Der Top-Sprinter im „falschen“ Trikot
Joshua Koßmann startete zuletzt für den LAC Lübeck. Der 23-Jährige plant, künftig wieder für den Turnerbund Hassels zu laufen.
LAC Lübeck statt Turnerbund Hassels? Daran müssen sich in Düsseldorf derzeit viele Leichtathletikfreunde noch gewöhnen wenn es um Joshua Koßmann geht. Das sportliche Leben des Top-Sprinters spielt sich seit April wieder im Benrather Stadion an der Karl-Hohmann-Straße ab. Dort trainiert der 23-Jährige 100-Meter-Läufe. Bei seinem Trainer Ralf Buchmann, der sich bereits um Koßmann kümmert, seitdem dieser 13 Jahre alt war. Doch weshalb startet Koßmann für den LAC Lübeck? Der schnelle Mann erklärt: „Ich hatte im Vorjahr das Studium an der Bundes-Polizei-Akademie in Lübeck aufgenommen und wollte natürlich auch meine Sprint-Karriere fortsetzen. Der Verein dort, besonders der Sprint-Trainer Christopher Kokot, war so nett zu mir und bot mir das Training und einen Staffelplatz an.“
Also bestritt Koßmann beim ART-Advent-Indoor-Meeting kurz vor Weihnachten sein letztes Rennen für den TB Hassels und verschwand in Richtung Norden — aus den Blicken seiner Düsseldorfer Beobachter. Seine Hallensaison im Lübecker Trikot war erfolgreich. Koßmann qualifizierte sich im 60-Meter-Lauf für die Deutschen Meisterschaften (6,95 Sekunden) und auch seine Staffel war bei den Titelkämpfen in Dortmund dabei. Fakten, die nicht für eine Rückkehr nach Hassels sprechen. Dennoch trainiert er seit April wieder in Benrath bei Ralf Buchmann. Auch, weil Koßmann seine Polizei-Ausbildung in Swisstal bei Euskirchen fortsetzte. Nun steht ein erstes großes Praktikum an. „Ich werde am Flughafen in München eingesetzt.“ München? Koßmann lacht: „Mir wurde gesagt, dass es für mich am Düsseldorfer Flughafen keine Einsatzmöglichkeit gibt.“
Und wie geht es nun mit dem Training weiter? Das ist für Koßmann derzeit noch ein Rätsel. Die Saison war für ihn nur bis zum 21. Juli geplant, da wollte er bei der DM in Nürnberg dabei sein, nur die Norm (10,65 Sekunden) hat er nicht geschafft, obwohl er am vergangen Wochenende in Hamburg Norddeutscher Meister in Bestzeit von 10,70 Sekunden geworden war. Drei Tage zuvor hatte der 23-Jährige in Oedt — wie schon vor zwei Jahren — den Sprint-Cup gewonnen, auch wenn die schnellen Sprinter aus Sambia im 200-Meter-Lauf nicht mehr angetreten waren. In Oedt musste Koßmann im 100-Meter-Lauf unter anderem gegen den 21 Jahre alten Weltklasse-Sprinter Sidney Siame aus Sambia (9,87 Sekunden Bestzeit) sprinten.
Eigentlich war die Kariere des Joshua Koßmann im Jahr 2013 bereits vorbei. Er hatte die Lust an der Schule verloren und ging nach zwölf Jahren (Fachabitur) vom Gymnasium ab — und im Alter von 18 Jahren als Berufssoldat zur Bundeswehr. Die Praxisausbildung dort machte ihm viel Freude, doch dann landete er auf der Schreibstube. „Da war ich unglücklich und habe beim Bund gekündigt“, erklärt er den Abbruch seiner Bundeswehrzeit. Kaum zurück in Hassels, konnte ihn Ralf Buchmann überreden, doch wieder zur Schule zu gehen und „das richtige Abitur“ abzulegen.
Koßmann saß wieder auf der Schulbank und sprintete wieder erfolgreich. 2016 schaffte er es zum PSD-Bank-Indoor-Meeting und hatte beim 60-Meter-Lauf einen so starken Start, dass selbst Ex-Weltmeister Kim Collins (St. Kitts und Nevis) erst mal hinter ihm lag. „Das war bisher einer meiner ersten Höhepunkte“, erinnert sich der Hasselser. Ob er im nächsten Jahr auch wieder im Trikot vom TB Hassels sprintet? „Sehr wahrscheinlich, dort bin ich ja schließlich daheim.“
Seine letzten Rennen für den LAC Lübeck hat er wohl bereits hinter sich. Zuletzt in Oedt beim Sprint- und Mittelstrecken-Pokal-Abend (4. Juli) und am 8. Juli bei den Norddeutschen Meisterschaften in Hamburg. Dort erlosch aber auch der Hoffnungsschimmer auf einen Start bei der DM in Nürnberg. Nachdem im Einzel bereits nur fünf Hundertstel zur Norm gefehlt hatten, sauste auch die Staffel als Dritter in 42,19 Sekunden nur knapp an dieser (42,10) vorbei. Koßmann war bei den „Norddeutschen“ mit einmal Gold im 100-Meter-Lauf und zweimal Bronze (200 m und Staffel) trotzdem einer der erfolgreichsten Athleten. „Mal sehen, wohin ich mich noch entwickle. Ich weiß selbst, was in mir steckt. Das will ich zeigen und werde viel trainieren“, sagt der Sprinter.