Der Sänger Gerhaher wird zum Erzähler
Bariton Christian Gerhaher gastiert mit romantischen Liedern in der Tonhalle und hat eine neue CD aufgenommen.
Im Lied begegnen sich Lyrik und Musik auf gleicher Augenhöhe. Manche Gedichte erlangten im vertonten Gewand erst ihre heutige Popularität. Franz Schubert verhalf einem kaum beachteten Poeten namens Wilhelm Müller zu Weltbekanntheit. Zu den differenziertesten Interpreten von Schubert-Liedern gehört der deutsche Bariton Christian Gerhaher (48). Am Mittwoch, 15. November, 20 Uhr, gastiert der Niederbayer bei der „Sternstunde“ des Tonhallen-Freundeskreises im Mendelssohn-Saal.
Auf dem Programm stehen unter anderem Lieder aus Schuberts „Schwanengesang“ sowie vertonte Poesie von Johannes Brahms und Claude Debussy. Gerhaher zeichnet sich durch eine auffällig gute Textverständlichkeit und klare Tongebung aus. Beim Singen wirkt er wie ein Erzähler oder Rezitator. Nicht allen Sängern gelingt es, Vokale und Konsonanten beim Intonieren noch sauber und unverfärbt zu artikulieren. Gerhaher gehört zu den Meistern auf diesem Gebiet. Die Stimme selbst wirkt allerdings recht nüchtern. Ein besonders interessantes Timbre kann man Gerhaher trotz vorbildlicher Gesangstechnik nicht attestieren.
Dennoch führt die perfekte Balance zwischen Wort und Ton zu großem Hörvergnügen. Davon zeugt die neue CD, die Gerhaher mit dem Pianisten Gerold Huber aufgenommen hat: Schuberts „Schöne Müllerin“. Vor 14 Jahren haben Gerhaher und Huber schon einmal den Liedzyklus über einen jungen, unglücklich verliebten Müllergesellen aufgenommen. Auf dem neuen Album sind auch die fünf nicht vertonten Gedichte Wilhelm Müllers als reine Rezitation vorhanden. Sänger und Pianist erweisen sich als perfekt aufeinander abgestimmtes Duo.
Beim Gastspiel in der Tonhalle wird Gerhaher nicht von Huber begleitet, sondern von dem weniger bekannten James Cheung. Eintrittskarten kosten zwischen 19 und 36 Euro. Die CD mit Schuberts „Schönen Müllerin“ ist 2017 beim Label Sony Classical erschienen.