Karneval in den Stadtteilen Sportler dominieren den Zoch
Gerresheim · Die von der Saubande angeführte Narrenschar ließ sich auch vom Dauernieselregen nicht die blendende Stimmung verderben.
Aller Neuanfang ist schwer, denn so eine lange Corona-Pause steckt auch eine so umtriebige Truppe wie die Gerresheimer Saubande nicht so ohne Weiteres weg. Waren es zu früheren Zeiten mal 50 Gruppen und mehr, die beim Gerresheimer Veedelszoch mitwirkten, musste sich der Karnevalsverein dieses Mal mit 21 Anmeldungen zufriedengeben. „Nächstes Jahr werden wir wieder mehr“, meint Marco Schmitz, Präsident der Gerresheimer Bürgerwehr, trotzig. Er durfte sogar Oberbürgermeister Stephan Keller auf seinem Wagen begrüßen. Der zweite Faktor, der einem ein wenig die gute Laune hätte verderben können, das miese Wetter, wurde einfach milde lächelnd ausgeblendet.
Und so wurde es am Ende dann doch einfach ein tierisch guter Zug, der für die kommenden, hoffentlich pandemiefreien Jahre, Lust auf mehr machte. Zum zuvor ausgefallenen 4x11. Bestehen der Saubande war der Jubiläumswagen zum Nachholtermin frisch renoviert worden, und viele der Mitglieder hatten sich als fröhliche rosa Schweinchen verkleidet. Stark vertreten war der Sport: Die Sportfreunde feierten 100. Geburtstag, der TC Gerresheim bot „ganz großes Tennis“ und der DSC mit seinen Hockey-, Tennis- und Lacrosse-Spielern stellte mit mehr als 70 Teilnehmern die größte Gruppe überhaupt.
Auch Abordnungen aus Nachbarstadtteilen wie Knittkuhl und Hubbelrath waren am Start, wobei das Hubbelrather Piratenschiff der vielleicht schönste Wagen überhaupt war. Das Gefährt der Funken Füttchen hätte fast die Bodenhaftung verloren, denn behauptet wurde kühn: „Gerresheim verleiht Flügel!“ Die Feuerwehr vor Ort lief mit und forderte auf Zipfelmützen alles andere als coronakonform: „Kiss me!“ Musikalische Gäste waren der Musikzug aus Hirschau in der Oberpfalz und die Deutsche Jugend-Brassband aus Lübeck.
Eine Bereicherung waren natürlich die vielen Schulkinder, die mit Sack und Pack, Lehrerinnen und Elternteilen mitliefen und allein schon zahlenmäßig dafür sorgten, dass keine Lücken aufkamen. Besonders hübsch: der Wagen vom Jugendzentrum Heyebad. Selbstverständlich ließ es sich auch „Prinz Änki“ nicht nehmen, Gerresheim ihre Aufwartung zu machen, immerhin ist Anke Schmich ein Urgestein der Saubande – auch wenn sie dieses Jahr als Regentin bei den 11 Pille in Angermund aushilft und darauf besteht, in das männliche Prinzenornat zu schlüpfen, weil sich das im hohen Norden nun mal so gehört.
Am Rand von Heye-, Dreher- oder Benderstraße merkte man den Menschen deutlich an, dass sie so richtig Lust aufs Feiern hatten, auch wenn das mit dem Wetter am Karnevalssonntag auch nicht besser wurde. Zentrum der jecken Feierlichkeiten war der Alte Markt, wo beim Biwak mit Livemusik von „Silke zahlt“ und The Jolly Family noch mit vielen Hektolitern Bier bis zum Sonnenuntergang durchgefeiert wurde. Übrigens bietet der Gerresheimer Veedelszoch eine Besonderheit, die unterstreicht, dass auch wirklich an jeden gedacht wird, denn die Aufstellung erfolgt in umgekehrter Reihenfolge. Heißt: Der vermeintlich letzte Wagen zieht zunächst an allen anderen vorbei und wird dann zum ersten, sodass alle Teilnehmer wirklich etwas vom Zug sehen und den Mitstreitern gebührend zujubeln können.