Der Waschsalon, ein Weichgespülter Stadt-Mythos
Die Flirt-Chancen im Waschsalon sind gering, die Institution als solche eigentlich überflüssig, tot zu kriegen ist sie dennoch nicht.
<h3 style="text-align: center;">"Ich jonn su unwahrscheinlich jähn met dir enn der Waschsalon, weil du häss Ahnung vun dä Technik, vunn der ich nix verstonn."
BAP, Waschsalon, "Für usszeschnigge", 1981
Düsseldorf. Brigitte Opuku hat die Maschinen eins bis vier belegt. Die Not hat sie in den Waschsalon getrieben, ihre Waschmaschine hat vor der Zeit den Geist aufgegeben, und ein Mechaniker ist über Karneval nicht zum Kundendienst zu bewegen. "Da habe ich meine Sachen ins Taxi gepackt und bin hergekommen", sagt sie, kippt Waschpulver ins Fach und sieht zu, wie die Wäsche rund geht. Glück für sie, dass Düsseldorf mit zwölf Waschsalons gut bestückt ist. Wahrscheinlich gibt’s sogar eine Dunkelziffer. "Ich habe gezählt und bin auf 15 gekommen", sagt Maik Fastabend (40), der in der Stadt vier Salons betreibt.
Der größte befindet sich an der Charlottenstraße - 25 Waschmaschinen, elf Trockner und eine Mangel - eine Gegend, in der es durch Bahnhofsnähe nicht immer sauber zugeht. "Die Lage ist gut", sagt Fastabend, "viele Japaner". Die kommen vor allem am Wochenende, Manager in Schlips und Kragen mit einem Bündel Feinripp im Gepäck. Für sie hat Fastabend die Gebrauchsanweisungen ins Japanische übersetzt. Obwohl’s Waschmaschinen schon für weniger als 300Euro gibt, und laut Statistik fast 90 Prozent aller Haushalte eine haben, lohnt sich für ihn das Geschäft. "Seit Jahren konstant", sagt er. Mit kleineren Schwankungen zum Monatsanfang und -ende.
Viele Menschen entschieden sich gegen eine Waschmaschine, aus Platz- oder Geldgründen. Außerdem wüssten viele Hausfrauen große Trommeln zu schätzen. Satte 18 Kilo fasst das größte Trümmer von Fastabend. Zudem sei so ein Salon auch Kommunikationszentrale und (etwas seltener) Flirt-Station. "Manchmal lernen sich bei mir Menschen kennen, die dann zusammenbleiben." Beim letzten Mal sind beide anschließend zusammengezogen, haben sich aber eine eigene Maschine besorgt und fortan zu Hause gewaschen. Ansonsten sei die große Liebe im Waschsalon eher ein Fall für Hollywood.
Nicht Hollywood, sondern ein deutscher Privatsender ist öfter im Waschsalon von Walter Nischik (75). Seit 1983 betreibt er den Laden in Oberbilk und vier Mal wurde bei ihm gedreht. "Weil die es bei mir so gemütlich fanden", glaubt Nischik, für den Waschmaschinen und Autos aus Prinzip nur aus deutscher Produktion in Frage kommen. Miele-Waschsalon steht am Schaufenster. Warum in Waschsalons nicht mehr Ehen angebahnt werden, weiß Nischik: "Die Leute gehen einkaufen oder spazieren, kaum jemand setzt sich hierher und schaut der Wäsche zu."
Das käme auch Simon Nagel (25) nicht in den Sinn. Der Germanistikstudent ist erst seit kurzem Besitzer einer eigenen Maschine und war die vergangenen anderthalb Jahre auf SB-Salons angewiesen. Erkenntnisreiche Monate. "In Waschsalons gibt es viel weniger schöne Frauen als im Fernsehen vorgegaukelt wird", sagt Simon. Außerdem herrschten dort mitunter raue Sitten. "Ich bin zwischendurch nach Hause gegangen. War ich zu später wieder da, hat irgendwer meine Sachen aus der Maschine geholt und in die Ecke geworfen."
Ist auch nicht ganz sauber.