Der „Ritter“ soll weiterleben
Das Erzbistum Köln verkauft das Lokal. Ute Parduhn sammelt Unterschriften für seinen Erhalt.
Kaiserswerth. Die Kaiserswerther Traditions-Gaststätte "Im Ritter" im historischen Ortskern ist möglicherweise für immer geschlossen. Die Immobilie an der Straße An Sankt Swidbert 65 gehört wie so viele Grundstücke am Ort dem Erzbistum Köln, doch dessen Pressereferentin Patricia Jungnickel erklärt im WZ-Gespräch: "Wir trennen uns von dem denkmalgeschützten Haus. Der Komplex wird verkauft. Es gibt Interessenten und erste Kauf-Angebote."
Pächterin des Lokals ist bislang die Brauerei Schlösser. Deren Unterpächterin war Andrea Ruhnke, die abrupt den Betrieb geschlossen hat, wie die Westdeutsche Zeitung berichtete. Was die Brauerei als "relativ überraschend" bezeichnet, ist die Tatsache, dass die Wirtin Insolvenz anmelden musste. 1984 hatte sie im "Ritter" angefangen, 1991 hatte sie ihn übernommen, als das Lokal florierte. Zuletzt war es jedoch recht still dort geworden.
Schon in den 1990er Jahren stand das Schicksal des Lokals auf der Kippe, als das Suitbertus-Gymnasium hinter dem Biergarten eine Schulmensa errichten wollte. Damals ergriffen Anlieger eine Initiative und erreichten einen "Institutionsschutz". Das Haus sollte Kneipe bleiben. Selbst Andrea Ruhnke, die dort Schiffbruch erlitt, verteidigt ihre Wirkungsstätte noch immer: "Es ist das erste Gasthaus in Kaiserswerth, hat ein uriges Ambiente, eine rustikale Gemütlichkeit und einen schönen Biergarten."
Sie nennt als wichtigsten Grund für ihr Scheitern: "Die Kirche wollte keine Verträge über fünf Jahre geben, obwohl doch der Gedanke an eine Schulerweiterung längst aufgegeben war. Sie wollte aber auch nicht sanieren, so dass die Rohre verstopften und Feuchtigkeit in den Keller und in die erste Etage drang. Es wurde keine müde Mark investiert. Wer auch immer den Komplex kauft, er muss sehr viel investieren."
Das Lokal war nicht nur wegen der fehlenden Sanierung heruntergewirtschaftet, sondern es hatte auch immer mehr Konkurrenz. Andrea Ruhnke erklärt: "Durch den Ausbau des Klemens-Platzes vor der Brücke wurde viel Publikum abgefangen, das nicht mehr zu mir am Ende der Straße An St.Swidbert kam. Am Klemensplatz gibt es große, neue Schirme mit warmen Strahlern. Wer zu mir in den Biergarten wollte, hatte es im verregneten Sommer kalt und feucht." So habe sie zwar ihre Stammkunden halten können, aber keine neuen Gäste hinzugewonnen.
Diese Stammkunden, allesamt Anlieger, machen jetzt mobil. Die Galeristin Ute Parduhn, die in früheren Jahren Sprecherin der Düsseldorfer Kunsthändler war, macht sich stark, 5000 Unterschriften zum Erhalt der Gaststube an diesem Ort zu sammeln. "Hier haben CDU, SPD und Grüne, Ärzte, Eltern der Schule und vor allem Künstler gegessen und getrunken. Hier verkehrten Thomas Schütte und Winfried Gaul, Konrad Fischer, Hilla und Bernd Becher", sagt sie.
Wilhelm Mayer, Baas des Bürger- und Heimatvereins, fügt hinzu: "Das war schon vor dem Zweiten Weltkrieg das Stammlokal des berühmten Wanderclubs mit vielen Malern aus dem Malkasten, mit Walter Sauer, Fritz Köhler, Erwin Hentrich, Walter Schmieg und Leo Assenmacher." Ute Parduhn meint: "Hier trafen sich viele Intellektuelle. Das Lokal kam ohne Berieselungs-Musik aus. In den letzten drei Jahren hatte es sogar eine Weinstube."
Ruhnkes Vertrag mit Schlösser läuft im Juni/Juli aus. Volker Nagel, der die Verhandlungen mit dem Bistum führt, erklärt: "Wir geben die Anmietung zurück. Es müsste zu viel saniert werden." Parduhn jedoch hofft auf die Zukunft Im Ritter. Sie habe sogar eine neue Unterpächterin zur Hand.