Die 100. Rollnacht Vom Nobody zum Vorbild
Düsseldorf. · Am Donnerstag findet die Rollnacht zum 100. Mal statt. Was als kleine Idee begonnen hat, ist nun kaum zu bremsen. Claus Vogel steht als Organisator dahinter – und hat in der Zeit viel gelernt.
Eigentlich hat alles klein angefangen. Mit ein paar Freunden, die sich abends zum gemeinsamen Skaten getroffen haben. Ende der 90er, „als Inlineskaten noch hip war“, sagt Claus Vogel. Gut, ein paar ist vielleicht etwas untertrieben, denn die Polizei schaute nicht schlecht, als knapp 200 Skater gemeinsam die Stadt unsicher machten. Warum eigentlich, so der Gedanke irgendwann, machen wir das nicht offiziell?
Seit 2008 gibt es die Rollnacht. An neun Abenden pro Jahr fahren alle, die Lust haben, an der Reuterkaserne los und machen über 20 Kilometer Strecke über die Hauptstraßen der Stadt. Die sind an diesen Abenden extra für die Teilnehmer gesperrt. Im Schnitt, weiß Claus Vogel, fahren etwa 3500 Menschen mit. Aus Düsseldorf, aber auch aus der Umgebung, sogar aus Holland und Belgien reisen immer wieder Skate-Begeisterte an.
„2008 waren wir noch ein Nobody, heute ist das ganz anders“, sagt Organisator Claus Vogel. Immer wieder bitten andere Städte ihn, sie zu beraten. Die Düsseldorfer Rollnacht gelte als Vorbild. Die Ordner der Rollnacht werden zudem immer wieder zum Berliner Skatemarathon eingeladen – als „gelbe Wand der rheinischen Fröhlichkeit“ am Ende des Marathonfeldes.
Doch nicht überall seien die Bedingungen für eine Skatenacht so gut wie in Düsseldorf – flache Strecken, guter Belag, schönes Panorama am Rhein. Doch nicht nur die Rahmenbedingungen sorgen dafür, dass der Zuspruch und die Teilnehmerzahlen so groß sind. Denn Vogel ist immer auf der Suche nach Neuem, nach Besonderem, damit die Rollnacht auch für alte Skate-Hasen nicht langweilig wird.
Zum 100. Jubiläum etwa wird es vor dem Start einen Auftritt von Mimi Merz von Pänz en de Bütt geplant. Jedes Jahr gibt es außerdem eine Fahrt durch das Sprinterwerk? Außerdem organisieren die Macher immer wieder DJ-Auftritte und neue Strecken, am 16. Mai etwa geht es über 27 Kilometer bis nach Reisholz. Eine Vision von Vogel für die Zukunft: Die Rollnacht als Flirtnacht - um Singles zusammenzubringen. Denn die Rollnacht sei schon jetzt ein guter Treffpunkt, um sich mal – unabhängig von Kneipen und Clubs – kennenzulernen.
„Es hat sich schon viel verändert seit dem Anfang“, sagt Claus Vogel. Eigentlich hätten sie sich vorgenommen, die Rollnacht für ein oder zwei Jahre zu organisieren. Doch die Nachfrage habe nicht abgenommen, steige eher an. Durch soziale Medien, Smartphone und mobiles Internet erreiche man die Teilnehmer außerdem viel besser und kurzfristiger. Habe man auf Facebook etwa 600 Zusagen für eine Rollnacht, könne man gut und gerne mit dem Zehnfachen an Teilnehmern rechnen.
Auch Vogel selbst hat für sich Dinge dazugelernt. Heute halte er sich an den Abenden selbst gerne zurück, fahre auch mal inkognito mit, spreche Leute an und suche nach einem Stimmungsbild. „Ich will das Fahren dann auch selbst ein bisschen genießen“, sagt er. Doch sich so ein bisschen „rauszuziehen“, habe er auch erst lernen müssen.
Insgesamt ist er nach wie vor ein leidenschaftlicher Inlineskater. Er hofft, dass die Skates als weitere Alternative neben dem Fahrrad für den Verkehr in der Stadt hinzukommen. „Urban Skating“ sei etwa in Paris schon viel verbreiteter. Nötig dafür sei natürlich, dass die beteiligten sicher fahren können. Dafür gebe es in Düsseldorf zum Beispiel die Skateschule NRW am Hennekamp, wo man etwa sicheres Bremsen lernen könne.
Und auch auf der Rollnacht ist Vogel Sicherheit wichtig. Für Kinder gilt Helm- und Schutzkleidungspflicht, bei allen anderen werde dies auch gern gesehen. Ordner gehen als gutes Beispiel voran. A propos Ordner: Die werden immer dringend gesucht und sind vielleicht vor allem eine Option für die, die meinen, dass ihnen die Rollnacht zu langsam ist. „Da sind schon sportliche Höchstleistungen gefragt“, sagt Vogel.