„Die Forderungen gehören auf die Straße“ Wie das Treffen der „Fridays for Future“-Aktivisten mit Schulministerin Gebauer lief

Düsseldorf · Aktivisten von „Fridays for Future“ sprechen in Düsseldorf mit NRW-Schulministerin Gebauer (FDP) über Klimaschutz und Schwänzen.

Knapp 90 Minuten dauerte am Dienstag das Gespräch zwischen NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (r.) und den Aktivisten von „Fridays for Future“ aus der Düsseldorfer Ortsgruppe (v. l.): Mathis Beuthen (15), Leonhard Ganz (20), Lukas Mielczarek (19) und Merle Tennie (17). „Es war konstruktiv, aber einig sind wir uns nicht“, so Lukas Mielczarek.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Fehlendes Interesse der Medien gehört nicht zu den Problemen der Aktivisten von „Fridays for Future“. Nachdem vier Vertreter der Klimaschutz-Bewegung am Dienstagnachmittag bei NRW-Schulminsterin Yvonne Gebauer (FDP) zum Gespräch waren, hatten die jungen Leute reichlich damit zu tun, Fragen der Journalisten zu beantworten. Die Handys erfüllten intensiv wie selten jene Funktion, für die sie einst erfunden wurden – telefonieren.

„Die Atmosphäre bei dem Treffen war durchaus konstruktiv“, berichtete Lukas Mielczarek. „Mit knapp 90 Minuten hat das Ganze auch viel länger gedauert, als vereinbart war.“ Der 19-jährige Student gehörte ebenso zu der vierköpfigen Delegation wie der Student Leonhard Ganz (20) sowie Merle Tennie (17) und Mathis Beuthen, die noch zur Schule gehen. Alle gehören zur Düsseldorfer Ortsgruppe von „Fridays for Future“.

„Das Thema darf nicht im Unterricht verschwinden“

„Es war ein gutes Gespräch, aber die Meinungsverschiedenheiten bleiben“, so Mielczarek. Nach Darstellung des Studenten hat Gebauer das Engagement der Aktivisten für den Klimaschutz sehr gelobt. Und sie habe angeregt, das Thema in Form von Projekten von der Straße wieder in die Schule zu holen. „Dafür hat sie auch konkrete Unterstützung zugesagt“, berichtete Mielczarek. „Das finden wir auch gut. Aber unsere Forderungen gehören auf die Straße, solange sich die Politik nicht wirklich für den Schutz des Klimas einsetzt. Dass das Thema zurück in den Unterricht wandert und dort verschwindet, ist für uns keine Option.“

„Sehr positiv“ bewertet der Student, dass die Ministerin beim Umgang mit dem Schulschwänzen zugesagt habe, auf die Verhältnismäßigkeit zu achten. „Nach ihren Worten wird es nach den Demonstrationen keine Listen mit Schülernamen geben, die an die Bezirksregierung übermittelt werden.“

Im Grundsatz hält Gebauer aber an ihrer harten Linie fest. Die Teilnahme an Schülerstreiks während der Unterrichtszeit ist demnach unzulässig. Eine Verletzung der Schulpflicht kann „verschiedene erzieherische Maßnahmen nach sich ziehen“, heißt es in einer Stellungnahme des Ministeriums. Das unentschuldigte Fehlen wird auf dem Zeugnis dokumentiert. Wenn die Demonstrationen noch lange anhalten, sind aber drastische Sanktionen denkbar – bis zum Verweis von der Schule.

„Auch bei uns gibt es so etwas wie ein Rotationsprinzip“

Mielczarek schätzt die Stimmung unter den Aktivisten so ein, dass sie sich von solchen möglichen Strafen nicht abschrecken lassen. „Viele sind bereit, so etwas zu riskieren.“ Damit es so weit nicht kommt, setzt die Bewegung auf kreative Lösungen. „Es gehen ja nicht immer dieselben Aktivisten zu den Demonstrationen. Auch bei uns gibt es so etwas wie ein Rotationsprinzip. Das hilft.“

Inhaltlich steht die Düsseldorfer Ortsgruppe voll hinter den Forderungen, die die bundesweite Bewegung „Fridays for Future“ am Montag in die Öffentlichkeit getragen hat. Kernpunkt ist die Begrenzung der Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad entsprechend dem Pariser Klimaabkommen. Um das zu erreichen, sollen bis 2030 alle deutschen Kohlekraftwerke abgeschaltet werden.

Schon bis Ende dieses Jahres muss nach Meinung der Aktivisten ein Viertel der Meiler vom Netz. Aber damit nicht genug: Gefordert wird eine CO2-Steuer von 180 Euro pro Tonne auf alle Treibhausgasemissionen. Außerdem sollen alle Subventionen für fossile Energieträger abgeschafft werden, zum Beispiel die Steuervergünstigung für Dieselkraftstoff.

Wie das alles gehen soll, wissen sie bei „Fridays für Future“ auch nicht so genau. „Das ist aber auch nicht unsere Aufgabe. Es ist Sache der Politiker, die konkrete Umsetzung zu organisieren“, so Mielczarek. Aber: Die Umsetzung müsse sozialverträglich gestaltet werden und dürfe keinesfalls einseitig zu Lasten von Menschen mit geringem Einkommen gehen.

Und was tut der Aktivist Lukas Mielczarek im Alltag für den Klimaschutz? „Ich  verzichte aufs Fliegen und versuche meinen Fleischkonsum zu mindern“, so der Student. Es gehe nicht darum, dass jeder auf alles verzichtet, sich zum Beispiel vegan ernährt. „Aber jeder kann einen Beitrag leisten. Weniger mit dem Auto fahren, Strom sparen, im Alltag sind viele kleine Schritte möglich.“