimmt, gilt als unwahrscheinlich. Sein Vertrag läuft bis Ende 2016.
Gut möglich also, dass sich Geisel und Biesenbach darauf verständigen, ihn nicht zu verlängern. Geisel müsste sich dann einen neuen Vorstand suchen. Treppenwitz: Ein dritter Vorstand wäre dann vielleicht gar nicht mehr nötig.