Artenschutz Der Steinkauz: Zu Besuch bei einer bedrohten Tierart
Vier Paare der kleinen Eule brüten in der Urdenbacher Kämpe. In der Dämmerung hört man dort ihre Balzrufe.
Düsseldorf. Wenn es zwischen Februar und März windstill und trocken ist, dann schallt sein Balzruf durch die Dämmerung in der Urdenbacher Kämpe. Vier Steinkauz-Paare brüten dort — in einem ihrer letzten Rückzugsorte in Düsseldorf. Die Art ist vom Aussterben bedroht und der Bestand hat abgenommen; doch es gibt auch Hoffnung.
Die Bedingungen in der renaturierten Kämpe seien ideal für die kleine Eule, erklärt Elke Löpke, Leiterin der Biologischen Station im Haus Bürgel den Naturfreunden, die sie an diesem Abend durch die Kämpe führt. „Der Steinkauz braucht zum einen abgegraste Wiesen, um sein Futter (vor allem Mäuse und Würmer) orten zu können. Andererseits braucht er auch Baumhöhlen, in denen er brüten kann“, sagt Löpke. Die finde er vor allem in Kopfweiden und Obstbäumen mit weichem Holz.
Früher wurden Kopfweiden noch als Nutzpflanzen angebaut, um an Brennholz oder Flechtmaterialien zu kommen. Heute geschieht das kaum noch — und die Landschaft verändert sich entsprechend. Selbst die alten Bäume brechen irgendwann auseinander und werden zu morsch. Auch Streuobstwiesen werden seltener, müssen oft weichen, um neues Bauland zu schaffen. „Und auch die Landwirtschaft verändert sich“, sagt Löpke: „Wo grasen heute noch Rinder auf der Weide?“
Keine leichten Zeiten für den possierlichen Steinkauz, der das ganze Jahr über in unseren Breiten lebt, meist sogar Jahre lang an dem selben Standort. Und mit dem selben Partner: „Die Vögel führen Beziehungen und sind sich treu.“
In der Urdenbacher Kämpe allerdings wird einiges getan, um den Steinkauz nicht zu verlieren. „Wir haben viele neue Weiden gepflanzt in den vergangenen Jahren“, sagt Elke Löpke. Zwar dauere es bis die einmal gewachsen sind und geeignete Nisthöhlen bieten können. Für die Übergangszeit aber wurden Nistkästen abgebracht.
An diesem Abend bekommen die Naturfreunde den kleinen Kauz nicht zu Gesicht, was nicht weiter verwundert; die Tiere sind sehr scheu. Aber dafür ist er deutlich zu hören, was ebenfalls keine Selbstverständlichkeit ist. Drei Vögel rufen abwechselnd nach Partnern. Und verstummen erst, als der Ruf eines Waldkauzes durch die Dämmerung schallt — denn das sind die natürlichen Feinde der kleinen Eule.
Die Mitarbeiter der Biologischen Station beobachten den Bestand regelmäßig. Auch sie arbeiten weniger mit Sichtungen, als mit dem Gehör: „Dadurch kann man recht gut einschätzen, wie viele Tiere in der Kämpe leben“, sagt Löpke. Jeder Steinkauz hat sein eigenes Revier, das meist so groß ist wie eine der weitläufigen Streuobstwiesen. In ganz Deutschland brüten etwa 10 000 Paare, alleine 7000 davon in NRW — und wiederum rund 20 davon in Düsseldorf.