Düsseldorf Der Sturm „Friederike“ legt den Verkehr lahm
„Friederike“ sorgte in Düsseldorf für gesperrte Straßen, stundenlangen Totalausfall bei der Rheinbahn und mehr als 630 Einsätze bei der Feuerwehr.
Düsseldorf. Orkan „Friederike“ kam mit der Wucht von 130 Stundenkilometern, aber am Ende ging es für die Düsseldorfer glimpflich aus. „Wir haben keine Toten und keine Verletzten“, zog Feuerwehrdezernentin Helga Stulgies eine erste Bilanz. Das war 2014 beim Sturmtief „Ela“ noch ganz anders, als vier Menschen ums Leben kamen. Die insgesamt 369 eingesetzten Feuerwehrleute, darunter die Hälfte Freiwillige, hatten trotzdem kaum Zeit zum Luftholen. Bis zum frühen Freitagmorgen mussten sie zu über 659 Einsätzen ausrücken, die meisten davon herabstürzende Dachziegel sowie Äste und umgefallene Bäume. Am frühen Abend gab es einen Großeinsatz an der Rethelstraße, wo ein Doppelkamin aufs Dach eines Wohnhauses krachte. Es wurde zum Glück niemand verletzt, das Haus wurde evakuiert. Die Feuerwehr rechnet im Laufe des Tages mit weiteren kleinen Einsätzen, wie ein Sprecher am Freitagmorgen unserer Redaktion erzählte.
Die Rheinbahn stellte am Donnerstag für vier Stunden den Betrieb komplett ein. Auf der Linie U79 nach Duisburg waren in Lohausen und an der Kalkumer Schloßallee gleich zwei Bäume auf die Oberleitung gefallen. Auch die U76 nach Krefeld war dicht. Busse und Bahnen blieben in den Depots, bis sich die Lage gegen 15.30 Uhr beruhigt hatte. Trotzdem dauerte es noch eine Weile, bis der Verkehr wieder nach Plan lief.
Am Flughafen wurden 37 Starts und Landungen annulliert. Einige Piloten brachen den Anflug ab und wichen aufgrund von böigen Seitenwinden auf andere Flughäfen aus (zwölf Flüge). Wiederum andere Maschinen landeten in Düsseldorf, obwohl sie andere Ziele hatten. Amsterdam etwa stellte den Flugbetrieb ein.
In Vorbereitung auf den Sturm ergriff der Flughafen weitere Sicherheitsmaßnahmen. Die Besucherterrasse bleibt heute geschlossen. Gepäckcontainer wurden zusätzlich beschwert oder befestigt, Baustellen extra gesichert. Kleinflugzeuge stehen mit der Nase im Wind, die Tore zu den Flugzeughallen sind geschlossen. Zudem musste der Skytrain seinen Betrieb einstellen. Busersatzverkehr ist eingerichtet. Heute soll der Flugbetrieb wieder planmäßig laufen.
Die größten Schäden gab es am Dach des Max-Planck-Gymnasiums, im Grafenberger Wildpark, im Benrather Schwimmbad, in zwei Flüchtlings-Unterkünften und am Oberlandesgericht an der Cecilienallee. „Das Gymnasium ist bis auf Weiteres gesperrt“, so Dezernentin Helga Stulgies. Heute soll entschieden werden, wann der Unterricht wieder aufgenommen wird. Die Schule will die Eltern informieren.
Im Flüchtlingsheim „An der Nießdonk“ musste das Dach mit 50 Sandsäcken abgesichert werden. Dabei wurde die Feuerwehr von den Bewohnern tatkräftig unterstützt. Das Dach der Unterkunft Moskauer Straße wurde komplett abgedeckt. 80 Flüchtlinge kamen in anderen Einrichtungen unter.
Der Sturm am Dach des Hallenbades Benrath hatte so starke Schäden hinterlassen, dass das Schwimmbad noch am Vormittag evakuiert werden musste und danach vorerst geschlossen wurde. Die Bädergesellschaft muss die Sachlage zunächst prüfen, um anschließend Aussagen darüber machen zu können, wann das Hallenbad wieder geöffnet werden kann. Eine Fachfirma wurde mit der Reparatur beauftragt.
Vorerst gesperrt ist der Grafenberger Wildpark, weil dort viele Bäume umgestürzt sind. Es könne bis zum Ende nächster Woche dauern, bis der Park wieder freigegeben wird. Schneller geht es beim Benrather Schlosspark, wo „Friederike“ in den Grünanlagen wütete. Er ist wohl schon am Wochenende wieder geöffnet. Insgesamt fielen rund 720 Bäume im Stadtgebiet dem Orkan zum Opfer. Etliche Fahrzeuge wurden durch herabfallende Äste beschädigt.
Die Stadt wirkte nachmittags menschenleer. Auf dem Carlsplatz hatten fast alle Stände geschlossen. Viele Veranstaltungen wurden abgesagt, darunter die Kostümpräsentation der Elly-Heuss-Knapp-Schule und eine Lesung im Cecilien-Gymnasium. Auch der Kulturausschuss tagte nicht.